Aus dem Gerichtssaal
Bewährung nach tragischem Todesfall
Als Busfahrer beförderte der Mann am 7. Juni 2022 Kleinkinder von Tiszaderzs in den Kindergarten nach Tomajmonostora. Nach der Fahrt parkte er den Bus in der prallen Sonne, mit geschlossenen Türen und Fenstern. Das Gericht warf dem Mann vor, er habe das Fahrzeug nicht hinreichend inspiziert und daher nicht bemerkt, dass im hinteren Bereich ein 4-jähriges Mädchen zurückgelassen wurde. Das Kind musste in dem ungelüfteten Fahrzeug mehrere Stunden in der stickigen Hitze verbringen. Obwohl das Mädchen, als es endlich – bereits bewusstlos – entdeckt wurde, unverzüglich in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, erlitt es so schwere gesundheitliche Schäden, dass es drei Tage später verstarb.
Die Staatsanwaltschaft von Tiszafüred erhob im April 2023 Anklage in dem Fall. Das Kreisgericht Tiszafüred fällte im Januar 2024 nach drei Verhandlungstagen sein Urteil. Es befand den Mann der Gefährdung mit Todesfolge im Rahmen seiner Berufsausübung für schuldig. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe von 450.000 Forint sowie einem Berufsverbot von fünf Jahren im Bereich der Personenbeförderung verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft forderte eine Vollstreckung der Freiheitsstrafe, der Angeklagte und sein Verteidiger plädierten auf Freispruch bzw. eine Minderung des verhängten Strafmaßes. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, in den Sozialmedien nahmen viele Bürger den Fahrer in Schutz, dem allein die Verantwortung für diesen tragischen Fall in die Schuhe geschoben wurde. Tatsächlich bemerkten die Kindergärtnerinnen das Fehlen des Mädchens, konnten die Mutter aber nicht telefonisch erreichen, um den Grund herauszufinden – sie arbeitete in einer Fabrik, wo Handys im Schichtbetrieb verboten sind. Auf die Idee, die 4-Jährige könnte noch im Bus sein, kam niemand.