Torjubel nach dem frühen Treffer durch Zsolt Nagy (M.), mit Dominik Szoboszlai und Roland Sallai. Foto: MTI/ Tibor Illyés

UEFA Nationenliga

Nur zehn Minuten bis zum Endstand

Deutschland traut sich nicht mehr zu gewinnen. Ungarn traut sich noch nicht…

Am Samstag trennten sich beide Teams vor 56.000 Zuschauern in der Puskás-Arena 1:1. In der Division A der Nationenliga liegt Marco Rossis Ungarn mit vier Punkten weiterhin vor Hansi Flicks Deutschen, die nach drei Spieltagen noch immer ohne Sieg dastehen.

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Der Kampfgeist eines Ádám Szalai ist ansteckend, die „Nemzeti 11“ verdiente sich das 1:1 gegen die Nationalelf redlich. Foto: MTI/ Tamás Kovács

Der Schatten des denkwürdigen 2:2 in München bei der Fußball-EM lagerte sich über dieses Duell im Rahmen der Nationenliga. Die Atmosphäre in Budapest war so großartig, dass sich selbst Gäste-Torhüter Manuel Neuer fasziniert zeigte. Daran änderte auch nichts, dass die Ungarn die spektakulär früh erkämpfte Führung schon drei Minuten später wieder abgeben mussten. Da waren noch keine zehn Minuten gespielt, und nicht wenige Fans der Mannschaft des Italieners Marco Rossi begannen zu bangen, die Deutschen würden ihr geliebtes Team nach dem frühen Schlagabtausch systematisch aufreiben. Doch es kam mal wieder ganz anders.

Keine drei Minuten in Führung

Die schnelle Torfolge war der Taktik geschuldet – auf beiden Seiten wurden lange Bälle hinter die hoch aufgerückten Abwehrreihen gespielt. Die Aktion der Ungarn leitete Willi Orbán ein, Attila Fiola schlug das Leder von Rechtsaußen ohne Zeitverzug in die Mitte, wo Roland Sallai Neuer mit dem Kopfball aus drei Metern Entfernung nicht überwinden konnte. Doch in der zweiten Welle rückte Zsolt Nagy nach, der kurz nach innen schlenzte, um dann unhaltbar zu seinem ersten Länderspieltor unter die Latte abzudrücken.

Dieser schnell und schnörkellos vorgetragene Spielzug erinnerte an die brillante Aktion der Ungarn in der vorigen Woche gegen England, als Loic Nego ebenfalls aus vollem Lauf den Ball von rechts in die Mitte spielte, wo Dominik Szoboszlai Pickford mit einem flachen Schuss überwinden konnte – in dem Fall rettete ein englischer Abwehrspieler gerade noch vor der Torlinie.

Attila Fiola war von rechtsaußen kommend brandgefährlich. Foto: MTI/ Tamás Kovács

Vielleicht waren die Ungarn nach der schnellen Führung in Gedanken beim England-Spiel, das bekanntlich mit einem 1:0-Sieg endete. Wie gerne hätte man diesen Endstand auch gegen Deutschland erreicht. Jedenfalls ließ sich die Abwehr von den Deutschen keine drei Minuten nach dem eigenen Torerfolg übertölpeln, mitsamt Torhüter Péter Gulácsi, den Jonas Hofmann mühelos ausspielen konnte, bevor er zum Ausgleich einschob.

Ein Dutzend herausgespielter Chancen

Deutschland wollte nun sein gewohntes Spiel aufziehen, doch die Dominanz beim Ballbesitz führte nicht automatisch zu mehr Torchancen. Dafür spielten die Gäste viel zu kompliziert und unsicher. Sobald die aggressiv auftretenden Ungarn den Ball eroberten, zogen sie aufs gegnerische Tor und suchten den Abschluss, was sich in einem Dutzend herausgespielter Chancen manifestierte. Für den gefährlichsten Torschuss sorgte kurz vor der Pause Fiola, der aus Nahdistanz und spitzem Winkel an einem Neuer scheiterte, dem die deutsche Elf nach Einschätzung von Nationaltrainer Flick das Unentschieden verdankte.

Tatsächlich hatte auch Hofmann auf der anderen Seite nach dem Seitenwechsel den Siegtreffer auf dem Fuß, legte aber uneigennützig auf Timo Werner ab, dem ein flinker Willi Orbán den Ball noch wegspitzelte. Neuer wiederum musste gegen Sallai und Dániel Gazdag retten und hatte insgesamt weit mehr zu tun, als sein Gegenüber Gulácsi. Selbst der eingewechselte Martin Ádám kam zweimal freistehend zu Kopfbällen, die der Torschützenkönig der ungarischen Liga leider nicht gut platzieren konnte.

