Stimmungslage

Lange nicht mehr so mies

Zwei von drei Befragten meinen, die Dinge nehmen eine schlechte Richtung. Auch die EU-Mitgliedschaft Ungarns ist nicht mehr so beliebt, wie bisher.
27. Dezember 2022 15:30

Das Meinungsforschungsinstitut Medián untersuchte auch Mitte Dezember wieder im Auftrag der liberalen Wochenzeitung HVG die Stimmungslage in der Bevölkerung. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Seit langen Jahren schauten die Ungarn nicht mehr so pessimistisch wie heute in die Zukunft. Bei der gleichen Umfrage im Frühjahr glaubten noch 51% der Befragten, dass sich die allgemeine Lage positiv entwickelt – unbeeindruckt vom gerade ausgebrochenen Ukraine-Krieg. Heute glaubt bereits eine Zweidrittelmehrheit, dass sich die Dinge schlecht entwickeln. Im Mai standen immerhin 35% hinter den Sanktionen gegen Russland, selbst wenn diese die Wirtschaftslage und das Leben in Ungarn erschweren würden. Unter diesen Bedingungen stehen heute nur noch 26% der Befragten zu den Sanktionen.

EU verliert viele Anhänger

Das Lager der EU-Anhänger ist um zehn Punkte geschmolzen; nur halb so intensiv im Kreis der Oppositionswähler, aber gleich um rund zwanzig Punkte, von 83% auf 64% bei den Fidesz-Wählern. Die Medián-Forscher sehen in dieser Entwicklung eindeutig die Folgen der von der Regierung finanzierten intensiven PR-Kampagnen gegen Brüssel und die EU bzw. deren Russland-Sanktionen, des andauernden Konflikts der Orbán-Regierung mit der EU-Kommission und der laufenden ungarischen Vetos in Brüssel.

14 Antworten auf “Lange nicht mehr so mies

  1. Wer hat es wohl zu verantworten, dass die Preise in den Supermärkten in Ungarn mittlerweile höher sind, als in Deutschland?
    Diese Frage werden sich die Ungarn irgendwann einmal stellen.

    Währenddessen verhält sich Orban wie ein Elefant im diplomatischen Porzellanladen:

    https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-kiew-kritisiert-viktor-orban-scharf-a-f404ad78-6925-44fd-ada9-411b9335d9f8#kommentare

    Liest man die Leserkommentare, so kann man den Eindruck gewinnen, dass sich die Leser nicht daran stören würden, wenn Fidesz Ungarn aus der EU führen würde – im Gegenteil.

    Orban arbeitet – wissentlich oder nicht – an einem ungarischen EU-Austritt.
    Hoffentlich malen sich die ungarischen Bürger auch einmal aus, was dies für Ungarn bedeuten würde.
    Dagegen wären die blockierten EU-Mittel eine leichte Brise vor dem Sturm.

    0
    0
    1. Ich bin wie gesagt erst einige Wochen in Ungarn und die Preise sind hier bestenfalls so hoch wie in Deutschland (Markenschokolade z.B. ist etwa gleichpreisig) und ansonsten sind die Produkte in Ungarn deutlich billiger. Auch bei Obst bin ich immer wieder erstaunt wie günstig man gute Ware bekommt.
      Die Gasrechnung für meine Wohnung in Deutschland hat sich inzwischen verdoppelt und was noch kommt steht in den Sternen.
      Mir tun alle Menschen leid, die mit hohen Preisen zu kämpfen haben. Fakt ist jedenfalls dass sowohl BK Scholz als auch V Orban nach Aserbaidschan aufgebrochen sind um dort Energie einzukaufen.
      Was sollen sie denn sonst machen ?

      0
      0
      1. Nun – ich war heute im Supermarkt und im Baumarkt.

        Ganz konkretes Beispiel: 10kg Holzbriketts.
        In Deutschland 4,69€. In Ungarn mindestens 2999 Ft.

