Ein Auslandsungar im Generalkonsulat Kolozsvár (Cluj Napoca/ Rumänien). Die „Briefwahlstimmen“ konnten auf die Post gegeben oder persönlich in Außenvertretungen in die Wahlurne gesteckt werden. Foto: MTI/ Gábor Kiss

Wahlen 2022

Fidesz bei 136 Mandaten

Die Auslandsungarn haben dem Fidesz zu einem weiteren Mandat verholfen. Das Nationale Wahlbüro (NVI) gab am Mittwochabend einen Zwischenstand bei der Auszählung der per Briefwahl aus dem Ausland eingegangenen Stimmen bekannt.

Demnach erhielt der Fidesz mehr als 151.000 Stimmen, was 93,5% (!) der ausgezählten Briefwahlstimmen entspricht. Das Oppositionsbündnis erhielt nur 7.000 Stimmen, die Mi Hazánk 1.700 Stimmen und die Satirepartei MKKP 1.000 Stimmen. Im Vergleich zu dem Sonntagnacht mitgeteilten vorläufigen Endergebnis verliert das Sechs-Parteien-Bündnis ein Mandat an die Regierungsparteien Fidesz-KDNP, muss also mit 55 Sitzen im neuen Parlament vorlieb nehmen.

Auslandsungarn als Reserve

Laut NVI hatten sich 456.000 Auslandsungarn, also Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, die vor allem in den ungarischen Siedlungsgebieten des heutigen Rumäniens, Serbiens, der Slowakei und der Ukraine leben, für die Parlamentswahlen registrieren lassen. Bislang gingen beim NVI 317.000 Stimmen der Auslandsungarn ein, die – im Gegensatz zu den im Ausland lebenden und arbeitenden Ungarn mit Wohnsitz im Mutterland – von der Briefwahl Gebrauch machen dürfen. Die Stimmen der Auslandsungarn bescheren dem Fidesz in der Regel 1-2 Mandate im Parlament. Das amtliche Endergebnis der Parlamentswahlen 2022 wird am Wochenende erwartet.

Bis Donnerstag trafen alle an den Auslandsvertretungen abgegebenen Stimmen ein, die am Samstag ausgezählt werden. Foto: MTI/ Szilárd Koszticsák

Kontra der Ausgewanderten

Am Donnerstagnachmittag traf auch die letzte versiegelte Urne aus dem Ausland ein. Wie das NVI mitteilte, handelte es sich um eine Wahlurne, die in Hanoi aufgegeben wurde und 36 Stimmen enthielt. In 145 Außenvertretungen in 97 Ländern hatten sich 65.500 Ungarn mit Wohnsitz in der Heimat registrieren lassen, von denen letztlich gut 57.600 von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Diese Stimmen werden nun den Einzelwahlkreisen zugeordnet und voraussichtlich am Samstag ausgezählt.

Ein Prozent fehlt noch

Laut NVI haben bei einem Aufarbeitungsstand von knapp 99% insgesamt 2,87 Mio. Wähler für die Regierungskoalition von Fidesz-KDNP gestimmt. Das entspricht 54,2% der auf die Landeslisten abgegebenen Stimmen. Für das breite Oppositionsbündnis der sechs Parteien DK, Jobbik, LMP, Momentum, MSZP und Párbeszéd stimmten 1,81 Mio. Wähler oder 34,2%. Die rechtsradikale Mi Hazánk holte 320.000 Stimmen (6,0%). Von den Direktmandaten in den 106 Einzelwahlkreisen gewannen Fidesz-KDNP 88 (83%), das Oppositionsbündnis 18 Direktmandate (17%), während die Mi Hazánk hier leer ausging.

Am Wochenende könnte sich das Endresultat noch in 2-3 Wahlkreisen umkehren. Aktuell verfügt die Regierungskoalition über 136 Mandate und damit über eine komfortable Zweidrittelmehrheit, das Oppositionsbündnis über 55 Mandate, die Rechtsradikalen über 7 Mandate und die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen über 1 Mandat.

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