Kommentar: Katalysator-Land Ungarn
Klein, aber wirkmächtig!
Dahinter verbirgt sich deren feste Überzeugung, dass es einzig das Privileg der großen Länder wäre, auf der Bühne der großen Politik aktiv mitzumischen, während sich der angestammte Platz der kleinen im Zuschauerraum befinde. Oft kommt dann auch noch der gespielt sorgenvoll geäußerte Vorschlag, ob Ungarn nicht besser daran täte, die Bühne wieder zu räumen, um sie den großen westlichen Ländern und deren Friedensinitiativen zu überlassen.
Interessiert frage ich dann immer gleich nach, welchen Ländern und welchen konkreten westlichen Friedensinitiativen Ungarn denn Platz machen sollte? Die Reaktion auf diese Nachfrage fällt stets ähnlich aus: perplexes Stottern bis betretenes Schweigen. Höflich wie ich bin, beende ich die peinliche Situation dann zumeist selbst, indem ich zu einer Exkursion ins spannende Jahr 1989 einlade.
Ich erinnere daran, wie das auch schon damals kleine Ungarn über eine Ereigniskette von der Durchschneidung des Grenzzauns (2. Mai) über die Massenflucht beim Paneuropäischen Picknick (19. August) bis hin zur allgemeinen Grenzöffnung am 10. September für eine solche Dynamik sorgte, mit der die Genossen in Ostberlin nicht gerechnet hatten und die sie komplett überforderte. „Wie können die ungarischen Genossen denn nur!!!“
Die Bilder und Nachrichten von der Massenflucht über Ungarn trugen nicht wenig zur Endzeitstimmung in der DDR bei und damit sicher auch zu den ab Anfang September beginnenden Massendemos.
Es bleibt jedem selbst überlassen, sich kontrafaktisch einmal zu überlegen, wie die Wende ohne die gewaltige Dynamisierung durch das Katalysator-Land Ungarn verlaufen wäre. Die Botschaftsbesetzungen in Warschau und Prag waren für das Honecker-Regime ja noch beherrschbare, klar eingrenzbare Nadelstiche. Der Demokratiebewegung innerhalb der DDR hätte man durch eine Verschärfung der Repressalien und den Einsatz von noch mehr Gewalt durchaus wieder Herr werden können…
Chinesische Lösung möglicherweise verhindert
Andererseits war die DDR ökonomisch am Boden. Das Regime hätte nicht mehr ewig so weitermachen können… Die Frage war also nicht ob, sondern nur wann und wie das System kippen würde. Und nicht zuletzt, wie blutig dies geschehen würde. Einige Hardliner hingen ja dermaßen an ihrer Wunschvorstellung vom „besten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden“, dass sie bereit waren, für dessen Verteidigung sogar eine chinesische Lösung in Betracht zu ziehen… Stichwort: Tienanmen-Platz!
Nicht zuletzt durch die Impulse aus dem kleinen Ungarn kamen jedoch derartige Überlegungen zum Glück nicht mehr über das Sandkastenstadium hinaus. Die ostdeutschen Beton-Kommunisten wurden von der freiheitlich-pragmatischen Experimentierfreude der Ungarn einfach überrumpelt. Am Ende blieb ihnen nur noch eine hoffnungslose Flucht nach vorne: Krenz, Schabowski, Modrow und Schluss!
Wer weiß, wie die Geschichte für die Ostdeutschen ohne die Dynamisierung durch Ungarn verlaufen wäre! Und wer weiß, lenke ich jetzt wieder zur Gegenwart über, wie lange es ohne die mutige Friedensoffensive des ungarischen Ministerpräsidenten bis zu den ersten substanziellen Friedenssignalen gedauert hätte! Oder wer weiß, spinne ich die Überlegung weiter, wie die Lage an der europäischen Migrationsfront heute ohne die beispielgebende ungarische Grenzschließung von 2015 aussehen würde. Vielleicht bringt Ungarn jetzt sogar Bewegung in die Causa Nord Stream…
Akteure wie Ungarn schützen vor Erstarrung!
Letztlich sollte sich jedes System glücklich schätzen, Akteure mit einem Dynamisierungspotenzial wie Ungarn in seinen Reihen zu wissen! Das schützt vor Erstarrung und hält beweglich!
Die Skeptiker mit ihrer noch zuvor lebhaft vertretenen Idee vom Bühnenverbot für kleine Länder versuchen jetzt nicht einmal mehr, meinem Plädoyer für die demokratische Teilnahme von kleinen Akteuren an großen Entscheidungsprozessen zu widersprechen…
Ich war in 1989 Sommer inunserem Bauernhaus am Balaton. Es gab in der ausgewählten Zeiten bei mir full Haus. Ost- u d Westdeutsche TREFFPUNKT . Die zum fällig unbekannte Geste sollten Stuhl und Wein mitbringen. Zeitungen. Ungarische, deutsche Zeitungen und Satelit TV hatte ich. Als man uber Pickhörte horte, war mir klar, warum die alte Karten auf einmal wichtig waren. Ich lebte in Deutschland, mit Kinder war es mir riskant dorthin zu feiern gehen .
Viele gingen gerade nicht nur feiert.
Was fur ein Unterschied war zwischen ostdeutschen, Westdeutschen, Ungarischen Berichterstattung!
Ich war such in 2015 Sommer dort am Balaton. Die Geste, Fluchtlinge aus Ostdeutschland waren schon weg. Kamen aber Hundertausende, ohne Bitte und Danke mit großen Geldscheinén.
Gut angezogen, 0 Papiere- weggeworfen auf der Wiese, WC.
BErichterstattung aus Ungarn, 180 Grad anders, als die aus Deutschland. 2. Mal in 15 Jahren
Kleine Länder?
Es gibt viele Dinge, über die Deutsche insgehwim träumen. Über die Franzosen, Holländer sogar sprechen.
Über die manche nichtsstaatliche Medien sogar schreiben.
Das kleine Volk Ungarn tut sie……und das mach dieses kleine, mutige Volk, diese Nation so groß!