Gewässertemperaturen
Seen werden zur Badewanne
Die Mitarbeiter des HUN-REN Balaton Limnologischen Forschungsinstituts (BLKI) untersuchten die Veränderungen der Wassertemperatur im Zeitraum zwischen 1870 und 2021 in Bezug auf die größeren Seen und Flüsse der pannonischen Ökoregion. In ihre Analyse bezogen sie Daten der Wasserwirtschaft sowie eigene Daten ein. Diese wurden durch berechnete Werte der Oberflächenwassertemperatur anhand von Satellitenbildern und durch Daten von Wetterstationen ergänzt.
Die jüngste Studie zeigte, dass sich die Oberflächenwassertemperatur zwar über den gesamten Zeitraum von 150 Jahren erwärmt hat, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre jedoch gravierende Veränderungen einsetzten: die Dynamik der Erwärmung nahm um mehr als das Sechsfache zu. Insgesamt betrug der durchschnittliche Anstieg der Oberflächenwassertemperatur im gesamten Untersuchungszeitraum 0,05°C pro Jahrzehnt, in den letzten 40 Jahren jedoch 0,32°C pro Jahrzehnt. Flache Seen wie der Plattensee, der Neusiedler See und der Velence-See verzeichneten einen schnelleren Temperaturanstieg von 0,46°C pro Jahrzehnt im Vergleich zu Flüssen, die sich langsamer, um durchschnittlich 0,27°C erwärmten. Der Velence-See erwärmte sich mit 0,7°C alle zehn Jahre am schnellsten. Interessanterweise änderten sich die Wintertemperaturen fast doppelt so schnell wie die Sommertemperaturen.
„Wenn die Wassertemperatur steigt, gerät das thermische Gleichgewicht der Ökosysteme durcheinander, was sich auf die Artenzusammensetzung und die Stabilität der aquatischen Umwelt auswirkt“, betonte Viktor Tóth, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des BLKI. Wärmeres Wasser kann in flachen Seen ein geeigneter Lebensraum für invasive Arten werden. Wenn hierbei der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt, kann das zu mehr Stress für Wasserorganismen führen und die Wasserchemie verändern.