BZ-Kommentar zu den deutsch-ungarischen Beziehungen

Die Realitätsanwälte

Das BZ Magazin Nr. 5/2021 ist den deutsch-ungarischen Beziehungen und den vielfältigen bilateralen Aktivitäten von Bürgern beider Länder gewidmet.

Viele Deutsche und Ungarn engagieren sich in dem festen Bewusstsein, dass es wichtig und sinnvoll ist, sich für ein besseres Miteinander einzusetzen.

In Ungarn lebende Deutsche sind – großteils ehrenamtlich – zu diesem Zweck in einer Vielzahl an Organisationen aktiv. Sie tun dies aus innerem Antrieb. Einfach weil es ihnen Ungarn wert ist, sich nach Kräften für dieses schöne Land einzusetzen, und weil das deutsch-ungarische Miteinander noch viel Entwicklungspotenzial bietet.

Empörung über die diffamierende Behandlung

Es ist aber nicht nur eine dankbare, lohnenswerte Sache, sich für Ungarn zu engagieren. Das Pro-Ungarn-Engagement vieler Deutscher speist sich zugleich aus der Empörung über die diffamierende Behandlung, die Ungarn durch weite Teile der deutschen Politik und Mainstream-Medien zuteilwird.

Ein Grundproblem der deutsch-ungarischen Beziehungen ist, dass jene, die aus hautnahem Erleben und eigener Anschauung wissen, wie Ungarn wirklich ist, kaum eine Stimme haben. Wohingegen jene, die sich mittels Massenmedien Gehör verschaffen, über so gut wie keine eigenen Ungarn-Erfahrungen verfügen.

Friedliche deutsch-ungarische Landschaft und ein Roth-Specht. Zeichnung: Theo Mainka

Oft tragen sie nur weiter, was ihnen von oppositioneller Seite oder regierungskritischen NGOs als „Wahrheit“ über Ungarn zugetragen wurde. Der Opposition und den NGOs ist dabei kein Vorwurf zu machen. Sie machen einfach nur ihre Arbeit und nutzen dabei natürlich jedes hingehaltene Mikrophon, um ihre Botschaften loszuwerden.

Verantwortungslose Verbreitung eines realitätsfernes Ungarnbildes

Sehr wohl aber müssen sich deutsche Politiker und Medienvertreter den Vorwurf gefallen lassen, sich in der Ferne aus diesen selektiven Versatzstücken und gemäß ihrem ideologischen Bauplan realitätsferne Ungarnbilder nicht nur zu basteln, sondern sie auch verantwortungslos zu verbreiten.

Inzwischen sind sie so sehr von ihren abstoßenden Schöpfungen überzeugt, dass sie sich anmaßen, aus diesen ganz reale Forderungen, etwa nach dem Entzug von Ungarn zustehenden EU-Geldern abzuleiten.

Ihre Besessenheit, Ungarn zu züchtigen und erziehen, treibt immer absonderlichere Blüten: Kürzlich wurde bekannt, dass die aus Steuergeldern finanzierte Deutsche Welle Sendungen in ungarischer Sprache plant, um damit wie einst im Kalten Krieg auf Ungarn einzuwirken. Was für eine Überheblichkeit!

Überheblich und unverfroren

Um sich die Unverfrorenheit dieser geplanten ideologischen Einflussnahme zu vergegenwärtigen, braucht man sich nur einmal vorzustellen, was passieren würde, wenn Ungarn auf die Idee käme, einen deutschen Informationskanal zu starten, um den Deutschen etwa in Sachen Grenzschutz, Familienpolitik oder Nationalstolz Nachhilfeunterricht zu erteilen.

Was für einen Aufschrei würde allein schon der laut geäußerte Gedanke an ein derartiges Vorhaben auslösen! Zu Recht! Missionierung unter Partnern sollte allein schon der gegenseitige Respekt verbieten!

Wegen der immer größeren Entkopplung von ungarischer Realität und künstlich erzeugten Negativbildern über Ungarn haben all die deutsch-ungarischen Initiativen, von denen ein kleiner Teil in dieser Ausgabe erwähnt  und gewürdigt wird, mehr denn je eine Existenzberechtigung.

