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Ministerpräsident Viktor Orbán: „Moskau war eine Tragödie, Brüssel ist nur eine schlecht inszenierte Parodie.“ Foto: MTI/ Szilárd Koszticsák

Gedenken an den 23. Oktober

Orbán: „Wir tanzen nicht nach der Pfeife Brüssels!“

„Jede Stadt und jede Gemeinde ist ein Teil unseres gemeinsamen Freiheitskampfes von 1956.“ Das sagte Ministerpräsident Viktor Orbán am Montag in Veszprém.

Der Ministerpräsident hielt seine Rede im Gedenken an Revolution und Freiheitskampf von 1956 in diesem Jahr in Veszprém, der Europäischen Kulturhauptstadt 2023. Den Schauplatz außerhalb von Budapest begründete Orbán mit dem Hinweis, es sei nicht nur ungerecht und abwertend, sondern geradezu falsch, die Ereignisse von 1956 auf eine Revolution in der im Rampenlicht stehenden Hauptstadt zu reduzieren. Deshalb sei es angemessen und gerecht, sich vor dem Gedenken an die Freiheitskämpfer von 1956 in Veszprém zu verneigen.

Als der Genius Ungarns aufblitzte

Der Ministerpräsident verwies auf 3.000 Todesopfer und 20.000 Verletzte im Verlauf der Straßenkämpfe. Die Rache der Kommunisten brachte 13.000 Ungarn ins Gefängnis, von denen mehr als 200 hingerichtet wurden, während 200.000 Ungarn außer Landes flohen.

Die unterschiedlichen Lebensgeschichten jener, die in den Kerkern leiden mussten, belegen nicht nur erschütternde Dramen, sondern den Umstand, dass 1956 der große gemeinsame Freiheitskampf einer ganzen Nation war. „Da wurden Priester ebenso hingerichtet, wie Arbeiter und Bauern, wie Lehrer und Parteisekretäre, Alte und Junge, Männer und Frauen – eine ganze Nation“, formulierte Orbán.

1956 ließ den Genius Ungarns aufblitzen, meinte der Ministerpräsident, um neben Heldentum und Todesmut der Revolutionäre deren Vernunft, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein zu würdigen. Leider sollte sich zeigen, dass es auf lange Zeit die letzte Gelegenheit war, das Land „der Welt des bolschewistischen Sozialismus“ zu entreißen (wie es 1955, also nur ein Jahr vorher Österreich gelang). Das schmerzte umso mehr, weil diese kommunistische Welt sowjetischer Prägung „die europäische Kultur, die christliche Zivilisation und das Existenzrecht der Nationen negierte“.

Orbán: „Ungarn ist seit 33 Jahren das stabilste Land“

„Im Jahre 1989 blieb uns nicht mehr und nicht weniger zu tun, als das Werk zu beenden, dass die 1956er begonnen hatten.“ Die Wende zeigte, dass 30 Jahre erzwungenes Schweigen nicht gleichbedeutend mit Vergebung sind und dass die Geschichte früher oder später die Rechnung präsentieren wird. Der Geist von 1956 gelangte 1990 endlich zum Triumph, sagte Orbán und fügte hinzu: „Ohne das Erbe von 1956 hätten wir, die wir politische Schlachten gegen die Sowjetunion und die Kommunisten führten, nicht triumphieren können.“

Ungarn schickte die sowjetischen Besatzer nach Hause und löste das kommunistische Regime ab, ohne dass ein Blutopfer erforderlich wurde. „Und es ist seit 33 Jahren das sicherste und stabilste Land in ganz Europa, wo noch kein einziges Mal vorgezogene Wahlen durchgeführt werden mussten“, betonte der Ministerpräsident.

Merkwürdiger westlicher Zeitgeist

Heute aber müssen die Ungarn erfahren, dass jenes Europa, in das dieses Land 1990 zurückkehrte, immer weniger an jenes historische Europa erinnert, aus dem Ungarn 1956 gerissen wurde. „Wir wollten die Freiheit und sind auch frei, doch nun müssen wir erleben, dass wir uns die freie Welt anders vorstellen, als der Westen. Dort glaubt man, seiner Vergangenheit wie einer Kinderkrankheit entkommen zu können, sich von sich selbst befreien zu müssen, Geschlecht, Nation und Identität zu wandeln.

Tausche alle deine Teile aus, setze dich neu gemäß der jüngsten Mode zusammen, und du wirst frei sein“, deutete der Ministerpräsident diesen westlichen Zeitgeist. „Wir Ungarn sehnten uns aber genau nach dem Gegenteil, wir wollten endlich sein, wer wir sind. Der Gedanke, nicht mehr Mann, Ungar und Christ sein zu dürfen, ist, als würden sie dir das Herz rausreißen.“

Die Fehler der EU korrigieren

Dann zog Viktor Orbán einen neuerlichen Vergleich zwischen Brüssel und Moskau, gelangte dabei jedoch zu einem neuen Schluss: „Zum Glück ist Brüssel nicht Moskau, denn Moskau war eine Tragödie, Brüssel ist nur eine schlecht inszenierte, moderne Parodie. Einst mussten wir nach der Pfeife Moskaus tanzen, aber Brüssel kann noch so pfeifen, wir tanzen, wie wir wollen.“

Was sich nicht geändert habe, sei der Lehrerton aus der Zentrale, der nun in das Beamtenwort „Konditionalitätsverfahren“ gekleidet wird. Aber an Stelle von Panzern aus dem Osten rolle nun der Dollar aus dem Westen – mit den gleichen Empfängern wie einst. Ein großer Unterschied sei dabei, dass „die Sowjetunion ein hoffnungsloser Fall war, während es die EU noch nicht ist“.

Die Fehler der EU könnten noch korrigiert werden, indem die Bürger ihr Schicksal bei den Europawahlen 2024 Politikern anvertrauen, die imstande sind, für Sicherheit, Freiheit und Wohlstand zu sorgen, meinte Orbán.

Orbán im November zu Gast in Zürich

Bereits am Samstag wurde bekannt, dass der Ministerpräsident am 22. November (einem Mittwoch) in Zürich eine politische Grundsatzrede halten wird. Orbán ist dann Gastredner der konservativen Wochenzeitung „Die Weltwoche“, die ihren 90. Geburtstag feiert. Chefredakteur Roger Köppel wird anschließend eine Podiumsdiskussion moderieren.

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3 Antworten auf “Orbán: „Wir tanzen nicht nach der Pfeife Brüssels!“

  1. Ich weiß aus erster Hand, dass die die Menschen alles mögliche an die Flugplatze, zb Pápa oder Kecskemèt zusammengetragen haben, damit Budspedt nicht hungert. Auch Kälber lebendig.
    Das Militär war auf Seite des Aufsandes , oder viele sind einfach weggelaufen .

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  2. Diese, vom Redakteur Herrn R. Ackermann widergegebene Ansprache des ungarischen Premiers Herrn Viktor Orban zum Jahrestag der ungar. Revolution, war wohltuend, Optimismus erzeugend, mahnend für das abgedriftete Konstrukt EU und zukunftweisend ebenfalls für uns Deutsche.
    Dafür gebührt dem mutigsten und weisesten Staatsführer in der EU ein besonderes Dankeschön und die Hoffnung, dass Herr Orban weiterhin vorbildhaft und standhaft bleibt bzw. bleiben kann.
    Ungarn ist zu beneiden.

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