Orbán
Ministerpräsident Viktor Orbán hält nicht viel von diesem verbreiteten Kleingeist, Ungarn habe sich gefälligst anzupassen. Foto: Ministerpräsidentenamt/ Vivien Cher Benko

Orbán im Kossuth-Radio:

„Darauf achten, was uns die Interessen Ungarns diktieren!“

„Wir können im nächsten Jahr Dinge verwirklichen, an die wir vor einigen Monaten nicht einmal zu denken wagten.“ Der Grund für den „Sinneswandel“ sei der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen, sagte ein sichtlich erleichterter Ministerpräsident beim üblichen Freitag-Interview für das Kossuth-Radio.

„Natürlich wussten wir, dass sich die „Misere“ fortsetzen wird, sollten die Demokraten gewinnen“, wofür Viktor Orbán an erster Stelle den „Kriegs-Haushalt“ anführte. Dank Donald Trump verabschiede Ungarn nun für 2025 einen „Friedens-Haushalt“, bei dem man weiterhin 2% am BIP für Verteidigungszwecke ausgeben will, nicht aber 3-4% für einen rasant wachsenden Militärhaushalt.

Ungarn lässt sich nicht ausspielen

Zum befürchteten Handelskrieg USA-China merkte Orbán an, im Grunde wolle Ungarn nichts anderes als die Amerikaner. „Donald Trump will eine gute Übereinkunft mit den Chinesen erreichen, und auch wir wollen nichts anderes.“ Es gebe keinen Grund, für eine Seite in diesem Streit Position gegen die andere zu beziehen, „wir müssen darauf achten, was uns die Interessen Ungarns diktieren“.

An die Adresse seiner innenpolitischen Kritiker gewandt meinte der Ministerpräsident, selbst die klügsten Köpfe seien unfähig, vom gesunden Eigennutz der Magyaren auszugehen – ständig sei die Rede davon, man müsse sich anderen anpassen. Er selbst habe nie viel von diesem Kleingeist gehalten, schließlich seien die Ungarn eine „große Nation“ und gebe es genügend Beispiele für erfolgreiche Länder dieser Größenordnung.

Dazu müsse man geschickt Freunde auf der ganzen Welt sammeln und daraus den wirtschaftlichen Nutzen ziehen. „Dass der nächste Präsident der USA unser Freund ist, bietet uns nie dagewesene ökonomische Chancen“, resümierte Orbán.

Orbán
„Dass der nächste Präsident der USA unser Freund ist, bietet uns nie dagewesene ökonomische Chancen.“

Wofür Trump ganz sicher steht

Alle wüssten, mit Trump als US-Präsident 2020 wäre „dieser zwei Jahre währende Alptraum“ kaum so geschehen und wäre es nicht zum Krieg in der Ukraine gekommen – dank eines starken US-Präsidenten. „Es liegt doch auf der Hand, wenn der neue US-Präsident Frieden statt Krieg will, die illegale Migration bekämpft und dem Gender-Wahn eine familienfreundliche Politik entgegensetzt, wird das Spuren in der Welt hinterlassen.“ Es werde Trump ja allerlei angehängt, aber eine Sache stelle niemand in Frage: Unter ihm wurde kein Krieg vom Zaun gebrochen. Das sei seiner Attitüde als Geschäftsmann zu verdanken.

Europa müsse einsehen, den Ukraine-Krieg allein nicht finanzieren zu können. Das Lager der lautstarken Lobby, die immer noch Geld in dieses bodenlose Fass schütten will, werde kleiner, immer mehr Politiker halten heute still, die einst mit großen Worten zur Ukraine standen. Dem Einwand, Frieden müsse man aus einer Position der Stärke erreichen, hielt Orbán entgegen, das sei ein guter Gedanke, wenn man selbst stark ist, aber weniger clever, wenn der andere stärker ist. Den größten Fehler begingen „die Europäer“ seiner Ansicht nach damit, dass sie nicht mit jenen reden, mit denen man reden muss.

