Im Schatten des Ukraine-Krieges erlebte Ungarns Hauptstadt den größten Friedensmarsch aller Zeiten. Foto: MTI/ Zsolt Czeglédi

Orbán am Nationalfeiertag:

„Die Freiheit ist kein Geschenk“

„Wir ziehen nicht in den Krieg, wir werden nicht für die Ukraine sterben, sondern für Ungarn leben.“ Das verkündete Ministerpräsident Viktor Orbán vor mehreren hunderttausend Teilnehmern des Friedensmarsches am 23. Oktober, im Gedenken an den Ausbruch der Revolution von 1956.
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Ministerpräsident Viktor Orbán: „1956 war Budapest die Hauptstadt der europäischen Freiheit, heute ist es die Hauptstadt des europäischen Friedens.“ Foto: MTI/ Zoltán Fischer

Orbán bedankte sich bei den Massen für die wahrscheinlich größte nationale patriotische Bewegung in ganz Europa, die das Land gegen den linksliberalen Mainstream und die Brüsseler Autokraten verteidigte. „Ihr habt seit sechzehn Jahren und wer weiß wie lange noch die einzige Regierung Europas an der Macht gehalten, die christlich und nationalkonservativ ist.“ Ungarn habe allein gegen das „Brüsseler Schlangennest“ seine Familien verteidigt und die LGBTQ-Aktivisten aus den Schulen vertrieben.

Millionen würden zu gerne mit uns tauschen

„Heute würden Millionen von Portugal über Deutschland bis nach Litauen zu gerne mit uns tauschen, für eine Heimat frei von illegalen Migranten und von verrückt gewordenen Gender-Aktivisten an den Schulen. Sie würden alles geben, nur um wieder zurückzukehren zu dem freien, christlichen und patriotischen Land von einst.“

Die Ungarn wachten gegen den ideologischen Wahnsinn noch rechtzeitig auf, blieben bei Verstand und hatten den Mut zum Widerstand. An die Teilnehmer des Friedensmarsches gewandt sagte Orbán: „Ihr zeigt Flagge, Glauben und Hoffnung genau so, wie einst am 23. Oktober 1956!“ Der Ministerpräsident erinnerte an die Revolutionäre, die nicht von dem Wunsch beseelt waren, Helden zu werden, sondern die einfach ihre verwundete Heimat verteidigten.

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„Die Ungarn wollen nicht viel vom Leben, sie begnügen sich mit der Freiheit.“ Foto: MTI/ Zsolt Czeglédi

„Heute zeigen wir der Welt, dass Ungarn nicht vergisst, nicht die Hand der Helden loslässt und bereit ist, immer neue Helden zu schaffen.“ Er charakterisierte die Ungarn als ein Volk, das zu allen Zeiten „mehr Geschichte schrieb, als man selbst benötigte“.

Die Revolution und der Freiheitskampf von 1956 erschütterten das gesamte Lügengebäude des Weltkommunismus und lehrten die Welt: „Die Freiheit ist kein Geschenk und keine Gnade, sie ist ein erkämpftes Recht.“ Ohne die Ungarn wäre der Kommunismus nicht gescheitert, aus der Revolution von 1956 folgten der Prager Frühling von 1968 und die polnische Solidarnosc, der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch der sozialistischen Weltordnung 1990.

„Niemand sagt uns, wie wir zu leben haben!“

Die Lehre von 1956 sei, dass sich die Ungarn immer wieder und gegen alle auflehnen werden, „die uns aus der Fremde aufzwingen wollen, wie wir zu leben haben“. Der Ungarn kenne nur diese eine Freiheit, an die er sich klammere, gegen alle Drohungen und Einschüchterungen der Weltmächte „oder eines Brüssels, das sich in einem jämmerlichen Selbstbetrug für eine Weltmacht hält“.

Orbán warf der EU-Zentrale die krasse Fehlentscheidung vor, in den Krieg ziehen zu wollen, und er spottete, „sie nennen sich mit einer unnachahmlichen Eleganz die Koalition der Willigen“. Aber diese Leute seien bereit, andere für sich sterben zu lassen, und dafür schicken sie immer mehr Geld und Waffen in die Ukraine. „Sie haben sich den russisch-ukrainischen Krieg zu eigen gemacht und stecken nun bis zum Hals drin.“

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Viktor Orbán: „Der großartige Gedanke vereinter europäischer Nationen mündete in Brüsseler Repressionen.“ Foto: Ministerpräsidentenamt/ Ákos Kaiser

Würde Brüssel die Friedensmission des US-Präsidenten nicht torpedieren, wäre der Krieg in der Nachbarschaft schon lange beendet. „Jeder weiß, mit Donald Trump im Weißen Haus wäre dieser Krieg niemals ausgebrochen.“ Ungarn gehöre zum Friedenslager, schon allein wegen der Ungarn Transkarpatiens, die in diesem Krieg den höchsten Preis bezahlen müssen. Dem heuchlerischen Westen warf der Ministerpräsident die Manier der alten Kolonialmächte vor, „denn während sie von der Unterstützung der Ukraine reden, geht es in Wirklichkeit längst um die Aufteilung der Ukraine“.

