Die rechte Seite: Kommentar zur Corona-Impfung
Viktor Orbán wieder einmal Vorreiter
Da können wir nur hoffen, dass sich die Ankunft der Impfstoffe früher oder später beschleunigen wird. In den kommenden Wochen wird sich das Tempo allerdings erst einmal verlangsamen, denn Pfizer liefert mindestens zwei Wochen lang weniger Impfstoff. (Damit im nächsten Monat in Ungarn wieder 150.000 Menschen geimpft werden können, wären allerdings 300.000 Impfdosen notwendig, da den bereits Geimpften nun die zweite Dosis verabreicht werden muss.) Außerdem hat sich herausgestellt, dass AstraZeneca bis Ende Mai nur 31 Millionen anstatt der zugesicherten 80 Millionen Dosen an die EU liefern kann. Hiervon erhält Ungarn wahrscheinlich nur 750.000 Impfdosen.
Die EU hinkt hinterher
Die Zahlen zeigen, dass die EU hinterherhinkt. Nicht nur in Israel, den Vereinigten Staaten und Großbritannien, sondern auch in den arabischen Ländern und sogar in Serbien wurden im Durchschnitt mehr Menschen geimpft als bei uns. Es ist völlig unwahrscheinlich, dass das anvisierte Impfniveau in der EU und Ungarn bis zum Sommer erreicht werden kann.
Währenddessen sind die Beschränkungen immer schwerer aufrechtzuerhalten. In Italien, Polen und anderen EU-Ländern wollen die in ihrer Existenz bedrohten, verzweifelten Gastronomiebetriebe wieder öffnen. Mit Anbruch des Frühlings wird das Bedürfnis nach einer Lockerung der Einschränkungen nur noch mehr steigen.
In der Zwischenzeit haben aber die weitaus ansteckenderen Corona-Mutationen Europa erreicht und in vielen westeuropäischen Ländern bereits eine dritte Coronawelle ausgelöst. Die Slowakei versuchte musterhaft gegen das Virus vorzugehen, indem sie fast die gesamte Bevölkerung testen ließ. Trotzdem ist die Zahl der täglichen Todesfälle dort aktuell höher als je zuvor.
Bis jetzt gibt es in Ungarn noch keine Anzeichen für eine dritte Welle. Die Zahl der Neuinfektionen und der stationär behandelten Patienten geht nach wie vor zurück. Wenn wir die Einschränkungen jetzt aber aufheben, dann wird das nicht so bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die englische Mutation ist wahrscheinlich 50 bis 70 Prozent ansteckender, die bisherigen radikalen Einschränkungen werden wir im Frühling nicht beibehalten können und die EU wird aufgrund ihrer unfähigen Beschaffungspolitik bis zum Sommer nicht genügend Impfstoff vorrätig haben. Laut neueren Versprechen soll dies aber bis zum Ende des Jahres geschehen. Allerdings retten die im Herbst verabreichten Impfungen im Sommer keine Menschenleben.
Welche Alternativen gibt es?
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán ist den EU-Politikern mal wieder voraus. Wenn die EU die ausreichende Beschaffung von Impfstoff versäumt hat, muss man eben versuchen, woanders welchen zu besorgen. Ich gebe zu, dass der Impfstoff von Moderna und Pfizer moderner ist als der chinesische. Wenn man mich fragen würde, mit welchem ich geimpft werden möchte, würde ich höchstwahrscheinlich einen der beiden westlichen bevorzugen. Aber das ist jetzt nicht die Frage!
Vielmehr geht es darum: Entweder die chinesische oder russische Impfung im Frühling oder aber eine von Pfizer oder Moderna, dann aber erst im Herbst. Für mich ist die Antwort eindeutig! Die Impfung stellt ein viel geringeres Risiko dar, als Covid-19, und wenn wir geimpft sind, können wir im Sommer auch wieder ein normales Leben führen.
Laut Wirtschaftsanalysten sollten mindestens die am stärksten gefährdeten 20 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Dann könnte der Tourismus wiederbelebt und das Leben wieder normaler werden. Dies ist natürlich eine viel optimistischere Position als die der Epidemiologen. Wenn aber die EU den Impfstoff nicht von woanders erhält, wird sie noch lange nicht einmal dieses Niveau erreichen können. Deshalb bin ich mir fast sicher, dass bald auch andere EU-Regierungschefs dem Beispiel des ungarischen Ministerpräsidenten folgen werden.
Da Ungarn als erstes Land der EU den internationalen Kampf um Impfstoffe begonnen hat, besteht die Möglichkeit, dass es bis zum Sommer davon genügend für alle geben wird, die eine Impfung wünschen. Dies könnte die Rettung Hunderter oder sogar Tausender Menschenleben bedeuten. Wir könnten Beschränkungen schneller aufheben, was für die Wirtschaft und für den Erhalt von Arbeitsplätzen äußerst wichtig wäre. Darauf könnten wir alle stolz sein.
