Kleiner Ort gegen große Bebauung

Das Regierungsamt von Somogy bewilligte Anfang des Monats die Baugenehmigung für ein siebengeschossiges Monstrum unmittelbar am Ufer des Plattensees. Eigentlich verbietet der besondere Schutzstatus des größten ungarischen Sees derartige Bauten, eine Regierungsverordnung erklärte jedoch das betroffene Gelände rund um den „Club Aliga“ einschließlich des Uferstreifens zu einer „volkswirtschaftlich bedeutsamen Zone“. Die Gemeinde wendet sich an das Verfassungsgericht, weil u. a. ein einschlägiges Gesetz missachtet wird, das seit 2018 den Zugang zum Balaton für die Allgemeinheit gewährleisten soll. Die im Staatsbesitz befindliche Liegenschaft auf 8.300 m² fungierte früher als Kinderferienlager. Obgleich Balatonvilágos von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machen wollte, veräußerte die Nationale Vermögensverwaltung (MNV) das wertvolle Grundstück im Vorjahr an eine Privatfirma, laut Bürgermeister für 326 Mio. Forint (knapp 900.000 Euro). Gegen das geplante Bauvorhaben wendet sich auch der Parlamentsabgeordnete des Wahlkreises, Mihály Witzmann (Fidesz).

Die börsennotierte Appennin Holding gab erst vor wenigen Tagen bekannt, für das Projekt „Club Aliga“ 1,3 Mrd. Forint an Fördermitteln zu erhalten. Unmittelbar neben dem Balaton-Hafen soll ein neues touristisches Zentrum entstehen. Mit dem umstrittenen Bauprojekt auf dem Nachbargrundstück will man aber nichts zu tun haben. (Die besagte Regierungsverordnung hat freilich beide Grundstücke in die strategisch wichtige Zone eingeordnet.)