Philosoph in der Opposition

Tamás wurde 1948 in Kolozsvár (Cluj Napoca) in Siebenbürgen geboren, wo er 1972 sein Philosophie-Diplom ablegte. Bis zu seiner Übersiedlung nach Ungarn am Ende der 1970er Jahre arbeitete er bei einem Wochenblatt. In Budapest unterrichtete er sogleich an der ELTE, wurde aber wegen seiner „oppositionellen Haltung“ schon 1982 entlassen. Daraufhin emigrierte Tamás in die USA, wo er Gastprofessor an der Yale University wurde. Später unterrichtete er auch an Hochschulen in Großbritannien und Frankreich, die ELTE holte ihn als Dozenten 1989 zurück.

Vom Antikommunisten zum Linksgrünen

Seit 1985 organisierte er aktiv die demokratische Opposition des Kádár-Regimes in Ungarn. Noch vor der Wende, 1989, gelangte er über eine Nachwahl in das Einparteien-Parlament. In den Wendejahren war er Geschäftsführer des liberalen SZDSZ und bis 1994 Abgeordneter in den Reihen der Opposition im Parlament. Im Jahre 2000 verließ er die liberale Partei und wandte sich radikal linken und grünen Kreisen zu. Im Jahre 2020 wurde Tamás Ehrenbürger von Budapest.

„So wie einst Rom unterging…“

Ministerpräsident Viktor Orbán verabschiedete sich in den Sozialmedien mit der Charakterisierung, „ein alter Freiheitskämpfer ist von uns gegangen“. Tatsächlich befand sich Tamás zeit seines Lebens in der Opposition und setzte sich unermüdlich für die Freiheitsrechte ein. Zu den Lebensweisheiten des Philosophen gehörte diese: „So wie einst Rom unterging, wird es auch unserer Kultur ergehen.“ Zum Orbán-System sagte er der liberalen Wochenzeitung HVG: „Als würde der Krieg in der Ukraine nicht reichen, ist in Ungarn der Wahnsinn ausgebrochen. Die Regierung sagt, sie stimmt nicht für die Sanktionen gegen Russland, stimmt aber genau dafür, und die halbe Bevölkerung glaubt ihr das, auch als bereits offiziell bestätigt wird, dass auch Ungarn für die Sanktionen gestimmt hat. Wir haben hier eine wirtschaftliche, moralische, politische Katastrophe… und niemand verhält sich noch rational.“