Analyse: Die geopolitische Zukunft Europas
Eine Frage der Selbstbehauptung
Zwanzig Jahre nach dem Beitritt zur EU sorgen sich nicht nur die Ostmitteleuropäer um die globale Zukunftsfähigkeit des alten Kontinents. Inmitten zahlreicher und weitreichender tektonischer Veränderungen der Weltordnung ergeben sich große Verschiebungen in den globalen Machtstrukturen. Bei diesen Umgestaltungsprozessen erscheint Europa ideen-, orientierungs- und führungslos. In dieser Gemengelage ist die „strategische Autonomie“ unseres Kontinents schwieriger denn je zu erreichen, obwohl diese gerade in den derzeitigen hochkomplexen Zeiten relevant, aktuell und notwendig wäre.
Die Erfahrung von 1989
Die mittel- und osteuropäischen Nationen warfen das Joch der kommunistischen Unrechtsherrschaft im Jahr 1989 ab, errangen ihre Unabhängigkeit zurück und konnten sich in Frieden und Freiheit selbst verwirklichen. Dabei waren ihnen Staat und Nation, Souveränität und Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie heilige Güter. Ihren Beitritt zu den euroatlantischen Strukturen sahen sie als Unterpfand ihres eigenen Unabhängigkeits- und Freiheitsstrebens gegen die dunklen Erfahrungen aus der Zeit sowjetischer Unterdrückung an. Für sie war Europa auch ein Gegenmodell zur diktatorischen Macht aus der Vergangenheit namens Sowjetunion.
Dahingegen erlebten die Gesellschaften Westeuropas den Kommunismus nie aus eigener Anschauung, war doch ihre Schutzmacht USA das Idealbild von Freiheit und Demokratie. So konnten die Westeuropäer in einer gewinnbringenden Symbiose mit den Vereinigten Staaten ihre eigene – oftmals christlich-demokratisch geprägte – Freiheit verwirklichen. Während die Sowjets ihren Herrschaftsbereich brutal mit militärischen Mitteln usurpierten und unterdrückten, bauten die US-Amerikaner mithilfe ihrer feinsinnigen Instrumentarien der Soft Power viele Bastionen und Positionen in Europa aus – insbesondere in Politik und Kultur.
Mit dem Zusammenbruch des Ostimperiums fühlte sich der Westen als Sieger des Kalten Krieges. Die USA blieben zunächst als Führungsmacht allein auf weiter Flur, auch kulturell und politisch blieben sie bei der Gestaltung Europas und der Welt dominant. Vor dem Hintergrund der Diktaturerfahrung und des positiv besetzten westlichen Gegenentwurfs war der amerikanische Hegemon in den Nachwendejahren für alle Länder Europas durchaus wünschenswert und nützlich. Die führende Rolle der USA wurde daher auch kaum hinterfragt.
Raumgewinn der Woken und Progressiven
In ihrer großen Freiheit und ihrer entscheidenden Dominanz liefen die USA jedoch immer mehr Gefahr, sich zu überdehnen. Das kulturell konservativ eingestellte Amerika verlor politisch immer mehr an Boden, das linksliberal-progressiv eingestellte hingegen wurde immer dominanter. Dies zeigte sich besonders bei Universitäten, Medien, NGOs, Verbänden und schließlich auch in der Politik. Diese Machtverschiebungen haben unter anderem zum „Wokismus“, zu Cancel Culture und zu Diskursverengungen sowie zur kulturellen Machtanmaßung im Namen der Liberalität geführt, die in Wahrheit immer weniger freiheitlich ist.
Auch in Europa wurden diese Bewegungen immer stärker, wie auch die progressiv-linksliberalen Ideen. Die alte kulturelle christlich-demokratische Basis Europas diffundierte in zunehmendem Maße, die Christdemokraten nahmen diesen Verlust erst zu spät zur Kenntnis und suchten nach dem richtigen Umgang mit diesem. Die „progressiven“ Amerikaner verbreiten ihren Hegemonieanspruch jedoch weiter voller Elan und Macht.
