Glosse: Betrachtungen eines Neu-Ungarn, Teil 29
Rot-weiß-grüne Feiertage
Zwar musste ich mich auch erst etwas überwinden und mein erlerntes schlechtes Gewissen bezüglich nationaler Attribute ignorieren, aber ich wurde nicht einmal mit einem bösen Blick gestraft. Im Gegenteil: auch andere griffen total unerschrocken zu. Kein Wunder: Die ungarischen Farben trägt man hier ganz offen! Noch dazu voller Stolz!
Länder mit mehreren Nationalfeiertagen
Beispielsweise, um damit sein Haus zu schmücken. Im Oktober war gerade der Gedenktag zum Ungarn-Aufstand von 1956. Ungarn hat ja mehrere solcher nationalen Feiertage und ist damit nicht alleine. Es gibt auch andere Länder, die mehrere solcher Tage feiern. Da fällt mir zum Beispiel Frankreich ein: Die Franzosen haben bald für jeden gewonnenen Krieg einen Feiertag. Deutschland hat dagegen… ähm… weniger solcher Feiertage.
In Ungarn gibt es immerhin drei Nationalfeiertage: Erinnert wird mit ihnen an die Staatsgründung sowie die Revolutionen von 1848 und eben 1956. Diese werden dann landesweit gefeiert mit Reden und Veranstaltungen. Überall sieht man dann die ungarischen Farben: rot, weiß, grün.

Diese Farben haben natürlich nichts mit der deutschen Ampel zu tun: rot für die SPD, grün für die Grünen und weiß für die FDP, weil die Liberalen eher farblos sind. Nein! Das war nur ein schlechter Witz eines deutschen Möchtegernkomikers.
Für die Freiheit vergossenes Blut
Die Farben der ungarischen Flagge haben eine historische und patriotische Bedeutung: rot steht für das Blut, das die Ungarn in zahlreichen Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfen vergossen haben, weiß für die Reinheit der ungarischen Seele und grün ist die Farbe der Revolution aus dem 19. Jahrhundert.
Das passt zu Ungarn viel besser, denn da ist man sehr stolz und patriotisch und liebt das Heimatland. In einem Interview las ich kürzlich ein schönes Beispiel, dass nämlich schon die Kinder wissen, was sie an ihrer Heimat haben. Fragt man einen ungarischen Schüler, wo auf der Weltkarte sein kleines Land zu finden ist, legt er die Hand auf sein Herz. Das ist eine Geste, die anrührt. In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Damit würde man dort automatisch in der „rechten Ecke“ landen.
Hand aufs Herz!
Diese Geste sieht man auch bei Länderspielen, wenn die Nationalhymne erklingt und alle ungarischen Spieler singend ihre Hand aufs Herz legen, während die Spieler der deutschen Nationalmannschaft – Halt! Die heißt ja nur noch „Mannschaft“ – gelangweilt und kaugummikauend lauthals den Text ignorieren.
Daher bin ich – wie viele andere Deutsche – neidisch auf die Ungarn, die ihren Heimatstolz öffentlich zeigen, ihre schöne Nationalhymne voller Inbrunst singen und ihre Nationalfeiertage voller Stolz auf ihre Nation begehen.
Die Magyaren lassen sich ihren Patriotismus weder von der Hetze deutscher Medien, noch von unbedarften westlichen Politikern oder gar von der Drohung ausbleibender EU-Gelder ausreden. Schließlich haben sie die Türken ebenso überlebt wie die Habsburger und die sowjetischen Besatzer.
Der schmachvolle Vertrag von Trianon hat sie nur umso enger zusammengeschweißt. Da können die EU-Politiker noch so viel lästern, und selbst die Hetze von „Gräfin Korruptia“, Ursula von der Leyen, entlockt den Ungarn nur ein müdes Grinsen – die haben schon ganz andere Katastrophen überlebt.
Der Autor ist gelernter Diplom-Physiker, machte dann aber die Musik und die Liebe zur Sprache zu seinem Beruf und wurde Kabarettist. Seit 2020 lebt er mit seiner Frau in der Nähe des Balaton. Mehr zu Detlev Schönauer finden Sie in diesem BZ-Interview.

Könnte das Weiß in der ung. Fahne bezogen auf die dt. Ampel bzw. FDP nicht bedeuten, dass diese Partei mittlerweile die weiße Flagge gehisst hat und einfach jeden Blödsinn mitmacht, den die Koalitionspartner vorschlagen?! Ehrlich gesagt kann ich mich dieses Eindrucks nicht erwehren…