Revolution von 1956
Ungarn brauchen Freiheit zum Leben
Die Ereignisse vom Herbst 1956 hätten einmal mehr untermauert, dass die Ungarn ihrer Freiheit beraubt nicht leben können, meinte Mária Schmidt. Mögen die Besatzer noch so überlegen sein, der Ungar leistet Widerstand, selbst um den Preis seines Lebens. „Die bis heute nachhallende Botschaft von 1956 lautet, dass wir nichts besitzen, wenn wir nicht frei sind.“ Die Freiheit geht mit der Unabhängigkeit einher, das Ziel sei nie ein besseres materielles Auskommen, sondern das Recht auf Selbstbestimmung.
Kommunismus ist nicht reformierbar
Im Kampf gegen die Sowjets vor 68 Jahren wurde aus dem Volk eine geschlossene Nation und das Land wurde eins. „In jenen späten Oktobertagen zeigte das Ungartum der Welt sein bestes Ich, Ungarn wurde zum Synonym für Mut, Freiheitsliebe, nationalen Zusammenhalt und Heldentum.“ Auch wenn die Supermacht Sowjetunion den Freiheitskampf nach knapp zwei Wochen erstickte, bot dieser der Welt doch unschätzbare Lehren: Die freie Welt musste endlich begreifen, dass der Kommunismus nicht reformiert werden kann, weil er die Freiheit des Individuums negiert und für das Erreichen seiner Ziele vor keiner Gewaltanwendung zurückschreckt.
Schmidt warnte, es sei immer suspekt, wenn sich Linke und Liberale Sorgen um das Erbe von 1956 machen. „Die ungarische Linke hat sich nie mit 1956 verbunden gefühlt und die Revolution ihrem Wesen nach verneint. Somit verhält sie sich heute wie der Wolf im Schafspelz, wenn sie Respekt für die Freiheitskämpfer von damals einfordert.“
Beunruhigende Mode im Westen
Dem Kampf gegen die kommunistische Diktatur fielen 3.500 Magyaren zum Opfer, mehr als 20.000 wurden in den Kämpfen verletzt, 228 Helden hingerichtet, mehr als 20.000 mit langen Gefängnisstrafen belangt, 13.000 zeitweilig interniert, rund 200.000 flüchteten ins Ausland, zählte die Historikerin auf. Der Westen ermunterte die Ungarn zum Kampf, ohne selbst zu helfen. „Dass wir in dieser schweren Stunde allein blieben, hat tiefe Spuren hinterlassen. Aber die Erkenntnis, dass wir in der Not nur auf uns selbst zählen können, hat uns zugleich erstarken lassen“, ist Schmidt überzeugt. „Wenn westeuropäische Politiker falsche Parallelen zwischen 1956 und dem russisch-ukrainischen Krieg ziehen, dann müssen wir sie daran erinnern, dass auch ihre Freiheit ein Stück weit aus 1956 entspringt. Denn die ungarischen Freiheitskämpfer haben die Hoffnung genährt, dass der Weltkommunismus besiegt werden kann.“ Die Direktorin des Terrorhausmuseums beobachtet mit Unruhe, dass Kommunist zu sein heute im Westen in Mode ist. Ihr Unwissen, ihre provokative Realitätsverweigerung wirke abstoßend für alle, denen die Kommunisten fünf Jahrzehnte geraubt haben, meinte sie zu dieser Erscheinung.