Miriam Bruns, Leiterin des Goethe- Instituts Budapest, bei der Eröffnung: „Kafkas Themen sind zeitlos.“ Foto: Goethe-Institut

Ausstellung im Goethe-Institut

„Komplett Kafka“

Am 10. April 2024 wurde im Goethe-Institut Budapest die Ausstellung „Komplett Kafka“eröffnet. Sie zeigt Auszüge aus Nicolas Mahlers Comic-Biografie über Franz Kafkas Leben und Werk.

Die Ausstellung wurde anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka vom Goethe-Institut, dem Österreichischen Kulturzentrum und dem Tschechischen Forum organisiert.

Nichts von Aktualität verloren

Der österreichische Comic-Künstler Nicolas Mahler ist als Cartoonist und Literaturbearbeiter bekannt und veröffentlicht seine Zeichnungen in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen. Durch die Kombination von Bild und Text setzt sich Mahler auf kreative und spielerische Weise mit Kafkas Biografie auseinander und spricht damit auch jüngere Generationen an.

Miriam Bruns, Leiterin des Goethe-­Instituts Budapest, betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass Kafka auch nach hundert Jahren nichts von seiner Aktualität verloren habe. Kafka sei nicht nur für die Literaturgeschichte von großer Bedeutung, seine Themen seien zeitlos und prägten auch heute noch die Gedankenwelt junger Menschen. Das zeige auch der Hashtag #Kafka auf TikTok, der bereits über eine Million Mal aufgerufen wurde.

Schriftsteller András Forgách über Kafka: „Trotz seiner düsteren und oft bedrohlich wirkenden Werke hat er auch ein mensch­liches und alltägliches Gesicht, das im Kontrast zu seiner Literatur steht.“

Multikulturelle Erbe

Christian Autengruber, Direktor des Österreichischen Kulturforums, betonte in seiner Rede das multikulturelle Erbe Kafkas. Kafka verbinde über Grenzen hinweg. Kafka sei in Prag deutsch- und tschechischsprachig aufgewachsen und habe das Zusammenspiel deutscher, tschechischer, österreichischer und jüdischer Kultur erlebt. Die Frage, zu wem Kafka gehöre, erübrige sich. Für Autengruber repräsentiert Kafka Deutschland, Tschechien und Österreich gleichermaßen. Dieses Erbe sei in der Vergangenheit zerstört worden und müsse heute umso mehr bewahrt werden.

Der ungarische Schriftsteller András Forgách wies wiederum darauf hin, dass sich die öffentliche Wahrnehmung Kafkas gewandelt habe. Das Bild des ausschließlich melancholischen und vereinsamten Schriftstellers werde heute in Frage gestellt. Denn trotz seiner düsteren und oft bedrohlich wirkenden Werke habe Kafka auch ein menschliches und alltägliches Gesicht, das im Kontrast zu seiner Literatur stehe.

Er war ein tüchtiger Büroangestellter, ein guter Schwimmer und ein begabter Zeichner, wie seine zahlreichen Briefe und Zeichnungen belegen. Forgách spannte hier den Bogen zu Nicolas Mahlers Comic „Komplett Kafka“, der sich auf humorvolle und tiefgründige Weise mit Kafkas Leben und Werk auseinandersetzt. Grundlage sind Kafkas Zeichnungen und Briefe, die ein facettenreiches Bild von Kafka zeichnen.

Die Lesung der ungarischen Schauspielerin Ildikó Frank aus „Die Herrlichkeit des Lebens“ während der Vernissage gab einen weiteren Einblick in Kafkas Welt. Ausdrucksstark und lebendig vermittelt Frank einen Einblick in Kafkas letzte Liebe, in seine persönlichen Beziehungen und Sehnsüchte, aber auch in seinen Kampf gegen die Tuberkulose. Musikalisch begleitet wurde die Ausstellung von der Musikerin Franny, die mit ihrer melodischen und geheimnisvollen Folkmusik die Veranstaltung passend untermalte.

Weitere Programme zum Kafka-Jahr

Noch bis zum 14. Mai wird die Ausstellung im ersten Stock des Goethe-Insti­tuts Budapest zu sehen sein. Anschließend wird sie an Partnerbibliotheken in Ungarn weitergegeben. Wer mehr über Nicolas Mahler und „Komplett Kafka” erfahren möchte, hat am 26. April um 14 Uhr die Gelegenheit, den Comic-Künstler persönlich im Goethe­-Institut zu treffen.

Bereits am 20. April fand im Goethe-­Institut der Übersetzungsworkshop „Der betrogene Kafka“ statt. Dabei wurden Kafkas Briefe an Milena Jesenská analysiert und übersetzt, die tiefe Einblicke in die komplexen Beziehungen des Schriftstellers bieten.

Außerdem hat das Goethe-Institut Budapest ein Web-Dossier veröffentlicht. Es enthält eine Vielzahl von Artikeln über Franz Kafkas Leben, sein Werk und seine Wirkung. Das Dossier bietet Experten wie auch Neulingen einen umfassenden Einblick in das Erbe dieses bedeutenden Schriftstellers und hinterfragt dabei das traditionelle „Kafka-Bild“. Dazu werden wissenswerte und manchmal auch amüsante Fakten präsentiert.

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