MOL-Gruppe

Unberechenbares Umfeld

Das größte Unternehmen Ungarns schüttet auf den Vorjahresgewinn von 355 Mrd. Forint (865 Mio. Euro) eine Dividende von rund 220 Mrd. Forint aus.

Das ist ein Zehntel mehr als im Vorjahr, bleibt aber hinter den Rekordausschüttungen auf die Geschäftsjahre 2021 und 2022 zurück, als den Aktionären insgesamt mehr als 520 Mrd. Forint an Dividenden ausgezahlt wurden. CEO Zsolt Hernádi feierte in einem Umfeld geopolitischer Spannungen, eines schwachen globalen Wachstums und zunehmender Eingriffe durch die Regulierung mit Blick auf das abgeschlossene Geschäftsjahr ein „stabiles Ergebnis“. In Mitteleuropa wurde die MOL-Gruppe durch verschiedene Regierungen allein in den letzten drei Jahren mit 3,5 Mrd. Dollar an Sondersteuern zur Kasse gebeten.

Die Europäer leiden

Der Vorstand sprach von erfolgreichen Erschließungen neuer Öl- und Gasfelder sowie drei neuen Kooperationen mit strategischen Partnern in Aserbaidschan (SOCAR), Kasachstan (KazMunayGas) und in der Türkei (TPAO). Im Segment der Petrolchemie leiden die Europäer unter dem erstarkenden Wettbewerb, hohen Energiekosten und immer strengeren Umweltnormen. Das trifft auch den Polyol-Komplex in Tiszaújváros, der für 1,3 Mrd. Euro entstand und 2024 endlich seinen Betrieb aufnahm.

Die MOL-Gruppe hält auch an der Erzeugung von grünem Wasserstoff fest – in Százhalombatta wurde der größte derartige Betrieb in der Region übergeben. Die Modernisierung der INA-Raffinerie in Rijeka stellt die größte aktuelle Industrieinvestition in Kroatien dar. Dank Zukäufen in Slowenien und Polen betreibt das ungarische Unternehmen nun 2.400 Tankstellen. Als neues Geschäftsfeld kam im vergangenen Jahr die Abfallkonzession (MOL MOHU) hinzu. Rund 2.300 Rücknahmeautomaten wurden installiert, in denen die Bürger täglich 6 Mio. Getränkebehälter recyceln – diese Menge war ursprünglich erst für 2030 erwartet worden. In die Kreislaufwirtschaft wird die Gruppe binnen zehn Jahren ca. 500 Mrd. Forint investieren.

Regierung bremst Investitionen aus

Hernádi kritisierte neben dem Zollkrieg und der EU-„Umweltpolitik“ das unberechenbare regulatorische Umfeld in Ungarn, das Investitionen ausbremse. Die steigende Dividende rechtfertigte der Vorstand mit dem Hinweis, für 2025 sehe die MOL-Gruppe kein größeres Potenzial für Akquisitionen.

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die MOL-Gruppe ein EBITDA in Höhe von 3,1 Mrd. Dollar (+2%), obgleich die Umsatzerlöse in Dollar-Parität leicht auf 25,1 Mrd. Dollar sanken. Das Vorsteuerergebnis sank derweil beträchtlich, von 1,9 auf 1,4 Mrd. Dollar.

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