Kooperation zwischen Bosch und der Uni Miskolc
Lehrstuhl für Mechatronik runderneuert
Die Räumlichkeiten wurden umfassend modernisiert und mit neuester Technik ausgestattet, wofür das Unternehmen 30 Mio. Forint (gut 73.000 Euro) bereitstellte. Ein an aktuellen Industrieanforderungen ausgerichteter Lehrplan unterstreicht zudem das Bekenntnis zu einer Ausbildung am Puls der Zeit.
Interdisziplinäre Denkweise nötig
Mechatronik-Ingenieure benötigen eine interdisziplinäre Denkweise für das Verständnis von Robotik und Automatisierung und sind heute in nahezu allen Industriebereichen gefragt. Der Lehrstuhl, der ursprünglich vor über 20 Jahren mit damals hochmoderner Technik gegründet wurde, musste angesichts der rasanten industriellen Entwicklung und der zunehmenden Robotisierung konsequent weiterentwickelt werden.
Am Robert Bosch Institut für Mechatronik werden daher neben dem Maschinenbau auch fundierte Kenntnisse in Elektronik und Informatik vermittelt. Die zweistufige, praxisorientierte Ausbildung zum Mechatronik-Ingenieur mit Bachelor- und Masterstudium ist mit modernster Technik ausgestattet. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde der Lehrplan kontinuierlich weiterentwickelt; so startete bereits im September 2022 die neue Fachrichtung ‚Industrieroboter‘ zur Vertiefung der Robotik-Kenntnisse.
Der Modernisierung gingen fast zweijährige, intensive Beratungen zwischen dem Lehrstuhl und Bosch voraus. Das Ergebnis ist nicht nur die von Bosch-Experten speziell für die Universität entwickelte Montageanlage, welche realitätsnahe Produktionsbedingungen simuliert, sondern auch eine neue Softwareumgebung, die in der Industrie zukunftsweisend ist und sich dort gerade erst durchzusetzen beginnt.
Roland Ahl, Geschäftsführer der Robert Bosch Energy and Body Systems Kft., erklärt, dass Entwicklungen wie Maschinenvernetzung, Smart Manufacturing und Industrie 4.0 den Anstoß gaben, diese modernen Technologien in die Lehre zu integrieren. Der akademische Nachwuchs soll bereits während der Ausbildung mit denselben Werkzeugen arbeiten, die in modernen Fabriken zum Einsatz kommen.
Synergien für Wirtschaft, Forschung und Nachwuchskräfte
„Die Partnerschaft zwischen der Universität Miskolc und Bosch fördert mit dem Bildungsangebot die wirtschaftliche Entwicklung der Region und sichert hochqualifizierten Ingenieurnachwuchs für das Unternehmen sowie für weitere Industrieakteure des Landes.“ Prof. Dr. Zita Horváth, Rektorin der Universität Miskolc, unterstreicht weiter, dass die neuen Anlagen zwar primär der Lehre dienen und über zahlreiche Funktionen verfügen, aber explizit auch Potenzial für künftige Forschungsprojekte bieten. „Die Unterstützung durch Bosch stärkt auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Universität.“ Die dadurch potenziell wachsende Zahl der Auszubildenden trägt dazu bei, den steigenden und laut Horváth nahezu unbegrenzten Bedarf an Ingenieuren in der Industrie zu decken.
Auch für Bosch bietet die Partnerschaft zahlreiche praktische Vorteile. Über 60 Prozent der diplomierten Mitarbeiter der Robert Bosch Energy and Body Systems Kft. kommen von der Universität Miskolc. „Die Absolventen bringen bereits fundierte Kenntnisse moderner Technologien und Prozesse mit, was ihre Einarbeitungszeit im Unternehmen verkürzt“, unterstreicht Ahl. Die Zusammenarbeit ermögliche auch die frühzeitige Identifizierung von Talenten.
