Dominik Szoboszlais Elfer im Panenka-Stil – der befreiende Moment für das Fußball-Ungarn. Fotos: MTI/ Tamás Kovács

Fußball-Nations League

Da herrschten klare Verhältnisse

Wenigstens der Abschied gelang versöhnlich. Vor 60.000 Zuschauern in der Puskás-Arena feierte Ungarns Nationalmannschaft am Dienstagabend ausgelassen das 1:1 gegen Deutschland.
20. November 2024 17:50

Da störte es niemanden, dass es an diesem 6. Spieltag der Nations League um nichts mehr ging: Deutschland stand als Gruppenerster fest, Ungarn muss in die Relegation gegen einen Gruppenzweiten der Division B, um den Klassenerhalt zu sichern. Es störte auch niemanden, dass dieses Unentschieden gegen eine deutsche B-Elf gelang. Denn richtig ist auch: Wenngleich Bundestrainer Julian Nagelsmann die Startelf gegenüber dem Kantersieg gegen Bosnien-Herzegowina nahezu komplett austauschte, wollte er doch einen Sieg aus Budapest mitnehmen und brachte nach 60 torlosen Spielminuten Wirtz, Musiala und Havertz quasi als Joker.

Unentschieden redlich verdient

Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi war überzeugt davon, dass seine Jungs dieses Unterschieden in letzter Minute redlich verdienten. Zu verdanken hätten sie dies allerdings dem unbändigen Enthusiasmus von 60.000 Fans in der Puskás-Arena, der den Spielern im Nationaltrikot Ungarns den benötigten Rückhalt gab, um den Kampf David gegen Goliath erfolgreich zu bestreiten. Letztlich ist das Spieljahr 2024 aber bestens dafür geeignet, die Ungarn nach ihrer Qualität dort einzuordnen, wo sie tatsächlich hingehören: ins europäische Mittelfeld.

Trainer Marco Rossi sah 2024 nichts Überragendes von seiner Mannschaft.

In der Nations League herrschten klare Verhältnisse: Die Deutschen machten mit den Niederländern den Gruppensieg untereinander aus, Ungarn konnte sich einzig gegen Bosnien behaupten. Ernüchternd ist neben der hohen Zahl an Gegentreffern die magere eigene Torausbeute. Stabilität kennt die Abwehr gegen schnelle Gegner nicht, vorne versucht sich mal der eine, mal der andere, wobei viel zu viele Chancen ausgelassen werden. Nachdem schon die EM-Endrunde verpatzt wurde und nun auch im zweiten europäischen Wettbewerb jede Überraschung ausblieb, sieht Rossi am Ende des Jahres „eine ausgeglichene Bilanz“, gewürzt mit dem Nachsatz: „Wir haben aber auch nichts Überragendes geboten.“

Der Kapitän behielt die Nerven

Bezeichnend für die niedrig gehängte Latte ist, wie Ungarns Fußballfans nun das Elfmetertor des Kapitäns feiern. Auch Dominik Szoboszlai war in diesem Jahr häufiger Hemmschuh als kreativer Spielgestalter, geschweige denn Vollstrecker. Aber er hatte die Nerven, den als letzte Aktion tief in der Nachspielzeit gepfiffenen Strafstoß in Panenka-Manier mittig einzuschieben, weil Torhüter Alexander Nübel auf die übliche Ecke spekulierte. Die Stimmung im Fußball-Ungarn ist somit gerettet.

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