Obgleich sich die Ukrainer unanständig gegenüber ihrer ungarischen Minderheit verhalten, helfe Ungarn ihnen, einen Frieden zu schließen: „Wir sind das einzige Land in Europa, wo ein Friedensschluss möglich ist, und wir sind bereit dazu.“ Orbán bekräftigte, dass die Ungarn mit der bitteren Lehre aus zwei Weltkriegen, als starke und souveräne Nation, weder Geld noch Waffen noch Soldaten für den Krieg in der Ukraine geben werden.

Der Friedensmarsch in der Innenstadt von Pest. Foto: Ministerpräsidentenamt/ Ákos Kaiser

„Das Imperium will heimatlose Europäer“

Dann bezeichnete der Ministerpräsident die in fünf Monaten anstehenden Parlamentswahlen als Schicksalsentscheidung und die Anhänger des Oppositionslagers als „verirrte Seelen“, die man mit starken Worten überzeugen müsse. „Wir müssen ihnen sagen, dass Brüssel keine Hilfe bedeutet, sondern Gefahren, dass die EVP nicht unser Freund ist, sondern unser Gegner, die dem Land keine Entwicklung bringen, sondern es in den Krieg ziehen wollen. Wer glaubt, einen Regierungswechsel zu unterstützen, der unterstützt in Wirklichkeit den Krieg. Der unterstützt die Brüsseler Bürokraten, die unserem Land ihren Migrationspakt aufzwingen wollen, um auch Ungarn zum Einwanderungsland zu machen.“

Speziell an die Jugend gewandt warnte Orbán, „das Imperium in Brüssel will Europäer ohne Heimat“. In dieser Welt der digitalen und virtuellen Räume sei es schwierig, die Manipulation von der Wahrheit zu unterscheiden. Die wahre Welt von Frieden, Freiheit und Sicherheit Ungarns schwebe in Gefahr. „Seine Heimat zu verteidigen ist eine wahre Sache, kein Betrug und keine Manipulation.“

1956 kamen die Unterdrücker mit Panzern, heute agieren sie mit dem Entzug von Finanzmitteln. Der Ministerpräsident rief: „Ja zur Europäischen Union, nein zu Brüssel!“ Die Ungarn als eine Nation im Herzen Europas müssten 2026 erneut zeigen, dass sie den Mut besitzen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht in den Stürmen der Geschichte erpressen lassen.

Transparent des Friedensmarsches mit der Aufschrift: „Wir wollen nicht für die Ukraine sterben.“ Foto: MTI/ Robert Hegedüs

11 Antworten auf “„Die Freiheit ist kein Geschenk“

  1. “EU-Gipfel: Orban kommt zu spät – und genau das ist der Plan”
    Es ist allgemein bekannt, dass 23.10 ist in Ungarn Nationalfeiertag. Auf die Erinnerung auf 1956 Revolution. Ungarn hat die EU das Zusammentreffen zu verschieben. Ichglaube, Frankreich hätte auch es . Brüsseler Bürokraten habe es mit Absicht nicht gemacht. Also: Orban – wie sonst hat in der Feierlichkeit teilgenommen, die Teilnehmer der BÈKEMENET (Friedensmarsch) begrüßt und eine Rede gehalten. Hinterher auf das Flughafen gefahren und ab nach Brüssel.
    Lügenpresse!
    ODER: war es die Plan der Bürokraten,
    er erst ab heute an den Sitzungen teilnehmen soll?

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    1. Das ist für mich nicht logisch. Orban wusste, was auf der Tagesordnung stand und hätte leicht einen Vertreter schicken können. Andersrum wird für mich ein Schuh draus. Man wollte nicht in eine unangenehme Situation kommen, über ein bestimmtes Thema abzustimmen und hat es vorgezogen, nicht zu erscheinen. Vielleicht war es auch mit der EU abgesprochen.

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      1. Hatte auch. Herr Fico hatte schriftlich Orbans Erklärung, und wurde gebeten Orban Standpunkt zu widergeben.
        PS. Wenn die “Westen” alle andere Nationalfeiertage nicht kennt, 1956 október 23 schon. Warum hat Brüssel das Treffen ausgerechnet an diesem Tag plaziert? Ungarn hat zusätzlich um Verlegung gebeten.

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  2. In deutschen Medien wurde nix oder wenig berichtet. Phönix sendete live, als Orbán noch auf dem Kossuth-tér sprach – und zog bereits Resumé:
    Es kamen mehr als 10.000 zum Fidesz-Friedensmarsch, aber Péter Magyar liegt in den Umfragen deutlich vorne. Orbán ist nervös.

    Die Hilflosigkeit deutscher Sender wird offenbar, wenn nicht mal die Namen halbwegs richtig ausgesprochen werden.
    Mein Motto: Fidesch wird verlieren aber Fidesz wird gewinnen!

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