Hochschulwesen
Plätze in Wohnheimen fehlen
Dieser Artikel ist Teil unseres Bezahl-Angebots BZ+
Wenn Sie ein Abo von BZ+ abschließen, dann erhalten Sie innerhalb von 12 Stunden einen Benutzernamen und ein Passwort, mit denen Sie sich einmalig einloggen. Danach können Sie alle Artikel von BZ+ lesen. Außerdem erhalten Sie Zugang zu einigen speziellen, sich ständig erweiternden Angeboten für unsere Abonnenten.
Kulturminister Balázs Hankó (Fidesz) hob verständlicherweise die Erfolge hervor. Heute zählten die Hochschulen bereits 330.000 immatrikulierte Studenten, nachdem insbesondere im ländlichen Raum abseits der Hauptstadt mehr als 50.000 Studienplätze zusätzlich eingerichtet wurden. Die Zahl der 46.000 verfügbaren Wohnheimplätze sei dem nicht angemessen, doch werde die Budapester „Studentenstadt“ mit geplanten 18.000 Plätzen für erhebliche Fortschritte in dieser Frage sorgen. Der Ausschluss ungarischer Studenten und Forscher aus den EU-Programmen Erasmus und Horizont habe keine fachliche Grundlage, sondern sei die reinste politische Rache.
Jeder Zweite will raus
Der DK-Politiker Balázs Barkóczi verwies auf Erhebungen, wonach sich 49% der Studenten unter den heutigen Verhältnissen in Politik und Gesellschaft ihre Zukunft lieber im Ausland vorstellen und auch dort Karriere machen wollen. Er kritisierte zu niedrige Stipendien, eine nicht ausreichend praxisorientierte Ausbildung, intransparente Finanzierungsmodelle und den Verlust der Souveränität der Universitäten. Studenten litten unter der Wohnraumknappheit; es gebe nur wenige Wohnheimplätze und die Mieten seien viel zu hoch. Das System der den Rektoren an die Seite gestellten Kanzler müsse ein Ende finden, die Autonomie der Hochschulen wiederhergestellt werden.
Auch Koloman Brenner von der Jobbik kritisierte den Modellwechsel als Schritt in die falsche Richtung, da Kontinentaleuropa für seine staatlich finanzierten Universitäten bekannt sei. Der Bannstrahl der EU sei direkte Folge, wobei er diesen für ebenso verfehlt halte, weil die Erasmus- und Horizont-Gelder den Studenten und Forschern zustehen. Die Pläne der „Studentenstadt“ seien zu begrüßen, der Staat sollte jungen Menschen aber mit dem Bau von Sozialwohnungen unter die Arme greifen.
Studentenstadt wäre besser „Mini-Shanghai“
Der MSZP-Politiker Patrik Pusztai warnte, das Land werde ohne Jugend nicht funktionieren. Auch er forderte Sozialwohnungen sowie eine Lösung der Wohnungsnot für junge Leute von der Nachfrageseite. Die Trägerstiftungen der dem Modellwechsel unterliegenden Hochschulen bezeichnete der Sozialist als Hort der Korruption.
Csaba Binder von der Mi Hazánk stimmte zu, dass ein Großteil der Jugend das Land verlassen wolle, mit unüberschaubaren Auswirkungen. Anspruchsvolle Wohnheime wären evident, um das Allgemeinbefinden der Studenten markant zu verbessern. Der Erasmus-Ausschluss durch die EU sei ungerecht, weil jungen Menschen ihre Träume versperrt werden. Die Regierung müsse energischer für die Interessen der Studenten eintreten.
Kornél Kiss von der Satirepartei MKKP merkte an, 15 Jahre lang habe niemand die Orbán-Regierung gehindert, ihre ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen. Die geplante Studentenstadt sollte in „Mini-Shanghai“ umbenannt werden, weil das den Baufortschritt beflügeln dürfte. (In Anspielung auf das Gigaprojekt „Mini-Dubai“, bei dem die Regierung den arabischen Investor mit keinerlei bürokratischen Hürden aufhalten wollte.)
