Orbán
Orbán zu Besuch bei Putin. Mit US-amerikanischen Angriffskriegern trifft man sich doch auch! Foto: Ministerpräsidentenamt/ Vivien Cher Benko

Glosse: Gedanken eines Neu-Ungarn

Auf Friedensmission

Vor zwei Wochen jammerte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer bei Maischberger: „Stellen Sie sich vor, dieser Trump wird gewählt und der sorgt dann dafür, dass der Krieg beendet wird. Wie stehen wir dann da?“

Das wäre für die westlichen Kriegstreiber tatsächlich ein Desaster, wenn plötzlich Frieden in der Ukraine wäre. Wo doch erst noch Russland vernichtet werden sollte – koste es, was es wolle. Auch wenn die Russen so viele Atomwaffen haben, dass sie damit die Erde zweimal vernichten könnten. Der Westen hat mehr, der kann die Menschheit sogar drei Mal platt machen!

Wenn man nicht auf Trump warten will …

Da fragt man sich: Wie kann man nur so blind und verbohrt sein? Doch zum Glück ist man das nicht überall: In Ungarn wird noch vernünftig gedacht und gehandelt. So möchte Ministerpräsident Viktor Orbán, dieser alte Friedenstreiber, nicht warten, bis Trump als neuerlicher US-Präsident dem Spuk endlich ein Ende setzt. Und wer weiß, ob dieser seinen Amtsantritt überhaupt noch erlebt… So schlampig wie der Secret Service dort inzwischen arbeitet …

So hatte der frischgekürte Vorsitzende der EU-Ratspräsidentschaft also sicherheitshalber keinen Tag unnütz verstreichen lassen und seine Friedensmission sofort begonnen. Vom EU-Establishment wird er eh abgründig gehasst. Da kommt es dann auch nicht mehr drauf an, ob er bei denen etwas mehr oder weniger auf dem Kerbholz hat! Da kann er seinem „Sündenregister“ auch gleich noch eine Friedensmission anfügen.

Und natürlich ohne Genehmigung durch die EU-Oberen, die sie ihm eh nicht erteilt hätten, so vernarrt wie diese in eine Fortführung des militärisch sinnlos gewordenen Krieges sind. Aber Krieg ist ja auch viel lukrativer! Zumindest, wenn man nicht gerade als Steuerzahler für dessen Lasten aufkommen oder – schlimmer noch – an vorderster Front aktiv an der Verschrottung der teuren Rüstungsgüter mitwirken muss.

Aber wozu auch um Erlaubnis bitten! Orbán ist ein souveräner Ministerpräsident eines souveränen Landes. Und wenn er sich – gestützt auf den Mehrheitswillen der ungarischen Bevölkerung – in den Kopf gesetzt hat, etwas für den Frieden zu tun, dann ist das erst einmal primär eine ungarische Angelegenheit!

Orbán besucht Putin… Warum auch nicht!

So reiste er zunächst in die Ukraine zum T-Shirt-Liebhaber Wolodymyr Selenskyj, um gleich zu spüren, dass da nicht allzu viel Friedenswille vorhanden ist. Sodann traf er sich mit dessen Gegenspieler in Moskau. Warum auch nicht! Mit US-amerikanischen Angriffskriegern trifft man sich ja auch ohne weiteres…

Dass die EU-Oberen über Orbáns Friedensmission nun vor Wut kochen, war nicht nur vorauszusehen, sondern für Orbán vielleicht sogar eine Genugtuung für viele vergangene Anfeindungen. Dann ließ Ungarn auch noch ein Treffen mit der famosen deutschen Außenministerin platzen. Ein Termin bei Xi Jinping schien der ungarischen Seite einfach ergiebiger…

Anschließend schaute Orbán beim NATO-Jubiläumstreffen in Washington vorbei. Dort traf er auch kurz den noch amtierenden US-Präsidenten Biden, aber nur auf einen Händedruck. Was sollte er auch groß mit ihm bereden!

Orbán zog es stattdessen vor, seine knapp bemessene Zeit in den USA lieber einem entscheidungsfähigen US-Präsidenten zu widmen, und zwar dem US-Präsidenten a. D. und wohl auch in spe Donald Trump. Zumal Orbán mit ihm eine wichtige Leidenschaft teilt, nämlich die Begeisterung für oder zumindest die Bevorzugung von Frieden. So traf sich dann im sonnigen Florida ein Friedenstreiber mit einem Friedenspräsidenten.

Nichtstun bringt garantiert nichts!

Es gibt natürlich keine Garantie für den Erfolg von Orbáns Friedensmission. Aber einfach dem Krieg seinen Lauf zu lassen und auf irgendein Wunder zu hoffen, während an der neuerlichen Ostfront täglich Menschen sterben, ist garantiert keine Lösung! Zumindest keine menschliche… Dann lieber wenigstens den Versuch der Schaffung von Frieden wagen!

Einige fanden bereits diesen ersten großen Anlauf so beeindruckend, dass sie Orbán prompt für den Friedensnobelpreis ins Spiel brachten. Verdient hätte er ihn alle Male. Mit seinem, seit Februar 2022 beharrlichen Eintreten für Frieden und Verhandlungen hat er schon jetzt mehr für den Frieden getan als so mancher Friedensnobelpreisträger in seinem ganzen Leben!

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Friedenstreiber Orbán wäre übrigens eine ideale Gelegenheit, das spätestens seit der Verleihung an Drohnenkrieger Obama arg ramponierte Image diese Preises wieder etwas aufzupolieren!

Der Autor ist Dip­lom-­Physiker, machte dann aber die Musik und die Liebe zur Sprache zu seinem Beruf und wurde Kabarettist. In den vergangenen 40 Jahren stand er mehr als 6.000 Mal auf der Bühne und war in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast. Nebenbei schrieb er sechs Bücher. Seit 2020 lebt er mit seiner Frau in der Nähe des Balaton. Mehr zu Detlev Schön­auer finden Sie in diesem BZ-Interview.

Ein Gedanke zu “Auf Friedensmission

  1. Man sollte den Friedensnobelpreis in Zukunft nicht im kriegslüsternen, linksliberalen Oslo verleihen, sondern in Budapest. Norwegen sollte unbedingt weiter den Preis bezahlen, aber nicht die Verleihung bestimmen. Dessen Fehltritte sind legendär. Budapest steht für die tatkräftige Überwindung von Krieg genauso wie für das Ausgeliefertsein gegenüber fiesen Großmächten wie Türken, Russen, Deutschen, Habsburgern…..

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