        Getränke – im Angebot:
        0,88€ in D.
        549 Ft in H.

        Vor allem hatte ich wirklich gestaunt, als ich sah, dass sich manche Waren im Preis verdoppelt hatten.

        Orban könnte den Ausbau erneuerbarer Energie vorantreiben, um Ungarn unabhängiger von Importen zu machen.
        Stattdessen will Fidesz mit russischen Krediten ein russisches AKW bauen, das mit russischen Kernbrennstäben betrieben wird. Und gleichzeitig reden die Fidesz-Leute ständig von Souveränität. 😉

        0
        0
        1. Vor allem bei vorgefertigtem Holz (Birkenpfosten z.B.) werden unglaublich Preise verlangt. Ja teilweise sind die Angebote teuer.
          Zwischendrin gibt es preiswerte Produkte, die bezahlbar sind (würde ich sagen).
          Für einen ungarischen Rentner ist das immer noch ein Problem, auch wenn er Angebote wahrnehmen kann. Ich wollte nicht in seiner Situation sein (in der eines deutschen Rentners auch nicht).
          In Deutschland hatte sich der Preis für einfache Haferflocken verdoppelt und zeitweise gab es überhaupt keine.

          0
          0
          1. Wie schon gesagt:
            In Deutschland müssen die Menschen einen geringeren Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Getränke ausgeben, als in Ungarn.
            Allein schon deshalb ist es für die Ungarn schwerer die Preissteigerungen aufzufangen, indem sie Konsum in anderen Bereichen zurückstellen.

            Lohnanpassungen und daran anknüpfend Erhühungen der Leistungen von Rentenversicherungen und Staat müssen zeitnah erfolgen.
            Gleichzeitig sollten die Menschen preisbewußter konsumieren.

            0
            0
    2. Sollte die nächste Europawahl keine Wende bringen, ist eine EU-Mitgliedschaft allerdings nicht sinnvoll, weil sie so nur Schaden bringt. Und es ist auch besser, dem US-Marionetten-Tyrannen Selenski nicht zu gefallen. Aber der Spiegel ist natürlich Propagandablatt (wie höchstens im Bahnhofsbuchhandel überhaupt anders erlaubt) für den US-Imperialismus in der Ukraine mit Hilfe des Marionetten-Putsch-Regimes.

      0
      0
  2. Dass es ein EU-Austritt von Ungarn möglich ist, habe ich auch schon gedacht Herr Hatzig.
    Wird das die Investitionsbereitschaft von großen Unternehmen schmälern ?
    Die Schweiz ist gar nicht in der EU und GB ist ausgetreten ohne unterzugehen.
    Österreich hat sich gegen den Beitritt von Rumänien in den Schengenraum ausgesprochen, und hat sich laut “Standard” damit selbst isoliert. usw. siehe Niederlande
    Wir leben in schwierigen Zeiten. Jeder will was vom Tischtuch haben. Und das Tischtuch ist einfach zu kurz.

    0
    0
    1. Oh je – ein EU-Austritt Ungarns wäre verheerend.
      Damit wären jegliche Grundlagen für weitere Investitionen ausländischer Unternehmen dahin.

      Die Schweiz – sofern man sie überhaupt als Vergleich heranziehen möchte – hat Beziehungen zur EU und Abkommen mit der EU, die lange gewachsen sind. Aber auch in der Schweiz kann man als Deutscher nicht mal eben etwas einkaufen und denn es gilt:
      “Wenn du Produkte in der Schweiz bestellst und nach Deutschland importierst, werden bei der Einfuhr verschiedene Abgaben fällig: die Einfuhrumsatzsteuer, Verbrauchssteuer und Zoll.”
      https://wise.com/de/unternehmensfuehrung/zollgebuehren/schweiz
      Und auch Mitnahmen bei Reisen gibt es einen Höchstbetrag: 300€.