Der Aufstieg Chinas und des globalen Südens
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine brachte im vergangenen Jahr eine neue Frontstellung in der globalen Politik. Der von den USA geführte freie Westen mit Europa und den angelsächsischen Ländern des alten Commonwealth stand fest an der Seite der Ukraine, während weltweit viele andere, auch demokratische Länder sich zu dieser Position nicht durchringen wollten oder konnten. Allen voran der globale Süden oder die BRICS-Länder, aber auch Israel stellten sich nicht uneingeschränkt auf die Seite der Ukraine, sondern verfolgen weiterhin eigene Interessen.
Diese Grundeinstellung gilt auch für den Wettstreit der USA mit China, bei dem diese Länder nicht klar Position beziehen wollen und prinzipiell nichts gegen eine enge Bindung zu China einzuwenden haben. Betrachtet man weltweit die größten Handelspartner dieser Staaten, so waren im Jahre 2000 die USA fast überall an erster Stelle – heute ist das in den meisten eindeutig China. Das dynamische Wachstum der früher mit dem wenig schmeichelhaften Begriff Schwellenländer umschriebenen Staaten steht in einem harschen Gegensatz zum verlangsamten Wachstum des alten Westens. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die globale Zukunft insbesondere in Südostasien geschrieben wird.
Die Ostmitteleuropäer wollen in diesem Zusammenhang den Anschluss an eine weltweite Entwicklung nicht verlieren und suchen ihre Optionen eines handlungsfähigen und auf mehreren Beinen stehenden strategischen Gestaltungsraumes. Sie können mit der sich abzeichnenden Blockbildung „Der Westen gegen den Rest der Welt“ kaum etwas anfangen, haben sie doch schlechte historische Erfahrungen mit einer Blockbildung gemacht, aus der meist nichts Gutes für sie heraussprang.
Daher versuchen sie, sich neue Handlungsoptionen zu erschließen. Sie stehen ein für globalen Freihandel, Austausch und Vernetzung, haben sie es doch verstanden, mit möglichst vielen Staaten der Welt gute und belastbare Beziehungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik anzustreben. Die diesbezügliche Strategie der Konnektivität wurde zunächst in Ungarn formuliert und versinnbildlicht einen intensiven Denkprozess, in dem sich das mittelgroße Land in Ostmitteleuropa befindet.
Diese Strategie der Vernetzung und Verbundenheit ist eine Folge aus der immer offensichtlicher werdenden schwindenden Hegemonie der USA. Die Weltordnung wird zusehends multipolarer und in dieser müssen auch die Länder Europas erfolgreich bestehen können. Blockbildung und Abkehr von der Globalisierung gefährden nicht nur den Wohlstand der Europäer, sondern auch deren langfristige Sicherheit.
Werte- und Interessenorientierung
Die Werte des Westens sind umfassend, doch sind sie nicht universal. Sie gelten vielmehr in erster Linie für den Machtbereich der westlichen Welt. Von vielen anderen Ländern werden sie abgelehnt und hinterfragt, oft sogar hintertrieben. Eine wertegeleitete Außenpolitik kann so in einem vielschichtigen globalen Umfeld kaum Wirkung erzielen. Werte sind wenig greifbar, sie sind weder disponibel noch verhandelbar und gelten lediglich für den eigenen Kultur- und Machtraum.
Bei der interessengeleiteten Politik hingegen ist ein Ausgleich, eine Verständigung vieler verschiedener Interessen leichter möglich. Ungarn beispielsweise verfolgt eine interessenbasierte Außenpolitik und versucht daher mit vielfältigen globalen Akteuren einen fairen Ausgleich der beiderseitigen Interessen herbeizuführen. Im Spiegel der eigenen Erfahrungen ist das Land auch eher in der Lage, die Interessen der anderen zu verstehen.
Vor dem Hintergrund der ungarischen Erfahrungen erscheint es dringend angebracht, dass auch Europa seine ureigenen Interessen definiert, sie entsprechend vertritt und umsetzt. Dies geschieht jedoch viel zu selten. Vielmehr werden kaum greifbare „europäische Werte“ genannt. Wenn es hingegen um globale Handlungsrahmen geht, wird häufig nur auf die Partnerschaft mit den USA verwiesen.
