Weiteres Megaprojekt mit China
BYD holt Europazentrale nach Budapest
Am späten Donnerstagnachmittag unterzeichnete die ungarische Regierung im Karmeliterkloster auf der Burg eine strategische Vereinbarung mit dem chinesischen Automobilhersteller BYD. Orbán erinnerte daran, dass Ungarn seit 1990 systematisch die Grundlagen für seine Integration in die globale Automobilindustrie legte. Dafür dankte er den Ingenieuren und den Arbeitnehmern in den Automobilwerken sowie bei den Zulieferern.
Ungarn will neue Epoche mitgestalten
Heute durchlebe die Automobilindustrie einen epochalen Wandel, mit neuen Technologien und neuen Kundenbedürfnissen, die neue Akteure auf die Bühne bringen. „Wir Ungarn wollen auch an dieser neuen Epoche aktiv mitwirken. Deshalb trafen wir die strategische Entscheidung, die Integration unserer Industrie in die Elektromobilität voranzutreiben.“
Diese Entscheidung sei unumstößlich und nicht von kurzfristigen Konjunktur- und Marktentwicklungen abhängig. „Eine neue Technologie geht immer mit Euphorie und Verdruss Hand in Hand, das muss man aushalten können. Entscheidend ist das Wissen, wo die Zukunft liegt, an der Ungarn partizipieren möchte.“
Orbán: „Wir brauchen starke Partner“
Der Ministerpräsident verwies auf die Notwendigkeit für ein kleines Land wie Ungarn, sich auf seinen Wegen auf starke Partner zu stützen. Bei diesen neuen Technologien sei China führend; im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten habe Ungarn dies nicht nur früh erkannt, sondern bekennt sich seither ungebrochen zum Format China-Mittelosteuropa bzw. zur Belt-and-Road-Initiative (BRI), der Neuen Seidenstraße. Präsident Xi Jinping habe Ungarn bei seinem Budapest-Besuch eingeladen, an der Modernisierung Chinas teilzuhaben, womit er dem Land und seinen Wirtschaftsakteuren eine neue Perspektive eröffnete.

Orbán brach eine Lanze für die ungarische Strategie der Konnektivität, die im Kern bedeute, pragmatische Beziehungen zu allen Zentren der Weltpolitik und des Welthandels zu unterhalten. Ungarn solle zu einem Treffpunkt von Investoren aus West und Ost, von Kapital, Technologien und Handel werden.
„Die jetzige Vereinbarung mit BYD ist auch deshalb so wertvoll, weil der Konzern bei uns nicht nur Fabriken errichtet, sondern auch ein Entwicklungszentrum nach Ungarn holt.“ Damit begeben sich die Chinesen in eine lange Reihe mit Namen wie Audi, Mercedes, Bosch, Continental, Schaeffler, Knorr-Bremse oder ZF, Apollo Tyres, Samsung, Sega und Stellantis.
BYD: In wenigen Jahrzehnten an die Spitze
Der CEO von BYD, Wang Chuanfu, würdigte die großen Traditionen Ungarns „im Herzen Europas“ in der Automobilindustrie, seine moderne Infrastruktur und sein reifes industrielles Hinterland. „Die Unterzeichnung der strategischen Partnerschaft, mit der wir unser Europazentrum nach Ungarn holen, bildet einen wichtigen Meilenstein in unserer Entwicklung.“
Er habe das Unternehmen 1994 beflügelt durch eine Politik der Reformen und der Öffnung gegründet. Weil man die Chancen der mit neuen Energien angetriebenen Autos früh erkannte, konnte BYD zum größten Hersteller solcher Fahrzeuge in der Welt aufsteigen.

Im vergangenen Jahr erreichten die eigenen Auslieferungen von sog. NEV-Modellen (New Energy Vehicle) 4,27 Mio. Einheiten. Damit ist das chinesische Unternehmen Spitzenreiter in seinem Segment und auf Platz 6 unter allen Automobilkonzernen vorgerückt. Die Zusammenarbeit mit Ungarn reicht bis in das Jahr 2005 zurück und begann mit der Fertigung von Komponenten für Mobiltelefone. Im Jahre 2016 wurde in Komárom der Bau von e-Bussen begonnen. Heute entstehen parallel das Automobilwerk in Szeged und nun das F+E-Zentrum in Budapest.
Der Gouverneur der chinesischen Provinz Guangdong, Wang Weizhong, brachte seine Freude zum Ausdruck, hier in Budapest Zeuge sein zu dürfen, wie das Europazentrum von BYD entsteht. Der Handel zwischen China und Ungarn wachse jährlich um rund 10%, und die Provinz Guangdong hält allein einen Anteil von ungefähr einem Zehntel daran. Unternehmen aus seiner Heimat sichern schon heute 10.000 Menschen in Ungarn eine Existenz.
Szijjártó: „Wir erleben hier eine neue Dimension“
„BYD investiert rund 100 Mrd. Forint (gut 245 Mio. Euro) in die Ansiedlung der Europazentrale und eines F+E-Zentrums in Budapest“, gab Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó bekannt.
Er unterzeichnete mit der BYD-Europadirektorin Stella Li, im Beisein von Gouverneur Wang Weizhong, Ministerpräsident Viktor Orbán und BYD-CEO Wang Chuanfu die Dokumente der strategischen Partnerschaft, die Ungarns Regierung mit dem chinesischen Automobilkonzern eingeht. Der Staat gewähre für die Investition Zuschüsse in Höhe von 20 Mrd. Forint. Insgesamt 2.000 Arbeitsplätze werden entstehen, die zu 90% Hochschulabschlüsse voraussetzen, überwiegend für Ingenieure. Mindestens die Hälfte der an diesem Ort entwickelten Patente werde in Ungarn zur Eintragung gelangen.
BYD wird die neue Zentrale im 11. Stadtbezirk ansiedeln. Das F+E-Zentrum wird sogleich mit zwei Projekten starten, die sich auf die Integration intelligenter Technologien in die moderne Mobilität konzentrieren bzw. der Entwicklung modernster Elektromobilitäts-Technologien der kommenden Generation dienen.