Wir betrachten es als ehrenvolle Aufgabe, diesen Aktivitäten mit der Budapester Zeitung auch weiterhin eine mediale Plattform zu bieten.

 

Wenn Sie unser BZ Magazin mit dem Schwerpunktthema Deutsch-Ungarische Freundschaft gerne kostenfrei als PDF zugesandt bekommen möchten, dann schicken Sie uns bitte einfach eine E-Mail mit der Betreff-Zeile BZ Magazin 5 an verlag@bzt.hu.

 

3 Antworten auf “Die Realitätsanwälte

  1. Bravo. Richtig so. Wir Ungaren müssen uns von niemandem vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben. Unsere Werte sind nicht verhandelbar. Wem das nicht passt, der soll auch nicht über europäischen Werten schwadronieren. Schon gar nicht über Grundwerte wie Schutz von Familie, Religion und nationaler Identität. Dieser mittlerweile aggressive Ton, der aus den deutschen Redaktionsstuben schallt, ist unwürdig und in meinen Augen ein klarer Verstoss gegen eben diese Werte der EU. Im tiefen Westen der einst stolzen dt. Nation ist man leider anfällig für derartige Spielchen. Ein eigenartiges Phänomen, dem einmal Soziologiehistoriker (gibt es so was?) mit etwas Forschung auf den Grund gehen sollten. Denn im Osten der Republik wissen noch viele, was sie Ungarn zu verdanken haben und erinnern sich gerne an die tollen Sommer am Balaton oder in Budapest. “Der Ossi” lässt sich nicht so leicht einlullen, im Gegenteil: er trägt das wirkliche Ungarnbild unbewusst zurück in seine Heimat. Es gibt Aufgeweckte auch im Westen. Und wem das ganze unerträglich wird, der wandert aus. Ungarn heisst mittlerweile tausende dt. Auswanderer willkommen, die sich besonders um den Plattensee angesiedelt haben. Scheinbar (Achtung Ironie) gefällt es all jenen in der ach so schlimmen Diktatur, ohne Meinungsvielfalt und den täglichen Repressalien. Ironie aus und Guten Nacht für heute.

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  2. ” …., wenn Ungarn auf die Idee käme, einen deutschen Informationskanal zu starten, um den Deutschen etwa in Sachen Grenzschutz, Familienpolitik oder Nationalstolz Nachhilfeunterricht zu erteilen.” Oh, ich bin darin ganz mutig darin, den linksliberalen Frittenteutonen und Biodeutschen mit Nazihintergrund die Meinung zu geigen. Mein Infokanal funktioniert, wenn auch manchmal mit heftigen Gegenreaktionen und Sendepausen. Hauptsache, man fällt nicht in die Pfütze von SPD, Cancel Culture, Political Correctness, Netz-DG und Genderschmuh. Aber nicht vergessen: Nationalstolz sollte man in der brd wirklich mit Stumpf und Stiel ausrotten. Da gibt es nach all diesen Merkeleien keinen Grund zu Stolz.

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  3. Wie heiß Ihr Infokanal?
    Erstmal herzlichen dank für Mainka.
    Erinnerungskultur in Deutschland und in Ungarn. WER sind wir?
    Wir sind, woran wir erinnern. Ein sehr guter Artikel von Herrn Boros Kálnoky in MCC.
    Alles, was es GIBT, ist, was es gab. Wenn man die Vergangenheit auslöscht oder falsch weiter gibt, hängt man in der Luft, und hat kein Fundament, worauf man die Zukunft bauen kann. Die gemeinsame Erinnerung ist UNSER: Es ist gut so.
    Ich nehme an, einige Länder oder Bürger in Ausland sind sogar neidisch auf kleinere Ländern, wo Geschichte, gemeinsame Erinnerung und Erfahrung FÜR ALLE gültig sind. Was soll sonst die Bevölkerung zusammenhalten? Die Parteien?

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