Strategische Autonomie
Vor dem Hintergrund dieser Tendenzen stellt sich die Frage, inwieweit sich Europa seine eigene strategische Ausrichtung geben kann im Sinne einer auch vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron geforderten „strategischen Autonomie“. Voraussetzung dafür wäre, dass Europa seine eigenen Interessen formulieren kann und auch ohne die Beteiligung der USA als globaler Akteur aufzutreten imstande ist.
Ebenso ist erforderlich, dass Europa über starke Führungspersönlichkeiten verfügt, um überhaupt in diesen Handlungsrahmen eintreten zu können. In diesem Zusammenhang kann ebenso die Erkenntnis reifen, dass die europäische Politik ihre Entscheidungsmaxime auf lange Sicht unabhängig davon justieren sollte, welcher amerikanische Präsident gerade im Weißen Haus regiert.
Die gegenwärtig unangefochtene Allianz mit den USA sollte dabei bewahrt werden, jedoch muss sich Europa darauf einstellen, auch ohne die USA in der internationalen Politik bestehen zu können, spätestens dann, wenn die Amerikaner eines Tages ihre Interessen notfalls auch ohne oder vielleicht sogar gegen die Europäer durchsetzen sollten. Durch den gegenwärtig immer noch tobenden Krieg Russlands gegen die Ukraine hat sich der Aktionsradius jedoch bedauerlicherweise zuungunsten der Europäer eingeengt. In einer solchen konfliktgeladenen Kriegssituation könnten alle weiteren Bemühungen um eine strategische Souveränität Europas zugleich auch als eine Abkehr von den USA verstanden werden, was sicherlich nicht im Interesse der Europäer ist.
Eine solche denkstrategische Überlegung der strategischen Autonomie erscheint erst mit dem Abklingen der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine realistisch. Bis dahin kann aber viel Zeit verstreichen, sodass die diesbezüglichen europäischen Bestrebungen erstmal hintangestellt werden. Für die Zukunftsfähigkeit unseres Kontinents sind dies keine guten Zeichen.
Die Europäer sind gefragt
Die sich aus der veränderten Rolle und Stellung der USA ergebenden internationalen Umgestaltungen sind auch für die Europäer nicht ohne Folgen. Zugleich stellen sich aufgrund politisch-kultureller Herausforderungen zumindest Fragen bezüglich der Zukunftsfähigkeit des transatlantischen Modells, wie wir es heute kennen. Eine interessengeleitete Außenpolitik und eine Strategie der Vernetzung können dabei helfen, im sich wandelnden globalen Umfeld bestehen zu können. Immer mehr Ostmitteleuropäer setzen sich zunehmend für eine solche Herangehensweise ein.
In diesem Zusammenhang muss der Selbstbehauptung Europas eine tragende Rolle zukommen. Hierfür aber müssen die Europäer ihre Ziele und Interessen erkennen, formulieren und auf internationaler Bühne offensiv vertreten. Die strategische Souveränität des Kontinents ist ein erstrebenswertes mittelfristiges Ziel, das jedoch aufgrund des gegenwärtig noch anhaltenden Krieges in der Ukraine nur schwer verwirklicht werden kann, ohne die Grundlagen der transatlantischen Gemeinschaft ernsthaft infrage zu stellen. Auch aus diesem Grund muss schnellstmöglich ein dauerhafter Frieden in der vom Krieg gebeutelten Ukraine erzielt werden.
Der vorliegende Aufsatz ist eine leicht überarbeitete Version eines in der Preußischen Allgemeinen Zeitung ersterschienenen Textes.
Der Autor ist Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am Mathias Corvinus Collegium.
Kurze Antwort auf langen Artikel:
Europa wird auch in Zukunft keine Chance ohne die USA haben, sich gegenüber Russland und China zu behaupten. Große Länder wie Deutschland oder insbesondere Frankreich können noch eine eingeschränkte Unabhängigkeit für ihre Länder erreichen. Aber ohne Europa als Ganzes, dafür sind die unterschiedlichen Wünsche und Bestrebungen der einzelnen Staaten zu gegensätzlich und einen Zentralstaat Europa ist nirgendwo in Sicht. Die kleinen östlichen Länder wären aller Satelliten Russlands.
Fast die ganze EU und NATO sind bloß Satelliten der USA und fahren sehr schlecht damit, aber jeder wird unterdrückt, der sich dagegen auflehnt. Heute sind die USA weit schlimmer als Rußland.
