Spar Magyarország

Komplette Verluste aufgebürdet

Die Preisstopp-Maßnahmen verfehlen ihre Wirkung, der Wettbewerb ist nicht fair, beklagte sich Gabriella Heiszler gegenüber dem liberalen Wochenblatt HVG.

Die Geschäftsführerin der Spar Magyarország Kft. sieht die nächsten zwei Jahre wegen des Kampfes gegen die auflodernde Inflation verloren, zudem wird der Privatverbrauch zurückfallen. „Die Preisdeckelungen können die Inflation nicht wirksam bremsen, verzerren aber sehr wohl den Markt“, erklärte die Managerin, die das Beispiel vom Käse nannte, der sich zusammen mit Quark irrational verteuert hat, seit der Preis für bestimmte Milchprodukte gedeckelt wurde. Die künstlich angeheizte Nachfrage sorgte für Engpässe bei Milchfett, was die Fertigung der genannten Produkte beeinträchtigt.

Heiszler ist sich sehr wohl im Klaren darüber, dass in der Krise Regierungen auch anderswo in den Markt eingreifen. Das geschieht aber nirgendwo so wie in Ungarn, wo die kompletten Verluste dem Einzelhandel aufgebürdet werden, während Erzeuger und Großhändler verschont bleiben. „Anderswo werden die Marktakteure zur Zusammenarbeit angehalten, bei uns kann davon keine Rede sein“, sagte sie der HVG.

10 Antworten auf “Komplette Verluste aufgebürdet

  1. Ich denke der Zweck der Preisdeckelung ist, dass der Einzelhandel in der Lage und aufgefordert ist, mit den Erzeugern und dem Großhandel in Verhandlungen zu gehen.
    Es gibt sozusagen einen Rückwärtsschub.
    Sollte der Preisdeckel länger anhalten und dies vom Staat signalisiert werden, dann könnten die Erzeuger durch einen “Hofverkauf” (direkt an den Verbraucher) von der Preisdeckelung sehr gut profitieren.
    SPAR kann trotzdem teuren Käse verkaufen, sofern zum Beispiel Gehaltserhöhungen (siehe Autoindustrie usw.) wirksam werden
    Inflation einzudämmen ist ein komplizierter Prozess, mit verschiedenen Schalthebeln.

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  2. Diese Politik von oben herab, die einzig in willkürlichen Markteingriffen besteht, richtet mehr Schaden an, als dass sie beseitigt.

    Die Orban-Regierung spielt sich zwar auf, stiehlt sich jedoch aus der Verantwortung.

    Eine Regierung sollte unterstützen und moderieren – wie Gabriella Heiszler sagt:
    “die Marktakteure zur Zusammenarbeit anhalten”

    Stattdessen haben wir in Ungarn Marktverzerrungen, die zu solchen Situationen eskalieren, wie wir sie an den Tankstellen erlebt hatten.
    Wieviel Glaubwürdigkeit hat denn eine Regierung, die regelrecht über Nacht ihre bisherigen Aussagen vom Tisch wischt?

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  3. Meines Erachtens gibt es nur zwei Möglichkeiten: der Staat greift ein oder er lässt Angebot und Nachfrage freien Lauf.
    Wenn er nichts tut wird das dem Staat vorgeworfen und wenn er reguliert, ist immer einer der Betroffenen unzufrieden.
    Eine “gerechte” Lösung des Inflationsproblems ist mir nicht bekannt.

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    1. “Der Staat greift ein” – das kann ja mit zwei verschiedenen Zielsetzungen geschehen:

      1. Der Staat federt die sozialen Härten durch gezielte und begrenzte Unterstützung ab.

      2. Der Staat bekämpft die Inflation.

      Wenn der Staat nun im Gießkannenprinzip alle vor den Auswirkungen der Inflation schützen will, treibt er die Inflation weiter an.
      Der Spritpreis von 480 HUF führte dazu, dass der Verbrauch und damit die Nachfrage sogar noch anstiegen.
      Sinkende Preise erhält man aber nur durch sinkende Nachfrage oder steigendes Angebot.
      Wenn die Nationalbank mit höheren Leitzinsen die Nachfrage bremsen möchte, ist es kontraproduktiv, wenn die Regierung die Höhe von Zinsen begrenzt und sie niedrig hält.

      Preisdiktate führen wiederum dazu, dass – wie das Benzin-Beispiel zeigt – das Angebot sinkt oder wie z.B. beim Milchpreis sich Käse verteuert.