Opposition hat kein Interesse an erfolgreicher Pandemieabwehr
Leider ist das aber nicht der Fall. Die Opposition will überhaupt nicht, dass die ungarische Pandemieabwehr vor den Wahlen im nächsten Jahr erfolgreich ist. Auf kurze Sicht würde dies nämlich ihre Wahlchancen beeinträchtigen. Deswegen versuchen sie mit allen Mitteln die „zu schnellen“ Schutzimpfungen aufzuhalten.
Zuerst brachten sie ihre Aktivisten im Internet gegen die Impfstoffe in Stellung. Selbst in anspruchsvolleren Wirtschaftszeitungen waren verwirrte Beiträge zu lesen, in denen Journalisten behaupteten, die Regierung wolle die Menschen nur aufgrund der anstehenden Wahlen so schnell impfen. Wie im Dezember gemessen wurde, wiesen Oppositionswähler infolgedessen eine viel geringere Impfbereitschaft auf, als Anhänger der Regierungsparteien.
Als bekannt wurde, dass die ungarische Regierung mit den Russen verhandelt, wurde eine Kampagne gestartet, um Ungarn vor russischen Impfstoffen und „menschlichen Experimenten“ zu schützen. Es stellte sich jedoch heraus, dass der russische Impfstoff Sputnik V, der noch vor einem Monat von der Opposition heftig angegriffen worden war, der gleiche Vektorimpfstoff der dritten Generation ist, den auch AstraZeneca herstellt.
Ihre Mienen verzogen sich allerdings, als sich abzeichnete, dass nicht nur Angela Merkel und die EU an dem russischen Impfstoff interessiert sind, sondern selbst AstraZeneca darüber verhandelte, ob die von ihnen in erster Runde geimpften Menschen in der zweiten Runde mit Sputnik V weitergeimpft werden sollen. Als Außenminister Péter Szijjártó bekanntgab, dass wir genug Impfstoff aus Russland gekauft haben, um eine Million Menschen zu impfen, gab es auf der Oppositionsseite keine Empörung mehr, nur noch schockierte Stille und ein leises Zähneknirschen.
Jetzt wollen sie uns vor dem chinesischen Impfstoff schützen, mit dem schon mehr als eine Million Menschen geimpft wurden.
Innerhalb der nächsten ein oder zwei Wochen wird sich aber sicherlich zeigen, dass aufgrund von Verzögerungen bei der EU-Beschaffung nicht nur Ungarn, sondern auch viele andere EU-Länder versuchen werden, chinesische Impfstoffe einzukaufen und diese noch vor dem Sommer zu verimpfen. Dann wird die Gyurcsány-Koalition nur schwer erklären können, was mit dem chinesischen Impfstoff nicht stimmen soll.
Opposition hätte keinen russischen oder chinesischen Impfstoff eingekauft
Die gegenwärtigen Aktivitäten der Opposition zeigen sehr gut, wie glücklich wir uns schätzen können, in dieser schwierigen Situation eine bürgerliche Fidesz-Regierung in Ungarn zu haben. Die Aussagen der Opposition lassen keinen Zweifel daran, dass keiner von ihnen den russischen oder chinesischen Impfstoff gekauft hätte. Dies hätte das Land viele Menschenleben, noch längere Beschränkungen, Schließungen und einen noch größeren wirtschaftlichen Abschwung gekostet.
Wenn die Leute sich zwischen dem von der Opposition verpönten russischen oder chinesischen Impfstoff und dem weiteren Verzicht auf Auslandsreisen, Restaurant- und Kinobesuche oder ähnliches entscheiden müssen, dann wird es für sie vielleicht keine so leichte Entscheidung werden. (…)
Aus dem Ungarischen von Anita Weber.
Der Autor ist Fidesz-Mitglied und Parlamentsabgeordneter. Der leicht gekürzte Artikel erschien am 26. Januar auf dem Online-Portal der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Nemzet.
Inzwischen sind die erste Lieferungen von Sputnik V angekommen. Ich verstehe die Skeptiker gegen Sputnik nicht. Die Herstellerfirma wurde am Ende der 19. JH gegründet und hat weltweit einen guten Ruf. Ich nehme an, die Menschen, zig Millionen, als Kind oder Erwachsener in Ungarn haben bei Impfungen den Doktor nicht gefragt; darf ich wählen? Wo wurde das Impfstoff hergestellt??? Und: in den KGST Ländern wurde vermutlich mit russischen Impfstoff geimpft.