“Der von den USA geführte freie Westen mit Europa und den angelsächsischen Ländern des alten Commonwealth stand fest an der Seite der Ukraine …”
Stand und jetzt nicht mehr? Habe ich in Bezug auf Ungarn aber völlig anders wahrgenommen. Wo hat denn Herr Bauer seine Erkenntnisse her?
“Bei diesen Umgestaltungsprozessen erscheint Europa ideen-, orientierungs- und führungslos.”
Interessant ist, dass die Aussage von der ungarischen Seite kommt, die bisher häufig erfolgreich verhindert, dass die EU mit einer Stimme spricht. Geht der Herr Bauer jetzt davon aus, dass sich das in Zukunft ändern wird? Dann weiß er mehr als ich! Oder meint er, dass sich jetzt alle der ungarischen Meinung anschließen werden? Das wird es bei einem Staatenbund nie geben und nur das will Ungarn aber zulassen und keinen Unionsstaat! Wie stellt er sich denn institutionell die Führung Europas vor, damit alle in die gleiche Richtung marschieren, wenn jedes Land ein Vetorecht nutzt, wenn es seine Interessen berührt fühlt?
“Betrachtet man weltweit die größten Handelspartner dieser Staaten, so waren im Jahre 2000 die USA fast überall an erster Stelle – heute ist das in den meisten eindeutig China.”
Und es folgten damals Japan und Deutschland auf den Plätzen 2 und 3. Und was heißt das jetzt in Bezug auf Herrn Bauers Vorstellung zur Selbstbehauptung Europas? Nichts! Sollen wir jetzt zu Russland oder China als Schutzmacht wechseln? Empfehle in dem Zusammenhang Armenien. Nebenbei bemerkt, Chinas BIP entspricht noch immer in etwa das eines mittleren Entwicklungslandes. Und von dem Überholen ist schon längere Zeit nicht mehr die Rede, eher vom Gegenteil. Chinas Bevölkerung beginnt schrumpfen und massiv zu altern, im Gegensatz zur USA!
“Eine interessengeleitete Außenpolitik und eine Strategie der Vernetzung können dabei helfen, im sich wandelnden globalen Umfeld bestehen zu können.”
Welche geleiteten Interessen sind denn hier gemeint, die von Ungarn oder die von Polen, wenn wir nur alleine auf Russland und die Ukraine blicken? Glaubt er das selber?
Ich könnte das jetzt weiter fortsetzen, belasse es aber dabei.
Der Artikel ist mit vielen Worthülsen und offensichtliche Widersprüche gespickt, ohne einen direkt erkennbaren logischen roten Faden, ohne nachvollziehbare realistische Maßnahmen zu Zielerreichung und ohne Beachtung der faktischen Machtverhältnisse in Europa und der Welt. Sehr schwammig formuliert und er vernebelt mehr als er enthüllt.
Ich vermute deshalb auch, dass hier eine andere Absicht besteht, nämlich die EU und die Nato insgesamt zu schwächen und/oder einen Austritt Ungarns aus EU und Nato vorzubereiten. Das wird der Autor allerdings nie sagen, weil er sich damit angreifbar machen würde. Besser ist, das Gegenteil zu behaupten, aber Maßnahme vorzuschlagen, die in die entgegengesetzte Richtung führen.
Sie betrieben die volle US-Kollaboration mit der laufenden Wirtschafts- und Agrarzerstörung im Westen, samt dem Übergang zum islamischen Staat, auf den es hinausläuft.
Welchen konkreten Inhalts könnte denn diese “Selbstbehauptung” sein ?
Letztendlich ist eine wirtschaftliche Entwicklung und ein Aufschwung wünschenswert.
Nachdem Italien sich kürzlich aus dem Projekt “Seidenstraße” verabschiedet hat könnte diese von China etwas weiter nach Osten verlegt werden, also ihren Weg durch Ungarn finden, und damit die wirtschaftliche Entwicklung auf vielen Gebieten verstärken.
Eine globale Vernetzung als starker Partner.