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Torhüter Manuel Neuer war trotz des frühen Gegentors mal wieder der beste Deutsche – die Ungarn beschäftigten ihn über 90 Minuten. Foto: MTI/ Tamás Kovács

„Was am meisten für uns zählt? Dass uns die Gegner respektieren.“

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Marco Rossi: „Der Appetit kommt beim Essen.“ Hansi Flick: „Die Ungarn haben es sehr gut gemacht.“ Foto: MTI/ Tibor Illyés

Mannschaftsgeist und sportliche Fairness

In der 2. Halbzeit verflachte das Spiel, die Deutschen wirkten müde, die Ungarn lauerten weiter auf ihre Chance. Sie bekamen nicht nur eine, an Neuer vorbei kamen sie an diesem Abend aber kein zweites Mal. Trainer Rossi lobte nach Abpfiff verständlicherweise den Mannschaftsgeist, hob neben dem Torschützen Nagy und dem Vorbereiter Fiola aber auch Ádám Nagy heraus, der das Mittelfeld beherrschte, und Stürmer Ádám Szalai, der Joshua Kimmich und Leon Goretzka immer wieder im Spielaufbau störte.

Das Lob galt natürlich ebenso den großartigen Fans, die ihre „Nemzeti 11“ (Nationalelf auf Ungarisch) frenetisch anfeuerten, um am Ende stolz mit den erschöpften Fußballern die Nationalhymne zu singen. Von dieser Atmosphäre waren auch die Deutschen angetan, was ihre anerkennenden Worte nach Spielschluss verrieten. Endlich handelte der Fußballabend nicht von der Politik, sondern vom sportlich fairen Wettstreit.

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Hand aufs Herz – Nach dem erneuten Punktgewinn sangen die Spieler wieder gemeinsam mit ihren Fans die Nationalhymne. Foto: MTI/ Tibor Illyés

7 Antworten auf “Nur zehn Minuten bis zum Endstand

  1. Doch doch! Die deutsche Fsns waren traurig bis empört, dass ” Die Mannschft” – kein Wort von Drutsche oder NstionL- nicht kniete und nicht irgend was in Regenbogen Zeichen setzte.( bei Rngland hieß es Knien als Solidarität mit England) Dümmer geht es nicht!
    Man liest in Ungarischen Zeitungen, dass ungarische Fans werden fie Deutsche Nationalhymne nicht nur stehend wie gestern zuhören, sondern singen! Sie wollen ein Zeichen setzen, wie man die Nationalhymne singen sollte.
    Sie haben noch nicht mitbekommen, dass Drutschland KEINE Nationslmannschaft hat, nur ” Die Mannschaft” ( whatewer Mannschaft)

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  2. “DieWesten” schreibt, dass die Fans Der “Die Mannschaft” sind wütend, empört, erbost, dass die Spieler nicht gekriegt haben, keine Binde in Regenbogen, jene Strümpfe on Regenbogen…..Dass DIE Mannschaft miserable gespielt hat, das hat sie nicht aufgeregt. Also gewinnen soll DIE Mannschaft nicht, aber in Regenbogen ” Zeichen setzen ” schon.
    Vielleicht wird bald Wettksmpf in ” Zeichen Setzen”, darUf bereitet sich DIE Mannschaft vor.

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  3. Frau Westermann, schreiben Sie bitte nicht immer solche Frustkommentare. Im Vorfeld des Spiels hatte Gündogan erklärt, dass die deutsche elf nicht niederknien wir, um nicht zu provozieren. Es hat im Team keiner Anstalten gemacht irgendetwas politisches tzu transportieren. Es ist halt eine andere Zeit. Hat sich also völlig korrekt verhalten. Genauso ist es zu tolerieren wenn die Engländer niederknien um gegen den Rassismus ein Statement zu setzen. So einfach ist das. Einfach mal bischen locker und mit Toleranz mit dem Thema umgehen. Die Stimmung der Fans ist schon immer fantastisch bei den Heimspielen der Nationalelf gewesen, ich bin site 2002 bei jedem Spiel in Budapest live dabei gewesen. Und leider gibts wie immer, auch bei anderen Nationen, ein paar Deppen, nicht der Rede Wert, einfach links liegen lassen die Brüder. 😉

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    1. Ich bin ganz und gar nicht frustriert! Ich sehe gern gute Fußballspiele. Gründogan sagte, er wollte in BP. Nicht provozieren. Neuer sagte, sie kniete aus Simpathie mit den Engländer. Ich bin nicht einmal deshalb frustriert, weil Deutschland eine “Die Mannschaft” hat und keine Deutsche Nationalmannschaft.

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  4. Gratulation an Deutschland zu Sieg gegen Italien! Hoffentlich die Fans werden diesesmsl nicht suf die Bartikade gehen und ihre Empörung kundtun, dass Die Mannschaft vor dem Spiel nicht hinkniete!
    Gratulation an Ungarn, fast 100 Jahre niemand hat die englische Mannschaft in England auf dem Rasen mit 4:0 in die Knie gezwungen.
    Hoffentlich werden die englische Fans sich selbst wegen unsportliches Pfeifen und rassistisches Schreiens wehrend der ungarnischen Nationalhymne anzeigen.

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