Dóra Dúró möchte ihre Landsleute zu einer gesunderen Lebensweise animieren, etwa mit Ausflügen der Familie in die Natur. Foto: Sozialmedien/ Dóra Dúró

Mi Hazánk

„Wir brauchen radikale Eingriffe“

Die rechts vom Fidesz stehende Mi Hazánk verlangt eine Debatte zur demographischen Entwicklung.
14. Februar 2023 14:59

Parlaments-Vize Dóra Dúró forderte den zuständigen Kulturminister János Csák zu einem Streitgespräch heraus, wie das Land mit dem tragischen und anhaltenden Bevölkerungsschwund umgehen sollte.

Auf einer Pressekonferenz vor dem Wochenende sprach die Stellvertretende Parteivorsitzende der Mi Hazánk von einem Tiefpunkt der demographischen Entwicklung im Jahre 2022. Seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahre 1900 habe es sich um das viertschlechteste Jahr hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung gehandelt. Während mehr Menschen starben, als im vorigen Jahrzehnt gewohnt (knapp 136.000 an Stelle von früher 126.-132.000 Menschen), wurden in einem einzigen früheren Jahr noch weniger Kinder geboren.

Reproduktionsrate von 2,1 reicht nicht aus

Es liege klar auf der Hand, dass sowohl in der Familienpolitik als auch in der Gesundheitspolitik radikale Eingriffe erforderlich sind, erklärte Dúró. Konkret drängte sie auf Familienzuschüsse, die an Arbeit und Inflation gebunden sein sollten, modernere Ausstattungen auf Geburtenstationen und die Rückkehr zur freien Arztwahl sowie auf einen niedrigen Satz der Umsatzsteuer für sämtliche Artikel, die Eltern zum Aufziehen ihrer Kinder benötigen. Des Weiteren bedürfe es einer umfassenden Strategie der Regierung, um die häufigsten vermeidbaren Todesursachen effizienter zu bekämpfen, wie Fettleibigkeit, Alkohol- und Zigarettenkonsum bzw. bewegungsarme Lebensweise.

Die Spitzenpolitikerin der Mi Hazánk, selbst Mutter von vier Kindern, hob gesondert hervor, dass die Reproduktionsrate seit 2012 zum ersten Mal gesunken sei. Dass diese Rate von 1,59 auf 1,52 zurückfiel, sei im Angesicht der Tatsache besonders problematisch, weil Ministerpräsident Viktor Orbán früher eine Rate von 2,1 bis 2030 als Zielstellung vorgab. Damit es wieder zehn Millionen Ungarn im Mutterland gibt, reicht eine Reproduktionsrate von 2,1 aber bei weitem nicht aus, da bräuchte es eine Rate um vier.

Die MTI-Graphik zeigt die Zahl der Eheschließungen pro Jahr – in dieser Hinsicht ist die Familienpolitik des Fidesz durchaus erfolgreich.

Keine Fortschritte bei den Sterbefällen

Laut Statistikamt KSH sank die geschätzte Bevölkerungszahl (ausgehend von den Daten der letzten Volkszählung in 2011) im vergangenen Jahr unter 9,7 Mio. Menschen. Allerdings nahm der Bevölkerungsschwund nach den Corona-Jahren wieder um ein Viertel auf unter 50.000 Personen ab. Die Geburtenzahlen fielen von ca. 150.000 pro Jahr in den 1970er Jahren bis auf 125.000 Babys im Wendejahr 1990 bzw. zur Jahrtausendwende unter 100.000 Babys pro Jahr. Im ersten Jahr der Orbán-Regierung 2010 waren es kaum mehr als 90.000 Geburten, in den besten Jahren 2016 und 2021 aber auch nur wenig mehr als 93.000 Babys.

Die Reproduktionsrate bewegte sich zuletzt in den 1960er/70er Jahren um 2,0, fiel im Wendejahr erstmals unter 1,9 und bis zur Jahrtausendwende weiter auf Werte um 1,3. Die Orbán-Regierung konnte diese Rate tatsächlich vom Tiefpunkt bei 1,23 bis auf 1,59 steigern, worauf 2022 der erste Rückschlag folgte. Was die Oppositionspolitikerin unerwähnt ließ: Die Zahl der Eheschließungen konnte die Regierung dank ihrer großzügigen Familienpolitik dramatisch erhöhen. Vom Tiefpunkt um 35.000 Heiraten nach der Weltwirtschaftskrise verdoppelte sich diese Zahl. Seit 2019 entspricht die Heiratslaune stabil den Verhältnissen der Vorwendezeit.

Überhaupt keine Erfolge erzielte der Fidesz bei den Todesfallzahlen. Diese bewegen sich in diesem Jahrtausend konstant um 130.000 Personen im Jahr, so dass Ungarn Jahr für Jahr eine Stadt mit 40.000 Einwohnern verliert. In den Corona-Jahren kam eine Übersterblichkeit von bis zu 25.000 Todesfällen im Jahr hinzu. Die in diesem Jahrtausend gewohnte Sterberate legte 2021 gleich um drei Punkte auf 16 Sterbefälle je 1.000 Einwohner zu.

2 Antworten auf “„Wir brauchen radikale Eingriffe“

  1. Man hat doch von Fidesz dazu die Chips- Steuer eingeführt, die zeigt doch Wirkung ;-). Ehrlich muss man aber sagen dass danach eine strategische Partnerschaft mit Coca- Coéa abgeschlossen wurde. Zu dem ganzen demografischen Problem kommt ja noch dazu, dass eben viele , vor allen junge, Ungarn verlassen. Die paar Rentner die dann den umgekehrten Weg gehen, können das nicht egalisieren. auch muss man sagen dass die Heiratsrate stark stieg, aber auch genauso die anzahl der Scheidungen.

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