Budapest Airport Zrt.
Staat erklärt Kaufabsicht
Kaufgegenstand ist der Betreiber des internationalen Flughafens „Ferenc Liszt“, die Budapest Airport (BA) Zrt. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte deren Hauptaktionär AviAlliance am Mittwoch, Verkaufsgespräche aufzunehmen. Die Verhandlungen dürften sich über Monate erstrecken.
Bloomberg lag richtig
Vor Tagen hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg gestützt auf vertrauliche Quellen berichtet, der ungarische Staat wolle eine Mehrheit von 51% an der BA Zrt. erwerben, 49% der Geschäftsanteile sollten an einen professionellen Flughafenbetreiber gelangen. Neben der AviAlliance (55,4%) halten zwei internationale Finanzinvestoren Anteile an der BA Zrt.
Der Orbán-Regierung ist seit Jahren ein Dorn im Auge, dass der wichtigste Flughafen des Landes einst durch die sozialistische Regierung an ausländische Investoren „verscherbelt“ wurde; die langjährige Konzession sei ausgesprochen nachteilig für das Land und behindere umfassende Modernisierungskonzepte. Als sich im Jahre 2020 ein „Konsortium“ aus Indotek, MOL-Gruppe und dem Staat formierte, lehnte die AviAlliance einen Verkauf der BA Zrt. jedoch rundheraus ab. Diese Haltung war nicht mehr so eindeutig, als das Angebot angeblich auf 4,4 Mrd. Euro hochgeschraubt wurde.
Qatar Holding als Partner beim Budapester Flughafen?
Wirtschaftsminister Márton Nagy stellte erst vor wenigen Monaten nochmals klar: Da es sich um ein strategisches Unternehmen handelt, werde die Orbán-Regierung alles tun, um die ausländischen Investoren abzulösen. Beobachter gehen davon aus, dass Katar an die Seite des ungarischen Staates rücken könnte. Emir Tamim bin Hamad Al Thani war Mitte August Gast von Ministerpräsident Viktor Orbán im Karmeliterkloster auf der Burg. Wenngleich Orbán nach offiziellen Verlautbarungen den Flughafen mit keinem Wort erwähnte, verständigte er sich doch mit seinem Gast darauf, die Beziehungen der beiden Länder auf eine strategische Ebene zu heben.
Im Rekordjahr 2019 zählte der Budapester Flughafen 16,2 Mio. Reisende. Nach der Corona-Krise erholen sich die Zahlen nur langsam, so dass im laufenden Jahr erst wieder mit 14,3 Mio. Passagieren gerechnet wird. Das Wirtschaftsportal portfolio.hu setzt den „fairen“ Unternehmenswert der BA Zrt. auf 2,7-4,6 Mrd. Euro an, würde sich aber – angesichts der Entschlossenheit der Orbán-Regierung – auch über einen Kaufpreis von 5-6,5 Mrd. Euro nicht wundern.