      Der größte Fehler war jedoch, dass die Orban-Regierung für den Machterhalt große Wahlgeschenke verteilte, während die Nachfrage schon gestiegen war.

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      1. Habe ich das richtig verstanden Herr Hatzig, dass der Staat beim Milchpreis/Käse alles laufen lässt (Marktwirtschaft) und beim Benzin eingreift ?
        Beides ist nicht erfolgreich und wird hart kritisiert.
        Mein Eindruck: es gibt keine sofortige Lösung. Der aktive Bürger muss die Situation nutzen und zum Beispiel bei dauerhaft hohen Käsepreisen eine Direktvermarktung organisieren.
        Der Staat verwaltet nur die Einsatzfreude und Kreativität der Bürger.
        Und beides kann dauern.

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        1. Der Staat hat bei der Milch eingegriffen, weshalb Milchfett rar wurde, worauf der Käsepreis explodiert. Eingriffe haben stets Nebenwirkungen.
          Ihr Vorschlag der Direktvermarktung ist klug, es gibt auch durchaus Ansätze hierfür, aber die Masse der Konsumenten insbesondere in Großstädten erreichen diese nicht.

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          1. Herr Ackermann, mir fällt nach einigen Wochen auf, dass die Ungarn rührig sind und ihre kleinen Geschäftsfelder betreiben, mit denen sie dann klar kommen. Zur Zeit ist der Weihnachtsbaum-Vertrieb ein schöne Nebeneinkunft.

            Aus meiner Sicht müsste ein breiter und gesicherter Wohlstand her, damit Steuern bezahlt werden. So lange die Menschen ums Überleben kämpfen wird das nicht passieren.
            Aber wovon soll der Staat dann den Lehrern ein gutes Gehalt bezahlen ?
            Das ist ein schwieriger Prozess. Einer muss den Anfang machen.

            Ein guter Ansatz sind die großen Firmenniederlassungen mit regelmäßigen Steuern und sicheren Gehältern.

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            1. Ungarn ist kein armer Staat und die Ungarn ebenso geschäftstüchtig, wie z.B. die Deutschen.

              Das Problem ist die Korruption, die stark zugenommen hat und die Taschen einiger Profiteure mit den Steuergeldern und EU-Mitteln füllt, mit denen eigentlich u.a. angemessene Lehrergehälter finanziert werden könnten.

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        2. Es gibt Preisdiktate bei Milch und bei Benzin.
          Beides führt zu Marktverzerrungen, die beim Benzin zu Versorgungsengpässen und sogar steigendem Verbrauch führten.

          Letztlich führt ein steigender Preis zu einer sinkenden Nachfrage und/oder zu einem steigenden Angebot.

          Was die Notenbanken mit ihren Zinserhöhungen bezwecken, ist eine sinkende Nachfrage, indem Geld entzogen wird.

          Der Bürger muss vor allem preisbewußt einkaufen.
          Ist der Preis für Käse hoch, sollte er seinen Käsekonsum einschränken.
          Ist der Benzinpreis hoch, sollte er auf Fahrten, die nicht notwendig sind verzichten.
          Generell sollte er dort kaufen, wo der Preis am niedrigsten ist.

          Der Staat wiederum sollte soziale Härten durch Hilfen dämpfen.

          Ein Fidesz-Beispiel:
          Ein Gesetz zu Arbeitgeberzuschüssen für die Fahrten zum Arbeitsplatz an die Arbeitnehmer wartet schon lange auf eine Aktualisierung, stattdessen wird jedem SUV-Fahrer der Wochenausflug subventioniert.

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      2. Ja Herr Hatzig, in einem ungarischen Auswanderungsforum gibt es einen längeren Thread, in dem über die erstaunlichen Mehrmengen an verkauftem Benzin diskutiert wird, die in Ungarn seit einem Jahr ‘verbraucht’ werden. Wer kauft so viel Benzin und wo (an der Grenze?) und wofür ?

        Dieses Gießkannenprinzip ist mir auch schon lange ein Dorn im Auge.
        Das gilt zum Beispiel auch in Deutschland für die prozentualen Gehalterhöhungen bei den Angestellten und Beamten im öffentlichen Dienst, die alle gleich gestellt werden.
        Die hohen Gehälter sind sowieso schon gut versorgt und bekommen dann noch einen Batzen dazu, während die unteren Gruppierungen mit wenig mehr auskommen müssen.
        Ich kenne leitende Beamte, die sogar verzichten würden, damit die jungen Mitarbeiter besser verdienen und ihre Familien gut versorgen können.
        Gießkannenprinzip – nein danke.

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