UEFA
Einlasskontrolle beim UEFA-Finale am letzten Donnerstag: „In Ländern, in denen es Demokratie gibt und politische Entscheidungen für gewöhnlich Konsequenzen haben, werden Menschenleben nicht für das Hobby eines einzelnen Menschen geopfert.“ (Foto: MTI/ Tibor Illyés)

Die linke Seite: Kommentar zum UEFA-Spiel

War es das wert?

Seitdem der Fidesz, dessen Hofstaat und die Familie Orbán die ungarische Wirtschaft und einen größer werdenden Teil des Landes wie ihr Eigentum behandeln, stellt sich zu Recht immer häufiger die Frage: Was passiert, wenn die privaten Interessen dieser Privateigentümer im Widerspruch zum öffentlichen Interesse stehen?

Die Antwort auf diese Frage ist seit Langem bekannt und hat sich schon hundertfach bestätigt (ein lehrreiches Beispiel ist der Verkauf und anschließende Rückkauf des Mátra-Kraftwerks zugunsten des Fidesz-nahen Oligarchen Lőrinc Mészáros und zum Nachteil der öffentlichen Hand).

Das Hobby einer einzelnen Person

Das UEFA-Finale ist jedoch eine qualitativ andere Geschichte. Hier haben wir ein Beispiel dafür gesehen, was passiert, wenn das Hobby einer einzelnen Person – in offensichtlich unverantwortlicher und gegen die Gemeinschaft gerichteter Art und Weise – im Widerspruch zum gemeinsamen Interesse von uns allen steht.

Natürlich brauchte es dafür auch eine ähnlich unsoziale, blinde, geld- und erfolgshungrige UEFA, aber die Frage wurde letztlich von einer Person in der Cinege utca (Anm.: hier befindet sich der private Wohnsitz von Ministerpräsident Orbán) entschieden. Denn leider ist diese Person zufällig der Regierungschef des Landes und verfügt über eine solche Allmacht (gibt es eine Behörde oder Institution, die es in den vergangenen zehn Jahren gewagt hätte, sich ihm zu widersetzen?), wie sie sonst keiner in der EU hat.

Das UEFA-Spiel hätte woanders nicht stattfinden können

Dieses Spiel – zu diesem Zeitpunkt und in dieser Form, wie es bei uns stattfand – hätte in keinem anderen europäischen Land stattfinden können. Deren Gesundheitsbehörden hätten es schlicht verboten. An dieser Stelle können wir ruhig an Cecília Müller denken und versuchen, nicht laut zu lachen, während wir uns vorstellen, wie sie Viktor Orbán etwas „nicht erlaubt“. Aber anderswo würde die Politik es auch nicht wagen, so etwas zu riskieren.

Auch deswegen nicht, weil überall, wo in dieser Phase der Pandemie so viele Menschen – dass diese teilweise aus dem Ausland anreisten, kommt erschwerend hinzu – zusammenkommen, etwa zwei Wochen später fast immer ein sprunghafter Anstieg der Infektionen und Todesfälle folgt.

In Ländern, in denen es Demokratie gibt und politische Entscheidungen für gewöhnlich Konsequenzen haben – nicht nur alle vier Jahre an der Wahlurne, sondern permanent –, werden Menschenleben nicht für das Hobby eines einzelnen Menschen geopfert. Selbst dann nicht, wenn es sich um den Ministerpräsidenten persönlich handelt.

Aus dem Ungarischen von EKG.

Der hier wiedergegebene Kommentar erschien am 25. September in der Onlineausgabe der linken Tageszeitung Népszava.

3 Antworten auf “War es das wert?

  1. Fußball ist Hobby für Millionen, auch für sie, die vom Sportunterricht befreit worden. Also, es ist Fake News.
    Wenn man über Fußball redet, soll man über Fußball reden. Ungarn hat sich für das Spiel beworben vor Corona. Und das Puskas Stadion ist das modernste in Europa. Wenn irgendwo ein Testspiel hätte organisieren können, dann eben hier.
    Also bitte nicht ein unüberprüft ein Brei für Orban bashing darbieten
    Nepszava macht es zu 90 Prozent.

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  2. “Das Puskas-Stadion ist das modernste in Europa”. Woher haben Sie denn diesen Käse? Nach eigener Recherche, nicht unüberprüft, finden Sie noch min. 15 andere Stadien in Europa, die locker moderner sind als das in Budapest, da nenne ich als ganz kleines Beispiel und Übel den katastrophalen Zustand der Toiletten . Gerne gebe ich Ihnen aber recht, daß im Puskas-Stadion wohl eine der schlechteren euopäischen Mannschaften spielt , jedenfalls meistens.

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