Rezension: „Offene Veränderung“ von Zsolt-Georg Böhm

Vom Tischtennisspieler zum Thriller-Autor

Der Kosmopolit mit Topspin ist ein lebendes Beispiel für die kulturelle, historische und gesellschaftliche Verflechtung Ungarns innerhalb Mitteleuropas.

Zsolt-Georg Böhm stammt aus einer ungarisch-sprachigen Ärztefamilie, die im westlichen Rand Siebenbürgens beheimatet ist.

Im zweiten Teil seiner Autobiographie, welche an das im Jahre 2013 erschienene Debüt „Mein Wunder von Bern“ anknüpft, beschreibt er seinen Lebensweg nach der Karriere als Tischtennisspieler in der rumänischen und deutschen Nationalmannschaft. Er schließt mehrere Ausbildungen ab und beginnt eine berufliche Odyssee, die ihm mehrere Laufbahnen beschert, bleibt jedoch stets dem Tischtennis treu.

Abverlangen des Maximums

Mit dem Vatersein vollzieht sich auch eine Veränderung der Persönlichkeit des Olympioniken, Weltmeisters und mehrfachen Europameisters – es erfolgt eine Hinwendung zum Familiären und bisweilen Banalen. Zugleich äußert sich Böhms Leistungswille in Grenzerlebnissen, wie der Besteigung des Kilimandscharo oder einer tollkühnen Raserei in einer amerikanischen Salzwüste. Das Abverlangen des Maximums vom Körper in stundenlangen Kraftakten wechselt sich ab mit harmonischen Erlebnissen im Kreise seiner Familie.

Unterdessen erfolgt eine Hinwendung zum Intellektuellen: Sein Geist, welcher seit der Kindheit vom Wissensdurst geprägt ist, verschafft sich mit Hilfe seiner Frau freie Bahnen. An geschichtlichen und gesellschaftlichen Themen interessiert, verfasst er 2018 den Roman „Die Pontifex-Botschaft“.

Schon vor der Übersiedlung nach Deutschland hatte Böhm neben seiner Leidenschaft für Tischtennis vielfältige geistige Interessen, für die seine Eltern, Josef und Elisabeth, die Grundlage gelegt hatten. Diese leben mittlerweile abwechselnd in Deutschland und Ungarn. Zsolt-Georg Böhms Verbindung zu dem Land, in dem seine Muttersprache gesprochen wird, erfährt 2011 überdies amtliche Bestätigung: Er wird auch ungarischer Staatsbürger.

Böhm beschreibt in seinem nun jüngst erschienenen zweiten autobiographischen Werk diese Umwandlung, die den Leser in seine von vielen beruflichen Rückschlägen geprägte Welt in mitreißender Weise eintauchen lässt. Zum Bild des Leistungssportlers gesellen sich andere Facetten: Er erfindet sich neu und wird zum Autor.

Die Sprache der Autobiographie ist gut verständlich, ohne prätentiöse oder eitle Schnörkel. In chronologischer Reihenfolge kann der Leser den Werdegang eines Mannes nachverfolgen, der vieles erlebt hat und mit gutem Recht davon erzählt. Die mit Bildern ausgeschmückte Fortsetzung „Offene Veränderung“ lohnt sich nicht nur für Tischtennis-Begeisterte.

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