Handball-WM der Männer
Was für ein Sieg!
Den ersten Sturmlauf fabrizierten die Isländer über ihren Linksaußen Elísson, der nur anderthalb Minuten für den ersten „Hattrick“ benötigte. Diesem Sturm waren die Ungarn aber noch gewachsen, so dass es nach fünf Minuten 4:4 und nach einer Viertelstunde 8:8 stand. Mit einem ausgelassenen Siebenmeterwurf begaben sich die Mannen um Spielmacher Lékai alsdann auf einen Leidensweg. Es folgten acht Minuten „Funkstille“, in denen Gustavsson im Tor der Isländer vier Bälle abwehrte, während Magnússon & Co. aus jeder Chance ein Tor machten, zum 8:13. Bis zur Pause bewiesen die Ungarn dann aber Kampfgeist und mitunter auch Spielintelligenz, als z. B. Ancsin eine Kempa-Vorlage zum 10:13 verwandelte. Weil die ungarischen Torhüter aber nur drei Bälle parieren konnten, lag Island zur Halbzeit mit 17:12 weit vorn. Die Dominanz war so offensichtlich, dass in Fan-Foren bereits derbe Sprüche auftauchten, wie dieser hier: „Wir machen Gulasch aus den Ungarn“.
Plötzlich Morgenluft geschnuppert
Nach dem Seitenwechsel fielen die Tore abwechselnd, das Spiel plätscherte vor sich hin. Kaum einer unter den mehreren tausend isländischen Fans in der Halle sah den Sieg der Mannschaft bedroht, die nach gut 40 Minuten mit 25:19 führte. Doch plötzlich zeigte Mikler Paraden, also nahm Island 13 Minuten vor Abpfiff eine Auszeit, beim Stand von 25:23. Diese fruchtete, die Reihen waren geordnet, der Vorsprung wuchs wieder auf vier Treffer an. Die Ungarn aber hatten Morgenluft geschnuppert und kämpften sich zäh wieder heran. Als Bóka einen Querpass des Gegners abfing und zum 27:28 verkürzte, zeigten die Isländer Nerven. Mikler verriegelte für die letzten fünf Minuten seinen Kasten, vorne fasste sich endlich Rückraumschütze Bodó ein Herz und warf drei Hammer-Tore. Der bis dato überragende Elísson scheiterte gleich drei Mal am ungarischen Keeper und wurde so zum tragischen Helden des mit 28:30 verlorenen Spiels.

Der Traum vom Viertelfinale
Als die beiden Mannschaften vor einem Jahr bei der EM im MVM Dome in Budapest aufeinandertrafen, zog die Ungarn die Last der Verantwortung vor ihren zwanzigtausend Fans nach unten; statt eines Zweitore-Sieges, den man zum Weiterkommen unbedingt benötigte, schied das Team trotz Heimvorteils mit der 30:31-Niederlage aus. Nun trafen die Teams im schwedischen Kristianstad aufeinander, wo Islands Fans für Stimmung sorgten. Am Ende aber feierte die kleine Gruppe der angereisten ungarischen Fanatiker, deren Mannschaft einen großen Schritt Richtung Olympische Spiele getan hat.
Dazu braucht es aber am Montagabend (Anpfiff 20:30 Uhr) nach dem Pflichtsieg im Auftaktspiel gegen Südkorea (35:27) einen weiteren Sieg über Portugal, weil in der Hauptrunde Gastgeber Schweden wartet. Gegen den Europameister rechnen sich die Ungarn realistisch keine Chancen aus, gegen Brasilien und Kap Verde aber schon. Nach dem unglaublich anmutenden Sieg gegen Island vom Samstagabend dürfen die Magyaren weiter vom Viertelfinale träumen.

Der Sieg hat leider keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf gehabt, nach zwei Klatschen ist jetzt wieder Alltag eingekehrt.
So ist es. Die gegen Schweden war ja “einprogrammiert”, aber das Spiel gegen Portugal ein einziges Desaster.
Wenn man sich dagegen die Niederländer anschaut, die Ungarn vor einem Jahr in Budapest noch im Auftaktspiel “überraschen” konnten, da hatten die Norweger fürwahr Schwerstarbeit zu leisten.