Foto: BZT / Nóra Halász

Ausflugstipp: Eger

Auf den Spuren der Osmanen

Im Norden von Ungarn befindet sich der historische Ort Eger. Eine Stadt, die nicht nur durch ihre schöne Architektur besticht, sondern auch auf eine spannende Geschichte zurückblickt. Insgesamt 91 Jahre lang befand sie sich im 16. und 17. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft. Die Budapester Zeitung hat sich vor Ort auf die Spuren der einstigen Besatzer begeben.
30. September 2019 22:33

Prachtvoll prangt sie etwas erhöht über der Stadt. Beim Besuch in Eger, deutsch Erlau, führt an der Burg wahrlich kein Weg vorbei. Ab 1248 erbaut, zählt sie zu den bedeutsamsten historischen Bauwerken des Ortes.

Einer osmanischen Übermacht getrotzt

In einer Zeit, in der Buda bereits an die Osmanen gefallen war, ereignete sich in der Burg von Eger im Jahre 1552 ein Ereignis, das in die ungarische Geschichte einging. Ein türkisches Herr, das aus 40.000 Soldaten bestand, versuchte die Festung zu belagern. Der Hauptmann der Burg, István Dobó, zu dessen Gedenken später eine Statue auf dem nach ihm benannten Dobó tér errichtet wurde, widerstand den osmanischen Streitkräften mit einem Herr von lediglich 2.000 Kämpfern.

Trotz dieses großen Erfolgs fiel die Stadt 44 Jahre später in die Hände der Osmanen. Und auch, wenn die Herrschaft der Türken mittlerweile schon sehr lange zurückliegt: Überbleibsel dieser Zeit sind noch heute in Eger zu finden.

(Foto: visiteger.hu)

Das Minarett ist in einem guten Zustand

Ein Relikt, das an die Osmanen erinnert, ist beispielsweise das Minarett, das früher als Teilstück einer Moschee in das Stadtbild integriert war und sich nun unweit des Dobó térs befindet. Es gilt als das am nördlichsten gelegene Gebäude in Europa, welches auf die osmanische Herrschaft zurückgeht. Nach der Rückeroberung Egers 1687 sollte der Turm mithilfe von mehreren hundert Ochsen niedergerissen werden. Jedoch entschied man sich anders und das Minarett durfte stehen bleiben. Von gegenwärtig drei Minaretten in Ungarn ist dieses das am besten erhaltene.

Heute kann der fast 40 Meter hohe Turm mit seinen über 90 Stufen täglich zu einem Ticketpreis von 400 Forint bestiegen werden. Oben angekommen hat man eine großartige Aussicht auf die Stadt.

(Foto: Facebook / Eger)

Hochzeitspläne im Dampfbad

Ein eindrucksvolles Bauwerk mit einer roten Kuppel – so soll das traditionelle Schwitzbad „Valide Sultana“ (dies bedeutet „Mutter des Sultans“) früher ausgesehen haben. Frauen und Männer trafen sich hier – streng getrennt voneinander –, um den Alltagsstress zu vergessen und sich in gemütlicher Atmosphäre zu unterhalten.

Zudem hatte es Tradition, dass sich die Mütter heiratsfähiger junger Männer im Bad nach geeigneten Ehefrauen für ihre Söhne umsahen. Da alle Personen im Dampfbad nackt waren, konnten die älteren Frauen den Gesundheitszustand der Mädchen so besser einschätzen und entscheiden, welche der jungen Frauen wohl am ehesten gesunde Nachkommen gebären würden.

Nach dem Verschwinden der Osmanen wurde das „Valide Sultana“ unter anderem als Getreidelager und als Wohnhaus genutzt. Von der glorreichen Badekultur ist mittlerweile nicht mehr viel zu sehen. Unter der Verwaltung des nach István Dobó benannten Schlossmuseums kann heutzutage jedoch die Ruine des Gebäudes besichtigt werden.

(Foto: kirandulastervezo.hu)

Für alle, die nun selbst in einem türkischen Bad entspannen wollen, sollte ein Besuch der Fürdő utca 3 als Pflichtprogramm angesehen werden. Insgesamt gibt es hier sechs Becken, von denen das älteste bereits im Jahre 1610 erbaut wurde. Auch die Architektur beeindruckt: So existiert über dem Großen Spiegelbecken beispielsweise eine prachtvolle Kuppel, die mit fast 200.000 goldfarbenen Mosaikplatten gestaltet wurde. Ein idealer Ort für den zwanglosen Abschluss eines aufregenden Tages, der einem viel über die osmanische Herrschaft in einer ungarischen Stadt gelehrt hat.

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