Die Republikon-Graphik zeigt die aktuellen Stimmenverhältnisse der Parteien, wenn am Sonntag Wahlen wären.

Parteien

Mehr Verlierer als Gewinner

Die Krise der Oppositionsparteien setzt sich fort.

Einen Monat nach den Parlamentswahlen von Anfang April maß das Republikon-Institut einen Vorsprung der Regierungsparteien von acht Punkten gegenüber dem Oppositionsbündnis. Das Institut des 21. Jahrhunderts sieht derweil in letzterem Bündnis allein die DK relativ gestärkt.

Effekt des „Sieger-Bonus“

Unter den sicheren Wählern legten Fidesz-KDNP bei Republikon um sechs Punkte auf 55% zu. Das erklären die Forscher freilich mit dem typischen Effekt des „Sieger-Bonus“ bei Umfragen kurz nach einer Wahl. Im Oppositionslager hätte die DK aktuell eigenständig mit 12% der Stimmen eindeutig die führende Rolle (die sie ja auch im neuen Parlament bekleidet), gefolgt von Momentum mit 9%, Jobbik mit 6% und MSZP mit 5%. Die Párbeszéd brächte es nach dieser Umfrage gleichauf mit der rechtsradikalen Mi Hazánk auf 4%, die LMP auf 3% und die Satirepartei des zweischwänzigen Hundes auf 2%. Der deutlich gestiegene Anteil unsicherer Wähler (22%) zeige derweil laut Republikon, dass viele vom Abschneiden des Bündnisses enttäuschte Wähler nicht entschieden hätten, welcher Partei des Oppositionslagers sie ihr Vertrauen schenken sollen.

Politische Krise verschont allein die DK

Das regierungsnahe Institut des 21. Jahrhunderts untersuchte gesondert den Zustand der Parteien des Oppositionsbündnisses. Demnach befinden sich gleich fünf der sechs Parteien in einer politischen Krise; die einzige Ausnahme bilde die DK von Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány. Die Momentum-Bewegung hatte 2017 mit der NOlimpia-Bewegung Aufmerksamkeit erregt, kopiere seither aber nur noch unkritisch westliche Muster. Gyurcsány werde die führungslose Momentum wahrscheinlich in eine neue Koalition führen, um das Lager der Jungwähler abzudecken. Die „Grünen“ (LMP und Párbeszéd) entbehrten jeder Basis und lebten nur von einigen wenigen Politikern und ihrem Image. Mit ihrem Schulterschluss mit DK und MSZP habe die LMP zudem ähnlich wie die Jobbik ihre eigene Identität aufgegeben. Die Jobbik hat ihren Charakter als national-konservative Partei eingebüßt und unterscheide sich heute in nichts von den Linken. Für ihre Krise spricht, dass der Parteitag unmittelbar nach der schwersten Niederlage in der Geschichte der Partei Péter Jakab das Vertrauen aussprach, der also weiterhin die Jobbik führen will. Obendrein habe sich der Spielraum der Jobbik mit dem Einzug der Mi Hazánk ins Parlament weiter eingeengt. Die MSZP hat binnen eines Jahrzehnts sogar zwei Drittel ihrer Wähler verloren und dürfte das erste Opfer des ehrgeizigen DK-Vorsitzenden werden. Eine erfolgreiche Erneuerung der Sozialisten erscheint unter diesen Vorzeichen mehr als fraglich.

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