Minister János Lázár gemahnte unfassbar große Verluste in zwei Weltkriegen. Fotos: MTI/ Attila Kovács

Gedenktag für deportierte politische Gefangene

Ungarn zieht Lehren aus der Geschichte

Der 25. November gilt seit 2012 als Gedenktag für die in die Sowjetunion verschleppten politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter aus Ungarn.
26. November 2024 10:28

Verkehrsminister János Lázár betonte bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Montag die Notwendigkeit einer Neutralitätspolitik, um Ungarn vor den verheerenden Folgen kriegerischer Konflikte zu schützen. Ungarn müsse sich von Kriegen fernhalten, da diese unweigerlich Verluste und die Gefahr der Zerstörung mit sich bringen. Diese eindringliche Botschaft formulierte er am Denkmal für die Opfer der sowjetischen Besatzung. Dort fand eine Gedenkfeier statt, die den politischen Gefangenen und Zwangsarbeitern nach dem Zweiten Weltkrieg gewidmet war. Die Verluste in zwei Weltkriegen waren unfassbar groß, erinnerte Lázár. Das Land habe nicht nur seine Souveränität verloren, sondern sei durch die Friedensdiktate und deren Folgen jahrzehntelang in seiner Entwicklung eingeschränkt worden.

Tragisches Schicksal der Heimkehrer

Allerdings habe die Menschheit wenig aus den beiden Weltkriegen gelernt. Rund 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gebe es in unmittelbarer Nähe zu Ungarn wieder ein blutiges Gemetzel. Die Neutralitätspolitik sei für Ungarn daher nicht nur eine strategische Entscheidung, sondern eine Überlebensfrage. Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Teilnahme an Kriegen immer mit verheerenden Folgen für das Land verbunden war. Besonders tragisch sei jedoch das Schicksal der Heimkehrer aus sowjetischer Gefangenschaft. Diese Menschen erhielten weder Entschuldigungen noch Wiedergutmachungen. Erst Jahrzehnte später, in den 2010er Jahren, wurden Gedenkstätten und offizielle Anerkennungen für ihre Opfer geschaffen. Heute sei es wichtiger denn je, die Geschichten der Opfer zu erzählen und sicherzustellen, dass die junge Generation, trotz des erlittenen Leids, stolz auf ihre Vorfahren sein kann.

Erinnerungskultur zum Gulag

Erzsébet Menczer, Vorsitzende der Organisation für ungarische politische Gefangene und Zwangsarbeiter in der Sowjetunion (Szorakész), erinnerte daran, dass im November 1953 etwa 1.500 ungarische Gefangene nach 8-9 Jahren Haft in der Sowjetunion in ihre Heimat zurückkehrten. Die meisten von ihnen hatten unermessliche Leiden ertragen, oft nur, weil sie an die patriotischen Werte „Mit Gott bis in den Tod fürs Vaterland“ geglaubt hatten. Sie erinnerte an mehr als 800.000 Ungarn, die unschuldig deportiert wurden.

Die ungarische Nationalversammlung erklärte im Jahre 2012 den 25. November zum offiziellen Gedenktag, um die Erinnerung an diese Tragödie wachzuhalten.

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