Die Strategie der Talentförderung und Bildungsunterstützung ist weltweit bei Bosch verankert und geht bereits auf den Unternehmensgründer Robert Bosch zurück. Sie dient lokalen Entwicklungen ebenso wie globalen Zielen. Die Modernisierung des Lehrstuhls und die äußerst positive Resonanz von Seiten des Unternehmens und der Universität gelten als Musterbeispiel erfolgreicher, langfristig angelegter Kooperation zwischen Industrie und Bildung. Das gibt Impulse für weitere gemeinsame Projekte. „Der Lehrstuhl selbst zeigt sich dabei stets offen für neue Ideen“, wirbt die Rektorin. Man achte auf die Bedürfnisse der Industrie, um dem akademischen Nachwuchs stets relevantes Wissen zu vermitteln.
Vom Hörsaal direkt in die Industrie 4.0
Péter Révay, Kaufmännischer Leiter der Bosch Power Tool Kft. in Miskolc, bezeichnet den Lehrstuhl als „Tor zum Unternehmen”. Die Nachwuchsingenieure eignen sich nicht nur technisches Wissen an, sondern verinnerlichen auch die Bosch-Unternehmenskultur mit ihren Werten wie Innovation, Teamarbeit und kontinuierliche Verbesserung. „Dies geschieht“, so Péter Révay, „durch die aktive Teilnahme von Bosch-Fachleuten an der Ausbildung sowie durch gemeinsame Projekte und Fachprogramme, in denen man den Arbeitsalltag bei Bosch erleben kann.“
Ein solcher früher Kontakt könne nicht nur das Studium, sondern auch die spätere Karriere positiv prägen. Die angehenden Ingenieure sind durch Praktika im Rahmen des Bosch-Praktikantenprogramms, von dualen Studiengängen sowie durch die Bearbeitung industrieller Aufgaben in Bachelor-, Masterarbeiten und Sommerpraktika zudem eng in die Bosch-Prozesse eingebunden.
Darüber hinaus stärkt die praxisorientierte Ausbildung in Automatisierung und Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit der ungarischen Industrie und hilft ihr, schneller auf technologische Veränderungen zu reagieren. Im Vergleich zur theorielastigen Ausbildung vor 20 Jahren liegt der Fokus heute auf direkt anwendbarem Wissen in Bereichen wie Datenerfassung, Sensortechnik, Robotik und künstlicher Intelligenz.
Der Lehrstuhl ist mit modernster Bosch-Technologie ausgestattet, beispielsweise ctrlX SPS und verschiedenen Sensoren. Auf diese Weise kennen sich Absolventen mit diesen Systemen bereits aus, wenn sie ins Berufsleben starten, und können so direkt an Industrie-4.0-Projekten mitarbeiten. „Solche Projekte erfordern aufgrund ihrer Komplexität – dem Zusammenspiel von Maschinen, Sensoren, Daten, Software und Menschen – eine neue Denkweise, Flexibilität und tiefgreifendes technologisches Wissen“, so Révay.
Bezüglich neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) erläutert die Rektorin, dass man an der Uni die Möglichkeiten der KI durchaus zur Aufgabenlösung nutzen kann, der Fokus des Lehrplans jedoch weiterhin auf der Vermittlung fundamentaler Kenntnisse im Bereich der Prozesssteuerung liegt.
Echte Werte schaffen
Die enge Verzahnung von universitärer Ausbildung und industrieller Praxis findet auch in persönlichen Erlebnissen ihren Ausdruck. „Diese Anlässe sind immer besonders, da ich hier hautnah miterleben kann, welch engagierte, talentierte und vielseitige junge Menschen an der Universität studieren“, so Péter Révay bezüglich seiner Erfahrungen bei der jährlichen Verleihung der Bosch-Preise. „Oft kommt es vor, dass ich Preisträger begrüßen darf, die ich bereits aus dem Praktikantenprogramm kenne. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, dass auch die bei Bosch gesammelten Erfahrungen zur Entwicklung der jungen Talente beigetragen haben. Solche Momente bestärken mich darin, dass die Zusammenarbeit mit der Universität Miskolc nicht nur strategisch wichtig ist, sondern auch echten Wert schafft – menschlich wie fachlich.“