Glosse: Betrachtungen eines Neu-Ungarn, Teil 27
Telefonieren in Ungarn
Was haben wir nur früher ohne Smartphone gemacht? Wir haben unser Essen gegessen und nicht fotografiert. Gut, wir hatten früher auch unsere Rituale: wir haben vor dem Essen gebetet. Heute wird fotografiert: „Komm Herr Jesus sei unser Gast und kuck Dir mal an, was Du uns bescheret hast!”
Antiquierte Vorstellungen
Viele Deutsche haben beim Gedanken an Ungarn noch antiquierte Vorstellungen von einem zurückgebliebenen Land sowjetischer Prägung. Dabei ist in Ungarn vieles moderner als in der alten Heimat.
Wo Deutschland beim Digital-Ausbau seit Jahrzehnten fröhlich herummurkst, ist Ungarn schon viel weiter. Die Netzabdeckung ist besser und selbst in unserem kleinen Dorf mitten auf dem platten Land haben wir superschnelles Internet und das Glasfaserkabel geht bei uns direkt bis ins Wohnzimmer – und das bei sehr moderaten Preisen.
Das nutzen auch viele deutsche Einwanderer, die hier dank Home-Office berufstätig sein können. IT-Spezialisten und Website-Entwickler erfreuen sich an dem guten und schnellen ungarischen Netz, das stabiler als in Deutschland ist.
Online-Shopping mit geringen Ungarischkenntnissen
Ich benutze das Internet häufig für Online-Bestellungen, selbst ohne große Ungarischkenntnisse. Für die Suche nach einem bestimmten Artikel forsche ich in einer Übersetzer-App zunächst nach dem ungarischen Begriff. Den gebe ich – zusammen mit dem nationalen Kürzel „Punkt-hu” in die Suchmaschine ein und bekomme sofort mehrere Seiten vorgeschlagen, auf denen ich meinen Artikel bestellen kann.
Irgendwo auf dem Bild klicke ich auf die rechte Maustaste und wähle „auf Deutsch übersetzen” aus. Sofort wird die komplette Seite übersetzt. Das klappt auch mit Fragebögen und Eingabemasken.
Das funktioniert ebenso mobil mit dem Smartphone. So macht es Sinn, sich in Ungarn gleich eine ungarische Rufnummer zuzulegen, auch wegen des günstigeren Preises.
Die Vorwahlnummern
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Telefonnummern innerhalb von Ungarn. Da gibt es die Vorwahl 06 statt der 0 wie in anderen Ländern. Bei Festnetznummern wählt man die 06 vorweg, auch wenn sie oft ohne diese Vorwahl veröffentlicht sind.
Die Festnetznummern sind sechsstellig, in Budapest haben sie sieben Ziffern. Die Hauptstadt hat die Ortskennzahl 1, für alle anderen ungarischen Festnetzanschlüsse braucht man zwei Vorwahlziffern. Mobilfunknummern erkennt man daran, dass sie, je nach Anbieter, mit 20, 30 oder 70 beginnen.
Mit dem Smartphone wähle ich am einfachsten die komplette Nummer: Ländervorwahl (+36 für Ungarn) – Ortskennung – Rufnummer. Sinnigerweise habe ich in meinem Smartphone alle Nummern auch so abgespeichert.
Das nutze ich natürlich auch hier für vieles andere: zum Fotografieren, für Termine oder für Notizen, gerade wo ich in meinem Alter so viel vergesse. So musste ich mir sogar kürzlich selbst eine SMS schicken: „Achtung aufpassen: erst auflegen, dann ‚Blödmann‘ sagen!”


Vo wegen nur “Segen”:
Neuste Forschungen ergaben, dass die Nutzung der Smartphones mit bedenklichen Nebenwirkungen verbunden ist wie z.B.
Depressionen, verringerte Aufmerksamkeitsspanne
die Qualität des Schlafes wird negativ beeinflusst
negative Wirkung auf menschliche Beziehungen und sogar körperliche Schmerzen! wurden als Folgen festgestellt!
Das ganze abgesehen von der ständigen Überwachungsmöglichkeit!
HH Pulz:
Wie man es in Ungarn oft sagt:
“In großen Mengen Gift, in kleinen Mengen Medizin”….
Man muß keine Übrwachungapps installieren und 24/7 spielen und surfen.
Mit etwas Selbstdisziplin geht das gut. Ähnlich wie mit dem Essen und Trinken.