Gedenken an Märtyrer
Späte Ehrbezeigung am 16. Juni 1989
„Am Tag der Neubestattung von Imre Nagy konnten wir gemeinsam durchleben, wie die Helden von 1956 endlich ins nationale Pantheon der ungarischen Märtyrer gelangen“, sagte der das Büro des Ministerpräsidenten leitende Staatssekretär János Nagy auf der zentralen Gedenkveranstaltung. Diese fand an der Statue des Premiers im revolutionären Ungarn statt, die im Herzen von Budapest steht.
Am 16. Juni 1989 drängelten sich aber auch jene führenden Politiker von Partei und Staat in der riesigen Menschenmenge an die aufgebahrten Särge der Märtyrer, die einst befahlen, die Revolution zu verleugnen. „Es zeigt die wahre Fratze der kommunistischen Diktatur, ihre Opfer noch nach deren Tod zu demütigen. Eingewickelt in Teerpappe und Stacheldraht, unter falschen Namen mit dem Gesicht zur Erde wurden der 1956er Ministerpräsident und seine Gefährten nach ihrer Hinrichtung verscharrt.“
Der Staatssekretär versäumte nicht zu erwähnen, dass auch Imre Nagy ein Kommunist war, der nach dem Zweiten Weltkrieg mithalf, die aufkeimende ungarische Demokratie zu ersticken, und als Minister viele Bauern ins Elend stieß. Als Ministerpräsident ließ er jedoch die berüchtigten Lager für politische Zwangsarbeiter schließen und verkündete eine Amnestie. „Als ihn das Schicksal 1956 zum zweiten Mal in die Position des Ministerpräsidenten hob, entschied er sich für die Souveränität und für sein Volk, trat für seine Heimat und die Revolution ein.“ Der Staatssekretär erinnerte daran, dass Imre Nagy diesem seinem Gewissen bis zum Tod treu blieb, auch im Schauprozess der restaurierten kommunistischen Macht, „in dem er nicht um Gnade flehte“. Damit verdiente er sich einen Platz im tausendjährigen Heiligtum der ungarischen Nation. Imre Nagy und seine Weggefährten gaben ihr teuerstes Gut, ihr Leben für die Unabhängigkeit Ungarns.
Am Denkmal des Ministerpräsidenten der Revolution und des Freiheitskampfes von 1956 wurden Kränze des Staatspräsidenten Tamás Sulyok, des Parlamentspräsidenten László Kövér, der 1956er Verbände und von Organisationen ehemaliger politischer Gefangener niedergelegt.