„Wenn Du nicht Moskau, Kiew und Peking aufsuchst, wenn Du Donald Trump nicht als potenziellen US-Präsidenten ansiehst, sondern nur kritisierst und herablassend beurteilst, wie willst Du dann Pläne für die Zukunft schmieden? Das ist ein Luxus, den sich Politik nicht leisten kann!“ Die Ungarn hätten all das, was nun eingetreten ist, genau vorhergesehen. „Doch nicht etwa, weil wir eine Glaskugel haben oder Glück im Spiel, sondern weil wir mit allen kommunizieren und daraus unsere Schlussfolgerungen ableiten.“

16 Antworten auf “„Darauf achten, was uns die Interessen Ungarns diktieren!“

  1. Es ist absurd. Ist es, wäre es in Ukraine Interesse sein, weitere Hunderttausende junge Männer beerdigen und weitere Millionen Auswanderer??
    Fur was und wem opfern? Es gibt lebenswertes Leben außer Nato und EU.
    Ukraine strebte an ein reinrassiger ukrainischer Nationalstaat. Niemand sagte ihr, dass in der EU die Staaten verpflichtet sind Minderheiten ” Ureinwoner” anerkennen. Hoffentlich die baltische Staaten, Polen machen Ukraine die Unterdruckung ihre Nationalitäten nicht nah.

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    1. Sehr geehrter Herr Rieger, wie ich von Bekannten, Freunden, Verwandten hörte, die Amerikaner sind beruhigt. In größtem Zahl. Amerika entscheidet nie wegen Außenpolitik.
      Worüber ich eine gewisse Zufriedenheit verspüre, dass Zensur nicht weitergeht. Es bringt in der EU Meinungfreiheit.
      Wenn jemand sich nicht freut über baldige Frieden ist Menschenmassen und Kriegstreiber.

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    1. Am besten fragen die Familien, Kindern, Ehefrauen der Gestorbenen und noch nicht gestorbenen.
      Wenn in Europa Hunderttausende ukrainische Wehrpflichtige fur ihres Land nicht kämpfen wollen, das sagt alles.
      Die haben mit den Füßen abgestimmt. Fur Frieden fur jeden Preis.

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  2. Frau Westermann, dasselbe könnten Sie auch von den russischen jungen Männern und deren Familien schreiben. Sie sehen das sehr einseitig. Wer will denn keinen Frieden ? Jeder Mensch (Aussgenommen ein paar hirnrissige “Führer”) möchte eigentlich nur in Frieden leben. Aber wenn man immer dem Aggressor nachgibt, ist das nicht unbedingt mit einem Leben in Frieden verbunden ! Das hat die Vergangenheit zu oft gezeigt.

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    1. Ich denke auch uber die russische Männern ähnlich. Seit dem 30 jährigen Krieg wurden die Männer in Europa dezimiert. Immer und wieder. Spätestens seit dem 1. Weltkrieg gibt es hier keine Männer zu verheizen. Egal aus welchem Ideologie.
      Europa Interesse IST Frieden. USA Interesse ist die Nationen aufzusetzen. Nuland 5 Milliarden Putsch in Kiew, die USA wollen ihre Investitionen bezahlt bekommen. Russisches und ukrainisches Leben und Verelendung spielt keine Rolle. Europäsches auch nicht. Einst waren sie Englands Kolonie. Jetzt versuchen die Erde ihre Kolonien zu machen.

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    2. Es ist davon auszugehen, daß es in Rußland viel mehr Kriegsfreiwillige als in der Ukraine gibt; seit Kursk erst recht. Nicht nur, weil die halbe Ukraine, die bei den freien Wahlen vor 2014 mit großer Mehrheit rußlandfreundlich wählte (sonst hätte Janukowitsch 2010 nicht gesiegt), seither unterdrückt wird; auch, weil die Ukrainer überhaupt unter dem westverschuldeten Krieg zu leiden haben, aber die Russen kaum.

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  3. Herr Orban ist erleichtert das Trump die Wahl gewonnen hat?

    Wieso, was wird Trump denn für Ungarn tun? Dessen Devise lautet: Make America great again.
    Deshalb gilt wohl für Orban : Gleich und Gleich gesellt sich gern.
    Nur das Herr Orban kein orangefarbenes Make up benutzt.

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