80 Jahre Roma-Holocaust
Vorurteile vergiften die Gesellschaft
Die 1972 vom Weltkongress der Roma ins Leben gerufene Veranstaltung erinnerte an die während des Zweiten Weltkriegs ermordeten Roma. Attila Sztojka, Regierungsbeauftragter für Roma-Fragen, betonte die Bedeutung des Gedenkens. Er erinnerte an den 16. Mai 1944, als im KZ Auschwitz-Birkenau ein beispielloser Widerstand der Zigeuner gegen ihre drohende Vernichtung durch die SS in Gaskammern ausbrach. Seit 2007 wird der 16. Mai deshalb als Tag des Mutes und der Roma-Jugend begangen.
Aus den Tragödien der Geschichte lernen
Sztojka wies darauf hin, dass weit vor dem Holocaust, im Jahre 1899, erste Maßnahmen zur Ausgrenzung und Stigmatisierung der Roma-Gemeinschaft ergriffen wurden. Man müsse aus den Tragödien der Geschichte lernen und neu geschaffene Werte bewahren. In einer normalen Welt gebe es keinen Unterschied zwischen Roma und Nicht-Roma.
Andor Grósz, Vorsitzender des Kuratoriums des Holocaust-Museums und Präsident des Verbandes der jüdischen Gemeinden in Ungarn, erinnerte an die Ermordung von mehr als 4.000 Menschen im Zigeunerlager Auschwitz am 2. August 1944. Er betonte, dass dieses Datum symbolisch für alle Opfer des Pharrajimos stehe. Die Ereignisse vom August 1944 waren das Ende eines langen Prozesses der Diskriminierung und Ausgrenzung. Roma hatten bereits in den 1920er Jahren in ganz Europa unter schweren Gräueltaten zu leiden. Die Verunglimpfung der Roma war im Radio, in der Presse und auf der Straße an der Tagesordnung, gefolgt von diskriminierenden gesetzlichen Bestimmungen.
Gemeinsame Verantwortung für die Zukunft
Beide Redner unterstrichen, dass viele Erscheinungsformen von Antiziganismus, Antisemitismus und gesellschaftlich verbreiteten Vorurteilen noch heute das öffentliche Leben vergiften. Staat und Gesellschaft müssten gemeinsam gegen alle Ideen und Handlungen vorgehen, die den sozialen Frieden, die Sicherheit und die gegenseitige Akzeptanz gefährden. Der Schmerz des Pharrajimos überträgt sich nicht nur auf die Überlebenden, sondern auch auf deren Nachkommen und künftige Generationen.
Der Begriff Pharrajimos oder Parajmos steht für den Holocaust an den Roma. Schätzungen zufolge wurden während des Zweiten Weltkriegs zwischen 200.000 und zwei Millionen Roma verfolgt und ermordet.