Chinas Wirtschaft ist im November weiter in die Deflation gerutscht. Wie das Staatliche Amt für Statistik in Peking mitteilte, sanken die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 0,5 Prozent so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Damit befinden sich die chinesischen Verbraucherpreise bereits den zweiten Monat in Folge im Rückgang. Im Oktober waren die Preise um 0,1 Prozent gefallen.
Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bezeichnet den Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Die Preise verfallen, wenn sich die Verbraucher in Erwartung weiter sinkender Preise mit dem Kaufen zurückhalten, was wiederum die Umsätze und Gewinne drückt und Investitionen der Unternehmen erschwert. Die meisten Fachleute halten eine Deflation für gefährlicher für die Entwicklung einer Volkswirtschaft als leicht steigende Preise. Zwar profitieren Verbraucher auf den ersten Blick, weil sie weniger für Waren und Dienstleistungen bezahlen müssen.
Eine Deflation gefährdet aber in der Regel auch die Gewinne von Unternehmen und birgt damit etwa die Gefahr von Lohnkürzungen und Entlassungen.
Die seit Oktober anhaltende Deflation wird von Expertinnen und Experten vor allem als Zeichen für eine Konjunkturschwäche gewertet. Auch die weiterhin schwelende Immobilienkrise belastet die Konsummotivation vieler Chinesen. Die Ratingagentur Moody’s hatte am Dienstag vor einer drohenden Herabstufung der Kreditwürdigkeit Chinas gewarnt. Lokale Regierungen und staatliche Unternehmen finanziell zu retten, belaste die Wirtschaft.
Das sieht nicht nach einer aufstrebenden Volkswirtschaft aus. Außerdem hat China zwei Prinzipien bei der Kreditvergabe:
Es sichert seine Kredite mit Sachwerte (z.B. Rohstoffe, Flughäfen, Häfen) ab und hat keine Probleme damit, die ins chinesische Eigentum zu übernehmen, wenn der Schuldner aus irgendwelchen Gründen nicht zahlen kann.
Es werden in der Regel chinesische Firmen beauftragt und chinesisches Personal bei den Bauvorhaben eingesetzt. Bezahlen darf der Schuldner mit Krediten aus China.
Im Moment können viele Entwicklungs- und Schwellenländer aufgrund wirtschaftlicher Probleme Ihre Kredite aus China nicht mehr bedienen. Wie lange wird es dauern, bis China die Sicherheiten übernehmen wird.
Japan hatte viele Jahre eine Deflation und in dieser Zeit sind wirtschaftliche Partner umso wertvoller – für beide Seiten.
Da fällt mir ein: damals hat mir meine Bank ein Finanzkonstrukt in Bezug auf die Deflation von Japan angeboten, das mir eine Verzinsung von 3000 DM im Monat gebracht hätte. Leider war ich zu feige und habe der Laufzeit nicht getraut.
Man kann also auch mit einer Deflation Geld machen.
Im Jahr 1990 brach die “Japan AG” zusammen. Der Nikkei verlor binnen Jahresfrist über 40 Prozent und stürzten das Land in eine der schlimmsten Krisen, von denen sich das Reich der aufgehenden Sonne bis heute nicht erholen konnte.
In den Jahrzehnten vor dem Crash war Japan zu einer der führenden Wirtschaftsmächte der Erde aufgestiegen. Wie Deutschland erlebte auch Japan nach dem Krieg einen massiven Wirtschaftsaufschwung.
In den Achtziger Jahren galt Japan dann zeitweise durch seine Dynamik und Innovationsfähigkeit als “Motor” der weltwirtschaftlichen Konjunktur. Das Land hatte seinen industriellen Schwerpunkt in den vorangegangenen Jahren von der Chemie- und Schwerindustrie auf die Hightech- und Elektroindustrie verschoben.
Ende der Achtziger Jahre hatte der Boom gigantische Ausmaße angenommen. An der Börse hatte sich der Tokioter Leitindex Nikkei-225 innerhalb von nur drei Jahren mehr als verdoppelt: Zum Jahresanfang 1987 lagen die Kurse noch bei rund 17.000 Punkten und am 29. Dezember 1989 erreichte der Index mit 38.916 Yen einen neuen Höchststand.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Grundstückswerte des Kaiserpalastes in Tokio mehr wert als der Grund des US-Staates Kalifornien. Alle japanischen Grundstückswerte zusammen waren sogar viermal so hoch bewertet wie die der gesamten Vereinigten Staaten.
