Impfstoffe
Ampullenschachtel aus der ersten AstraZeneca-Lieferung: Das Interesse der Bürger an den Impfstoffen ist motiviert von Zweifeln an der Kompetenz der politischen Entscheidungsträger. Foto: AstraZeneca

BZ-Kommentar zum plötzlichen Wissenshunger in Sachen Impfstoffe

Was tun?

Während sich wahrscheinlich niemand an den Namen und den Produzenten des Impfstoffs unserer letzten Grippeschutzimpfung erinnert, sind wir bei Covid-19-Impfungen inzwischen geradezu davon besessen, uns möglichst viel Wissen anzueignen.

So weiß bald jeder, welche Pharmafirmen auf diesem lukrativen Markt so alles mitmischen. Wir kennen die Namen der wichtigsten Impfstoffe, ihre Lieferzeit und ihre Effizienz. Wir wissen, bei welchen Temperaturen sie gelagert werden müssen, und ob die erste Impfung wiederholt werden muss. Viele kennen sogar die Wirkprinzipien der einzelnen Impfstoffe.

Hobby-Impfstoff-Experten

Man kann sich die helle Begeisterung der echten Mediziner vorstellen, wenn die gut informierten Bürger demnächst in ihren Praxen ihr einschlägiges Wissen mit ihnen teilen und sie in ihrer Arbeitszeit in alle möglichen Fachsimpeleien verwickeln werden. Sicher brennen die Ärzte nur so darauf, sich ihr Impfstoffwissen von uns Laien auf Vordermann bringen zu lassen.

Erst recht, da immer mehr Bürger nicht nur über detailliertes pharmazeutisches Wissen, sondern auch die Gabe verfügen, die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen in Abhängigkeit vom politischen System ihrer Herkunftsländer beurteilen zu können. Völlig bedenklich sind nach Meinung vieler natürlich Impfstoffe aus Russland und China. Diktaturen können per se keine vernünftigen Impfstoffe produzieren.

China mag ja dem Westen inzwischen bei fast allen Zukunftstechnologien den Rang abgelaufen haben und kann ihm bald sogar erklären, wie 6G funktioniert, aber ausgerechnet bei dem strategisch wichtigen Impfstoffprojekt versagen die Chinesen natürlich hoffnungslos. Und dann erst die Russen… Schon allein dieser lächerliche Name: Sputnik V… Einer neuen Partydroge könnte man keinen besseren Namen geben!

Zweifel an der Kompetenz der politischen Entscheidungsträger

Das Interesse der Bürger ist motiviert von Zweifeln an der Kompetenz der politischen Entscheidungsträger. Je mehr Inkompetenz der eigenen Regierung in Sachen Covid-19-Impfungen unterstellt wird, umso wissbegieriger ist die Bevölkerung. Oder anders ausgedrückt: die (empfundene) Corona-­Inkompetenz einer Regierung verhält sich proportional zur Corona-Kompetenz der Bevölkerung.

Impfstoffe
Titelseite des aktuellen BZ Magazins:   Eine pragmatische, vorurteilsfreie Einstellung zum Thema Impfen ist sicher vorteilhaft. Grafik: Theo Mainka

Dieser Zusammenhang gilt auch für die Impfbereitschaft. Das könnte sich als problematisch erweisen, wenn die Regierungen eine größere Durchimpfung ihrer Bürger ins Auge fassen und sich zu viele als impfunwillig erweisen.

Standortvorteil Impfbereitschaft?

Glaubt man den offiziellen Zahlen, dann erhöht sich die Impfbereitschaft der ungarischen Bevölkerung inzwischen stetig. Das könnte bald ein wichtiger Standortvorteil sein, denn immer mehr wird es zwischen den Staaten einen Wettlauf in Richtung normales Leben geben.

Die Staaten, die am schnellsten wieder auf Normalbetrieb umschalten können, werden in der Nachkrisenwelt besser dastehen. Aller Voraussicht nach wird es dabei nicht ohne Impfungen gehen. Eine pragmatische, vorurteilsfreie Einstellung zum Thema Impfen ist also sicher vorteilhaft.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel

6. Dezember 2024 15:25 Uhr