      Man muss nur auch bedenken, dass ein EU-Austritt die Ungarn zu EU-Ausländern machen würde. Bis neue Abkommen geschlossen wären, wäre es vorbei mit der Freizügigkeit. Sogar der Gang zur Botschaft für die Beantragung eines Visums könnte notwendig werden.

      0
      0
      1. … und die EU würde sich wahrscheinlich mit Abkommen nicht beeilen, um den Menschen das Leben einfacher zu machen, sondern eher langsam daran arbeiten.
        Aber … wenn Orban weg wäre und Ungarn mit Flüchtlingen geflutet würde, wer hat etwas davon ? Niemand. Die Flüchtlinge würde über kurz oder lang nach Österreich weiter wandern, weil es dort “kommod” ist und Geld und Unterstützung vorhanden sind, die man in Ungarn nicht erwarten kann. Was also soll ein Sturz von Orban bringen ?
        Ausserdem wird Orban vermutlich seine Kontakte nutzen und anderweitige Finanzströme eröffnen. Das würde mich jedenfalls nicht wundern.

        0
        0
        1. Solche Abkommen benötigen Zeit.
          Und es müssten Voraussetzungen erfüllt sein, die Ungarn mittlerweile gar nicht mehr erfüllt.

          Flüchtlinge in Ungarn?
          Die wollen dort doch gar nicht in Ungarn bleiben.
          Und: Wäre Ungarn nicht mehr in der EU, wären die Grenzen zu Ungarn EU-Außengrenzen.
          Dann würde wahrscheinlich die österreichische ÖVP einen Zaun bauen und die Flüchtlinge würden in Ungarn stranden.

          Welche Finanzströme sollte Orban denn öffnen?
          Putins Interesse an Orban würde ziemlich sinken, wenn er nicht mehr im EU-Rat sein Veto einlegen könnte.
          Die Rating-Agenturen wären sicherlich nicht begeistert von einem EU-Austritt Ungarns, was die Finanzströme ziemlich abschwächen würde.

          0
          0
          1. Finanzströme ? Ja wer hat Intere3sse an einem funktionierenden Ungarn ?
            Immerhin Ungarn seit dem Krieg fast 1 Million Ukrainer aufgenommen und beschäftigt oder unterstützt. Es ist nicht im Interesse der Ukraine u.a. wenn diese zurück gehen müssten, weil hier keine Unterstützung mehr möglich ist.
            Auch Österreich möchte eher geordnete Flüchtlingsströme, weshalb finanzielle Unterstützung an der südlichen Grenze von Ungarn ein Thema sein .könnte
            Ausserdem denke ich, dass Weltunternehmen wie BMW ihren Einfluss bemerkbar machen werden, denn sie haben schon investiert.
            Und viele Dinge, die ich als Rentnerin gar nicht weiß.
            Ungarn nimmt geographisch eine zentrale Rolle ein, die auch wirtschaftlich allmählich herausragt (finde ich).

            0
            0
            1. Finanzströme folgen rein wirtschaftlichen Regeln.

              Flüchtlinge?
              Es kamen sogar 1,6 Mio. Ukrainer über die ukrainische oder rumänische Grenze.
              Einige wollten auch in Ungarn bleiben, seit Beginn des Krieges bis Juli haben etwa 25.000 Ukrainer*innen den temporären Schutz in Ungarn beantragt.
              Aber die große Mehrheit zog weiter in andere EU-Staaten.
              Polen hat die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen. Laut UNHCR sollen es 1,5 Millionen sein.
              Bis 8.Nov. sind schon über 1 Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland gefohlen.

              Ungarn ist – wie auch bei den anderen Flüchtlingen – nur ein Durchgangsland.

              Unternehmen wie BMW investieren im EU-Binnenmarkt, mit all seinen Vorteilen – nicht im EU-Ausland in Europa.

              0
              0

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel

14. November 2025 16:40 Uhr
BZ+
14. November 2025 15:25 Uhr
BZ+
14. November 2025 11:00 Uhr