Rheinmetall
Ungarn dient als „Blaupause“
Das Gespräch mit dem „Focus“ bedient sich des Ukraine-Kriegs als Aufhänger, um den Aufstieg der Düsseldorfer Rüstungsschmiede Rheinmetall zum DAX-Konzern nachzuzeichnen. Papperger will den aktuellen „Hype“ natürlich nutzen, mit 20-30% Wachstum pro Jahr aber kontrolliert und in gesunden Strukturen expandieren.
Es gibt kein Zurück mehr
Dazu gehören gleich drei neue Fabriken allein in Ungarn, weshalb das deutsche Nachrichtenmagazin nachfragt: „Müssen Sie nicht damit rechnen, dass Ihr Markt wieder zusammenbricht, wenn die Ukraine Frieden findet?“ Worauf Papperger eine klare Antwort hat: „Egal, wie lange dieser Krieg noch dauern wird: Er hat schon jetzt so viel verändert, dass es kein Zurück mehr gibt.“
Ungarn gehöre zu den Hauptkunden, dort habe man das aktuell modernste Werk in Europa. „Und Ungarn will Europa zugleich mit einem Sprengstoffwerk helfen“, lobt der Konzernchef, der zugleich freimütig einräumt, dass der ungarische Staat die Fabriken baut, während Rheinmetall Maschinen und Know-how liefert, die Anlagen betreibt und sich als Miteigentümer engagiert. Das könnte nach seinem Verständnis durchaus als „Blaupause“ für Planungen in der Ukraine dienen.
Rheinmetall-Chef: „Krieg ist immer schmutzig.“
Dass sich Rheinmetall in Ungarn so wohl fühlt, dürfte nicht unabhängig vom sicherheitspolitischen Kalkül der Orbán-Regierung geschehen. Da spürt man den Zeitgeist offenbar weitaus realistischer als in Berlin oder Brüssel. Für die Naivität der Deutschen steht stellvertretend das Focus-Bild von einem Krieg in der Ukraine, der „mit geradezu mittelalterlicher Brutalität geführt“ wird. Worauf Papperger klarstellt: „Krieg ist immer schmutzig. Das können nur Träumer anders sehen.“ Ihn ärgert ebenso die Diskussion in Brüssel, wo man Soldaten als „sozial schädlich“ betrachtet.
In Sachen „nachhaltiger nationaler Sicherheitsvorsorge, wie im Zuge der Zeitenwende postuliert“, müsste Deutschland erst noch aus der Reserve kommen. Eine von der deutschen Politik ins Spiel gebrachte neue Pulverfabrik in Sachsen werde sich ohne staatliche Investitionshilfen nicht rechnen. „Insofern müsste uns die Politik da schon helfen, wie sie das in anderen Ländern tut“, darf aus dem Mund des Rheinmetall-Konzernchefs auf Ungarn gemünzt verstanden sein.