Fotos: Sozialmedien/ Gruppe Wolf Schweiz

Drama um den Wolf

Das unwürdige Ende des Schweizer Einwanderers

Eine spektakuläre Wanderung durch Europa hat in Ungarns Nordosten ein trauriges Ende gefunden. Der Wolf aus Graubünden ist tot, ein Jäger soll ihn abgeschossen haben.

Das Regionalportal boon.hu berichtete am Mittwoch, offenbar habe ein Jäger den mit einem Schweizer Peilsender versehenen Wolf geschossen. Die Polizei wollte diese Informationen zunächst weder bestätigen noch dementieren. Das Portal schreibt von eingeleiteten Ermittlungen; erst vor wenigen Tagen verwiesen Experten dort auf den Umstand, dass der Wolf in Ungarn als besonders geschützte Art anerkannt ist, weshalb seine Tötung bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe nach sich ziehen kann. Am Donnerstagnachmittag gab die Polizei offiziell bekannt, man ermittle wegen des Straftatbestands der Naturschädigung.

Die längste bekannte Wolfs-Wanderung Europas

Die Gruppe Wolf Schweiz sprach im März von der längsten bekannten Wolfs-Wanderung Europas. Der Wolf „M237“ gehörte zum Stagia-Rudel in Graubünden, wo er 2021 zur Welt kam. Im Juni 2022 machte er sich auf seine große, letztlich verhängnisvolle Wanderung auf, die ihn durch vier Länder führen sollte. Vom Unterengadin kommend überquerte er noch im gleichen Monat die Grenze nach Italien. Von Südtirol aus ging es weiter quer durch Österreich. Im Oktober wurde der Jungwolf noch im Raum Innsbruck gepeilt, den Jahreswechsel verbrachte er westlich von Wien. Seit Mitte Februar war er in Ungarn unterwegs, wo er noch nordwestlich von Budapest die Donau überquerte. In hiesigen Foren sorgte das für allerhand Begeisterung, einige Spaßvögel meinten jedoch mit Überzeugung, der Wolf habe eine Brücke über den Fluss genommen.

„Der Tod ist mehr, als das Ende eines Lebens“

Die Schweizer Wolfsfreunde hofften leider vergeblich, der Wandergeselle werde nach über 2.000 km eine andere bekannte Wolfspopulation in den Karpaten erreichen. Bis dahin war es eigentlich nur noch ein „Katzensprung“. Doch ausgerechnet auf dem Gebiet des Nationalparks Aggtelek, bei Hidasnémeti unweit der Grenze zur Slowakei, ereilte M237 der tödliche Schuss. Als hätten die Schweizer Naturfreunde eine Vorahnung gehabt, schrieben sie erst vor wenigen Tagen in den Sozialmedien: „Der Tod ist in der Natur viel mehr, als das Ende eines Lebens. Er ist Teil eines fortwährenden Kreislaufs von Werden und Vergehen.“

2 Antworten auf “Das unwürdige Ende des Schweizer Einwanderers

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel

9. November 2025 15:18 Uhr
9. November 2025 13:48 Uhr
9. November 2025 11:17 Uhr