Korruption

Kulturell fest verankert

Wie die Integritätsbehörde zeigt, hält eine Mehrheit der jungen Ungarn zwischen 15 und 29 Jahren Korruption für weit verbreitet, lehnt diese jedoch ab.

74% der befragten Jugendlichen sehen Bestechung und das Ausnutzen von Beziehungen als den einfachsten Weg zu öffentlichen Dienstleistungen in Ungarn. Mehr als zwei Drittel sind überzeugt: Korruption ist fest in der ungarischen Geschäftskultur verankert. Die Studie basiert auf einer Eurobarometer-Umfrage unter jungen Ungarn. Das Institut der EU-Kommission stellte die Daten der Integritätsbehörde zur Verfügung.

Beachtliche 87% der befragten Jugendlichen halten Korruption in Ungarn für weit verbreitet. Für den Zeitraum 2021-24 sehen 38% der Befragten keine Veränderung im Ausmaß der Korruption. Je 25% berichten von leichter bzw. starker Zunahme. Die Jugendlichen orten Korruption besonders bei politischen Parteien (49%), Politikern (48%) und im Gesundheitswesen (41%). Die junge Generation lehnt Gegenleistungen für öffentliche Dienste – ob Geld, Geschenke oder Gefälligkeiten – weitgehend ab.

Allerdings wissen nur 29% der Jugendlichen, an wen sie sich bei Korruptionsfällen wenden können. Die Hauptgründe für ausbleibende Anzeigen liegen in den Beweisschwierigkeiten (17%), dem unzureichenden Schutz für Hinweisgeber (16%) und der verbreiteten Passivität trotz Kenntnis der Fälle (15%).

2 Antworten auf “Kulturell fest verankert

  1. WORAUF BEZIEHT SICH DIESER SCHEINBAR WEIT VERBREITETE KORRUPTIONSVORWURF?
    ICH BIN WEDER BEI GESUNDHEITSLEISTUNGEN NOCH IM HANDWERKSBEREICH DIESEM VORWURF BEGEGNET. WENN ICH EINER SEKRETÄRIN, DIE MIR IMMER (ALS DER UNG. SPRACHE NICHT MÄCHTIG) SEHR HILFSBEREIT UND FREUNDLICH ENTGEGENKOMMT, EINMAL FÜR SIE UND IHRE KINDER EIN EIßESSEN SPENDIERE, IST DAS SCHON KORRUPTION?
    ICH BIN NUR EINIGE MONATE IM JAHR IN UNGARN. DAHER HÄTTE ICH GERN “ROß UND REITER”
    IN EINEM SOLCHEN BERICHT GENANNT.

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    1. Auch mir, der ständig in Ungarn lebt, stellt sich diese Frage immer wieder. Ich habe bislang nie erlebt, dass jemand ungerechtfertigt “die Hand aufgehalten” hätte. Freundlichkeit und Bescheidenheit reichen gewöhnlich völlig aus, um zu erreichen, was man möchte.

      Wahrscheinlich beruht die Einschätzung der meisten Befragten gar nicht auf eigenen Erfahrungen, sondern auf Äußerungen Dritter, die unkritisch übernommen werden. Wie sonst sollten die Jugendlichen Korruption gerade bei Parteien und Politikern festgestellt haben, zu denen die meisten wohl noch gar keinen persönlichen Kontakt gehabt haben dürften?

      Wir kennen dieses Phänomen ja von anderen Narrativen: Wenn etwas oft genug behauptet wird, erscheint es der Masse glaubwürdig.

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