Lehrerproteste
Wie wichtig sind gute Pädagogen?
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Die Regierung beschwichtigt derweil, die Lehrer werden viel mehr Geld verdienen, sobald Brüssel im Streit mit Ungarn nachgibt.
Bei der jüngsten Demonstration belagerten Lehrer und ihre Sympathisanten einmal mehr das Gebäude des Innenministeriums – sinnigerweise ist das Bildungswesen bei diesem „Fachressort“ angesiedelt. In der dieses Mal sehr überschaubaren Menge waren erneut auch Politiker des linken Spektrums präsent.
Hungerlohn hier, Kriminelle da
Unter den Rednern hob die Schauspielerin und Direktorin des Radnóti-Theaters, Adél Kováts, am Beispiel ihrer eigenen Kinder hervor, wie wichtig gute Pädagogen sind. Zwei Schüler formulierten markant, „während in diesem Land Lehrer, Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitswesens für einen Hungerlohn arbeiten, sitzen im Parlament Kriminelle“. Ein junger Pädagoge bezeichnete sich als „Mitglied einer vom Aussterben bedrohten Spezies“. Als Berufsanfänger könne sich ein Lehrer von seinem Monatslohn 500 Liter Milch kaufen: „Was eine Kuh an zwanzig Tagen an Milch gibt, das verdient ein Lehrer an zwanzig Tagen.“ Eine Roma-Aktivistin beklagte, die Regierung nehme die Zigeuner nicht ernst, deren Kinder man sich als Tagelöhner und Fabrikarbeiter vorstelle. Die Demonstranten verteilten Aufkleber, die zum Widerstand gegen das geplante Statusgesetz aufrufen.
Anerkennung Monat für Monat
Gute Pädagogen wünscht sich aber auch die Orbán-Regierung, die am Wochenende feierlich den „Tag der Pädagogen“ beging. Staatssekretär Bence Rétvári nutzte die Gelegenheit, um den Lehrern zu versichern, die Politik habe großen Respekt vor ihrer Leistung. „Die Regierung möchte, dass die Lehrer die Anerkennung nicht nur an ihrem Ehrentag verspüren, sondern Monat für Monat auch in Form ihres Gehalts.“ Deshalb werden die durchschnittlichen Bezüge bis 2025 auf brutto 800.000 Forint angehoben.

„Ohne Lehrer gibt es keine Zukunft“, betonte derweil der Budapester OB Gergely Karácsony. Er versprach den Mitarbeitern der noch in kommunaler Trägerschaft verbliebenen Schulen, die Stadt wolle sie nach Kräften vor den befürchteten negativen Auswirkungen des geplanten Statusgesetzes schützen.
Der ganze Streit kommt zu spät. Die Lehrer haben gepennt und nun blockiert einer den anderen. Weil Brüssel (noch) nicht zahlt, wird die Opposition weiter darauf drängen, dass Brüssel nicht zahlt, denn so lässt sich die Regierung schwächen. Da die Orbán-Regierung nicht nachgeben wird, wird der Druck auf die Opposition noch höher, alles zu tun, was der Regierung schadet. Darum endet es irgendwann in einer Katastrophe für alle. 2024 ist Wahl des EU-Parlaments. Vorher wird das nix mit angemessenen Gehältern für Pädagogen.