Dann folgte der Absturz der Börsen und in der Folge der Preisverfall bei den Immobilien sowie eine tiefe langanhaltende Deflation, die bis heute nicht überwunden ist.
Japan liegt 2022 auf Platz 36 (Ungarn liegt übrigens auf Platz 46) beim bereinigten BIP pro Kopf in der Welt und Schuld daran ist die nicht enden wollende Deflation seit den 90er Jahren, die die japanische Wirtschaft seitdem stranguliert hat, obwohl Japan immer noch eines der innovativsten Länder der Welt ist. Seit den 90er Jahren stagniert das japanisch BIP pro Kopf und selbst Länder wie Italien, Frankreich sind für Japan heutzutage uneinholbar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt_pro_Kopf
Übrigens befürchten viele eine ähnliche Entwicklung in China. Eine ausführliche Erläuterung der Gründe würde hier aber zu weit führen.
Über Inflation schimpfen Sie, und über Deflation schimpfen Sie. Also ist stets alles verloren, wenn die Preise nicht immer genau gleich bleiben?
Und wie sieht es in den USA aus, die laut Herrn Bauer ja auf einer Rutsche nach unten sich befinden? Bei seiner Schilderung muss man ja Angst bekommen, dass die sich demnächst in der völligen Bedeutungslosigkeit wiederfinden.
Die USA wachsen in diesem Jahr um rund 5 Prozent, und alle Prognosen sagen dem wichtigsten (!!!) Handelspartner der deutschen Wirtschaft eine weiterhin hohe Prosperität vorher.
https://www.focus.de/finanzen/news/konjunktur/gastbeitrag-von-gabor-steingart-das-superwachstum-der-usa-hat-fuenf-gruende-die-wir-kennen-sollten_id_259476580.html
Danke für den Lesetipp!
Was für ein Fazit: “Amerika will einen immer größeren Wohlstandskuchen backen. Deutschland begnügt sich damit, einen geschrumpften Kuchen gerecht zu verteilen.”
“Amerika will einen immer größeren Wohlstandskuchen backen.”
Wer will das nicht? Oder ist Ungarn hier eine Ausnahme? Jeder versucht es auf seine Weise und mancher ist erfolgreicher als seine Mitkonkurrenten. Andern etwas vorwerfen und es selber auch zu versuchen, zeugt nicht gerade von Aufrichtigkeit!
“Deutschland begnügt sich damit, einen geschrumpften Kuchen gerecht zu verteilen”
Wer behauptet das? Deutschland ist aktuell nicht zu mehr in der Lage. Wenn Sie ein bisschen die Geschichte Westdeutschland kennen würden, wüssten Sie, dass Deutschland nach dem 2. Weltkrieg genau auf die oben beschriebene Weise seinen “Wohlstandskuchen” im Vergleich zu anderen westlichen Länder massiv ausgeweitet hat.
Und was heißt gerecht verteilen? Da steht eine reine statische Betrachtung dahinter. So als ob man nur wachsen kann, wenn man anderen etwas wegnimmt. Der Wohlstandskuchen, den es zu verteilen gab, ist im Westen immer mehr gewachsen. Das ist der Grund für Innovation und Investition.
Heute geht es den Menschen unbestreitbar besser als vor 50 Jahren. Von den heutigen Sozialleistungen in der EU konnten die Menschen früher nur träumen.
Sie sollten sich bei Ihren Einschätzungen nicht emotional von Ihrer Amerikafeindlichkeit blenden und leiten lassen.
“Amerika will einen immer größeren Wohlstandskuchen backen.”
Selbst Herr Bauer schlägt das indirekt als Weg für Europa vor!
Die USA setzen darauf, ihre Vasallen zu schädigen und auszubeuten. Klappt ja leider mit all den Marionettenregimen und dem Druck auf Kritiker.
Richtig. EU und NATO sind die blanke Knechtschaft zu den USA, die das jetzt zur Zerstörung Europas benutzen. Davon muß man sich befreien, oder es ist der eigene Untergang. Und es geht auch um den drohenden islamischen Staat, der heraufzieht, und wofür die US-Vasallen ebenfalls alles tun.