Handball-WM der Männer
Endstation Viertelfinale
Diesen Spielausgang hatten die Ungarn nicht wirklich verdient, die wohl ihre ausgewogenste Leistung im gesamten Turnier zeigten. Nationaltrainer Chema Rodríguez überraschte den Gegner mit der taktischen Finte, an Stelle des bislang tadellosen Torhüters Palasics jenen Bartucz zwischen die Pfosten zu stellen, der bei der WM nachnominiert und dann auch nur für Siebenmeterwürfe eingewechselt worden war. Bartucz „bedankte“ sich mit 14 Paraden, an ihm lag die Niederlage gewiss nicht.
Chema hatte aber nicht nur ein geschicktes Händchen, seine Taktik, bei Unterzahl des Gegners sieben Feldspieler aufzubieten, ging gründlich daneben: Die Kroaten erzielten in diesen für sie eigentlich kritischen Spielphasen drei Treffer ins leere Tor, nach leichtfertigen Ballverlusten der Ungarn.
Das Spiel schien gelaufen…
Die fehlende technische Perfektion glich Ungarn aber auch in diesem k.o.-Spiel wieder mit viel Leidenschaft und einer herzhaft zupackenden Abwehr aus. So steckte die Mannschaft um Spielmacher Fazekas den schwachen Auftakt (2:4) schnell weg und lag beim 10:6 erstmals mit vier Treffern vorne. Zur Halbzeitpause konnten die Kroaten wieder ausgleichen (16:16) und nach 40 Minuten auch die Führung zurückerobern (21:20), doch die Ungarn drehten das Match schnell. Nicht zuletzt dank der harten Würfe von Ilic aus dem Rückraum (mit 8 Treffern war er an diesem Tag der mit Abstand erfolgreichste Schütze) stand fünf Minuten vor Schluss ein 30:26 für die Magyaren an der Anzeigetafel. Dann aber brachen die Gäste auf unerklärliche Weise ein, die Kroaten erzielten fünf Treffer in Folge, verbarrikadierten den eigenen Kasten nach einem Torhüterwechsel und drehten das schon verloren geglaubte Match im letzten Moment.
„Lieber schlecht spielen und gewinnen“
Im Turnierverlauf hatten die Ungarn immer wieder katastrophale erste 20-30 Minuten gezeigt, dafür aber die Schlussphasen clever beherrscht. Gegen Kroatien war es genau umgekehrt, was Routinier Lékai zu den verbitterten Worten hinriss: „Lieber schlecht spielen und gewinnen, als gut spielen und so wie wir heute verlieren!“ Der 5. Platz bei der WM in Ägypten 2021 bleibt Ungarns beste Platzierung in diesem Jahrtausend (ein Edelmetall gab es mit Silber einmal, 1986 zu feiern), die WM in Kroatien beendete das Team ähnlich wie vor zwei Jahren in Schweden auf dem 8. Platz.
Ungarns Ergebnisse bei der WM, Vorrunde: Nord-Mazedonien 27:27, Guinea 35:18, Niederlande 36:32, Hauptrunde: Frankreich 30:37, Österreich 29:26, Katar 29:23.
