Glosse: Eindrücke eines Neu-Ungarn
„Tanzen wir nicht nach ihrer Pfeife!“
So beobachten nun auch wir mit schadenfrohem Schmunzeln das selbstbewusste Verhalten der ungarischen Verhandlungsführer bei vielen bedenklichen Vorgaben aus Brüssel. Gerade Ministerpräsident Viktor Orbán wird als „Enfant terrible“ Europas gefürchtet. Dabei verteidigt er einfach nur die Interessen von Ungarn.
„26 ohne einen“
Auch wenn er beim jüngsten EU-Gipfel in Brüssel sein Veto gegen den EU-Beitritt der Ukraine nicht lauthals und medienwirksam in den Ring werfen konnte – schließlich kann einen auch als „Diktator“ mal ein plötzlicher Kaffeedurst übermannen. Das nutzten sodann die anderen Regierungschefs ungewöhnlich prompt und machten aus einer Entscheidung „26 gegen einen“ die Entscheidung „26 ohne einen“, bevor der „böse Ungar“ wieder in den Verhandlungssaal zurückkehrte.
Natürlich war das kurze Verlassen des Saals im Vorfeld abgesprochen und verhalf Orbán dazu, sein Gesicht zu wahren. Vor allem im Hinblick darauf, dass es erst einmal nur um den Beginn von Beitrittsgesprächen ging, der da beschlossen worden ist. Die eigentlichen Verhandlungen dazu kommen ja noch – vielleicht erst in mehreren Jahren, und bis dahin kann noch viel passieren. Es könnte beispielsweise Vernunft über EU-Europa regnen oder es könnten weitere patriotisch gesinnte und vor allem mutige Ministerpräsidenten ans Ruder kommen.
Das Ahrtal kann warten…
In Brüssel fällt immer wieder auf, dass die Ungarn schon etwas anders ticken. So steht hier beispielsweise vor allem das Wohlergehen des eigenen Volkes im Vordergrund, wo ja gerade in Deutschland eine solche Sichtweise seit Jahrzehnten als überholt gilt. Dort scheint der Siegeszug externer über deutsche Interessen unvermindert anzuhalten. Radwege in Peru, super! Das Ahrtal kann warten…
Das Verfolgen eigener Interessen gilt in Deutschland immer mehr als suspekt, und natürlich auch als „rechts“. Als etwas, für das man sich entschuldigen müsste… Bei wem auch immer … Und da sich Orbán immer wieder gerne auf die Interessen seines Landes und der ungarischen Wähler beruft, ist er in den Augen der deutschen Mainstreamler natürlich auch rechts, logisch!
In Ungarn gilt das Primat des Wählerwillens
Um den Wählerwillen noch besser zu ergründen, lässt dieser Rechte jetzt sogar eine Volksbefragung durchführen. Unerhört! Am Ende spricht sich das noch herum und die Bürger westeuropäischer Länder würden auch gerne mal befragt werden… So haben sich die Demokratiedauerbeschwörer das mit der Demokratie auch nicht gedacht… Es muss auch Grenzen geben!
Bei der aktuellen Nationalen Konsultation werden die ungarischen Bürger übrigens dazu befragt, wie sie zu bestimmten EU-Maßnahmen stehen. Zum Beispiel zu der Forderung, dass auch Ungarn endlich illegale Migranten aufnehmen oder dass auch Ungarn mit Waffenlieferungen mithelfen solle, den Ukraine-Krieg weiter am Laufen zu halten und Russland zu besiegen.
Ungarische Straßen voller von der Leyens
Zwar schauen wir „Neu-Ungarn“ mangels ungarischer Staatsbürgerschaft solchen Konsultationen nur als Zaungäste zu, dennoch freue ich mich jedes Mal, wenn ich an einem der Plakate vorbeikomme, die die Bürger zur Teilnahme an der Abstimmung motivieren sollen. Eine Ursula von der Leyen ist darauf zu sehen, assistiert von Alex Soros. Eingehegt wird das wenig Gutes verheißende Duo von der klaren Ansage: „Tanzen wir nicht nach ihrer Pfeife!“
Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn ich da vorbeigehe. Und jedes Mal denke ich mir dann: „Hier in Ungarn bin ich richtig!“
Der Autor ist Diplom-Physiker, machte dann aber die Musik und die Liebe zur Sprache zu seinem Beruf und wurde Kabarettist. In den vergangenen 40 Jahren stand er mehr als 6.000 Mal auf der Bühne und war in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast. Nebenbei schrieb er sechs Bücher. Seit 2020 lebt er mit seiner Frau in der Nähe des Balaton. Mehr zu Detlev Schönauer finden Sie in diesem BZ-Interview.
….bevor der „böse Ungar“ wieder in den Verhandlungssaal zurückkehrte.”
Bin sehr gespannt, wie sich die Slowakei entwickelt und ob sich Fico am 1. Februar an die Seite von Orbán stellt – oder mit den Kriegswölfen der totgrünen Linken heult, weil der internationale Druck ihm zu groß wurde. Die Mainstream-Medien: Orbán wittert einen Verbündeten in Bratislava.