Die linke Seite: Kommentar zum geplanten UEFA-Spiel in Budapest
Tausende Ungarn werden beim UEFA-Spiel zu Versuchskaninchen
Leider kam diese Frage in der letzten Nationalen Konsultation nicht vor. Daher ist auch nicht bekannt, wie viele Ungarn für das für September in Budapest angekündigte UEFA-Spiel zwischen Bayern und Sevilla gerne ihre Haut zu Markte tragen würden.
Doch der Standpunkt der Regierung wird auch ohne Konsultation deutlich: In aller Seelenruhe gab sie der UEFA die Erlaubnis, Tausende Ungarn zu Versuchskaninchen zu machen. Nachdem sich sonst niemand freiwillig für diese ehrenvolle Aufgabe gemeldet hat – und als potentielles Opfer auf dem Altar des milliardenschweren Business der Europäischen Fußballunion landen wollte –, ist die UEFA dankbar, dass sie nun in Budapest testen kann, was passiert, wenn Fußballspiele erneut zu Massenveranstaltungen werden.
Nachdem die Regierung bereits für uns entschieden hat, bleibt nur noch die Frage: Warum genau riskiert sie unsere Gesundheit?
Laut offizieller Erklärung soll die UEFA untersuchen, welche Auswirkungen es hat, wenn erneut mehrere Tausend Menschen im Stadion gemeinsam anfeuern. Man würde meinen, dass man seine eigene Gesundheit, wenn es schon sein muss, lieber für etwas Größeres, ein höheres Ziel etwa, riskieren würde – doch das ist das geringere Problem.
Was wird untersucht?
Denn es ist noch nicht einmal klar, ob die Welt, geschweige denn Ungarn, überhaupt etwas aus diesem großen Spiel lernen kann. Lässt sich beispielsweise wirklich beweisen, ob die Epidemie entweder explodiert oder nicht, wenn wir mehrere Tausend Menschen zusammenkommen lassen?
Verräterisch ist auch, dass weniger als einen Monat vor dem Spiel weder der ungarische noch der europäische Fußballverband verraten, wie und was bei dem Testspiel untersucht wird.
Es wäre beruhigend, wenn sie nur deshalb schweigen würden, weil es noch keinen Plan gibt, sie aber glauben, in den verbleibenden knapp 30 Tagen noch irgendeinen Untersuchungsplan zusammenschustern zu können.
Es wäre jedoch erschreckend, wenn sie es wüssten, es aber vorziehen würden, nichts darüber zu sagen, was der Plan ist. Denn das würde bedeuten, dass es uns ihrer Ansicht nach nichts angeht, ob man aus uns Versuchskaninchen macht, und auch nicht warum und wie.
Aus dem Ungarischen von Elisabeth Katalin Grabow.
Der hier wiedergegebene Kommentar erschien am 28. August in der Onlineausgabe der linken Tageszeitung Népszava.