Handball-WM
Der Traum von Olympia lebt
Nur als Gruppendritter in die Hauptrunde gelangt mussten die ungarischen Handballmänner bereits auf Schützenhilfe hoffen. Das Ziel aus eigener Kraft zu erreichen hätte vorausgesetzt, Gastgeber und Europameister Schweden Paroli zu bieten. Davon war das Team von Nationaltrainer Chema Rodríguez aber ebenso weit entfernt, wie beim vorangegangenen Desaster gegen Portugal. Nur zwei Tage nach dem Traumsieg gegen Island kam es leider zu einem Totalausfall der Offensive; die Südeuropäer kochten nun jenen Gulasch, den sich die Wikinger noch vom Feuer nehmen ließen. Dabei war das 20:27 noch geschmeichelt, denn Bánhidi traf nach geschlagenen 7 Minuten zum ersten Tor für Ungarn, Bodó nach 15 Minuten zum zweiten und nochmals Bodó nach 20 Minuten zum dritten! Da stand es 3:10, und in der Folgezeit hielten die Portugiesen die Ungarn 40 Minuten lang souverän auf Distanz, ohne die Spur eines Aufbegehrens.

Hoffnungsschimmer nach zwei Patzern
In der Hauptrunde angekommen verbesserte sich das Spiel gegen den Europameister nur phasenweise; sobald die Leistung der Ungarn zurückfiel, schlugen die Schweden eiskalt zu – ein 28:37 war die „Belohnung“. Mehr Patzer durften sich die Ungarn nun wirklich nicht mehr erlauben, es blieb jedoch ein winziger Hoffnungsschimmer. Portugal ließ nämlich beim 28:28 gegen Brasilien einen Punkt liegen. Island holte seinerseits die Pflichtsiege, biss sich aber an Schweden ebenso die Zähne aus (30:35). Damit war die Konstellation für die Ungarn sonnenklar, die mit ihren Siegen am Freitag gegen Südamerikameister Brasilien (28:25) und am Sonntag gegen Afrika-Vize Cap Verde (42:30) das Maximum aus sich herauspressten.
Dennoch blieb man auf die Schützenhilfe der Schweden angewiesen, die sich vorzeitig als Sieger der Hauptrundengruppe für das Viertelfinale qualifiziert hatten und entsprechend weniger motiviert ins letzte Spiel am Sonntagabend gegen Portugal gingen. Den Portugiesen ihrerseits hätte ein Unentschieden gereicht, um Ungarn hinter sich zu lassen; zur Pause führten sie denn auch mit 14:13. Aber die Schweden um ihren großartigen Spielgestalter Gottfridsson wollten ihre Fans in der ausverkauften Scandinavian-Arena in Göteborg nicht enttäuschen und holten den Sieg noch aus dem Feuer (32:30). Zur größten Freude für die Ungarn, die dadurch das Viertelfinale erreichten.

Kapitän dankt den Schweden
Da versammelt sich ein illustres Feld, in dem die Ungarn eher wie das Kuckucksei erscheinen. In der Weltelite der besten acht Handballteams angelangt wird es nicht mehr ausreichen, wenn die Torhüter nur jeden vierten Wurf parieren und die Rückraumschützen sowie der rechte Flügel nur jeden zweiten Wurf im Kasten unterbringen, während insbesondere Spielmacher Lékai zu viele Bälle abgibt. Es wird auch kaum funktionieren, das Spiel der Ungarn wieder allzu sehr auf die Kreisläufer zu konzentrieren, wo Bánhidi stabil trifft (86%) und sich Rosta beweglich zeigt. Er und Linksaußen Bóka sowie Bodó aus dem Rückraum sind die erfolgreichsten Torschützen der Mannschaft, deren Chance vielleicht gerade darin besteht, als Außenseiter nun befreit aufspielen zu können.

„Mein Dank gilt der Mannschaft und den Schweden, dass wir heute so weit kommen konnten“, erklärte Kapitän Roland Mikler nach dem Spiel. Der Torhüter räumte gegenüber dem Reporter von M4 Sport freimütig ein, bei einem Ausscheiden vor dem Viertelfinale hätte er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt.
Das Viertelfinale Ungarn-Dänemark findet am Mittwoch in Stockholm statt, Anpfiff 18 Uhr.