Der Autor mit seiner Hofhündin Krümel, die natürlich vorschriftsmäßig angemeldet und geimpft ist. Foto: BZ / Marion Schönauer

Glosse: Eindrücke eines Neu-Ungarn

Ungarn – auch für Hunde kein rechtsfreier Raum

Es kommen immer mehr Deutsche nach Ungarn. Nicht zuletzt, weil sie die Freiheit schätzen, die sie hier erleben – in einem Land, wo man noch sagen kann, was man denkt, ohne gesellschaftlich sanktioniert oder geächtet zu werden, nur weil man eine „falsche“ Meinung vertritt.

Leider legen viele das mit der Freiheit etwas sehr frei aus und wundern sich dann, wenn sie zur Kasse gebeten werden – etwa bei Verkehrsverstößen oder wenn sie sich ihr Häuschen schwarz renovieren lassen. Tatsächlich empfinden viele Neu-Ungarn das Land als rechtsfreien Raum. Leider!

Das Hundeland

Das kann man besonders beim Umgang mit Haustieren beobachten. Schließlich ist Ungarn nicht nur ein Paradies für deutsche Rentner, sondern auch für deren liebstes Haustier: den Hund. Gerade auf dem Land gibt es fast niemanden ohne. Und wenn doch einmal, dann hat man wenigstens Katzen, manchmal in Großfamilienstärke.

Das hat auch historische Gründe: im Agrarland Ungarn gibt es eben viele Bauernhöfe, ursprünglich kleine Familienbetriebe, die über das ganze Land verteilt sind. Aufgrund der starken Landflucht wurden viele dieser Immobilien verkauft und sind heute im Besitz deutscher Auswanderer, vor allem da diese viel preiswerter sind als in Deutschland.

Deren Struktur ist landestypisch: neben einem kleinen Wohnhaus an der Straße gibt es Nebengebäude, denen man noch ihre Funktion als Scheune, Schweinestall oder Sommerküche ansieht. Von der Straßenseite abgewandt liegt ein relativ großes Stück Land im Handtuchformat. „Relativ“ deshalb, weil es für deutsche Verhältnisse riesig, für ungarische eher überschaubar ist.

Kaum ein Hof ohne Hofhund

Selbst wenn viele Höfe ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr haben, findet man vielerorts immer noch „Hofhunde“, die bei manchen Ungarn noch an der Kette liegen, obwohl das aus Tierschutzgründen längst verboten ist.

Wenn man durch ein typisches ungarisches Dorf spaziert, sieht man häufig solche Wachhunde. Vor allem hört man sie, da sie neben Hühnern, Pferden und den unvermeidlichen Motorsensen die bekannte ländliche Geräuschkulisse bilden.

Die deutschen Auswanderer passen sich da gerne an, zumindest hundemäßig. So sind auch wir auf den Hund gekommen, der unser recht großes Grundstück als Auslauf nutzt und es liebt, kreuz und quer durch das eingezäunte Gelände zu schießen. „Gassi gehen“ ist auf dem Land dank des eigenen Platzangebotes eher unüblich.

Keine Hundesteuer, aber Anmeldung und Impfpass

Interessant für den deutschen Hundebesitzer ist übrigens, dass man in Ungarn keine Hundesteuer kennt. Dafür muss man seinen Hund beim Gemeindeamt anmelden und einen aktuellen Impfpass vorlegen.

Da das nicht allgemein bekannt ist, werden gelegentlich unangemeldete Kontrollen durchgeführt. Jeder Hund, selbst dann, wenn er nur aus touristischen Gründen hier herumbellt, muss geimpft und gechipt sein und darf nicht frei herumlaufen. Auch das wird hin und wieder kontrolliert.

Leider sehen das viele Auswanderer nicht so eng. Sie betrachten die Pflichtimpfung gegen Tollwut eher als überflüssig und lehnen jeglichen Eingriff an ihrem heißgeliebten Hund rigoros ab. Schließlich sind viele als kämpferische Gegner der Corona-Impfung hierher geflohen und legen einen Purismus an den Tag, der sogar ihre vierbeinigen Mitflüchtlinge einschließt. Aber Ungarn ist nun mal kein rechtsfreier Raum – nicht einmal für Hunde.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel

14. März 2025 10:37 Uhr
12. März 2025 13:50 Uhr
7. März 2025 10:35 Uhr