Im Gespräch mit dem konservativen Magazin Mandiner bedauerte Viktor Orbán den Verlust von Judit Varga, die das Zeug zur Führung des Landes hatte. Fotos: Screenshots/ youtube-Mandiner

Orbán im Interview:

„Ich bin einer, der gerne alles bis zu Ende denkt“

„Im Denken bin ich radikal, im Handeln zurückhaltend.“ Das bekannte Ministerpräsident Viktor Orbán in einem 70-minütigen Interview für das konservative Magazin Mandiner, das gleich am ersten Tag rund 200.000 Mal aufgerufen wurde.
Ministerpräsident Viktor Orbán: „Politik ist wie Rugby: Wer dafür zu bequem ist, wird schonungslos zu Boden gerissen.“

Das Ausscheiden der vormaligen Justizministerin Judit Varga aus der Politik war der größte Verlust für den Fidesz, gestand der Ministerpräsident offenherzig ein. „Sie hatte das Zeug, das Land zu führen.“ In der Politik habe es Seltenheitswert, dass jemand „perfekt“ ist, auch Varga hätte noch vier bis acht Jahre Erfahrungen sammeln sollen. Aber sie war ein für die Politik geborenes Talent und „brillant“. Umso bedauerlicher und schmerzhafter sei, dass sie unter ihrer Ehe mit Péter Magyar bis zum Bruch litt – Judit Varga trat nach Offenlegen des sog. „Begnadigungsskandals“ durch ihren Ex-Gatten nicht nur vom Amt zurück, sondern kehrte auch der Politik den Rücken. (Der Skandal richtete sich in erster Linie gegen die damalige Staatspräsidentin Katalin Novák, die Orbán im jetzigen Interview als das zweite „Supertalent“ Ungarns bezeichnete.)

„Mit uns fahren alle gut…“

Im Zusammenhang mit diesem Rücktritt, mit dem das Land ungemein viel verloren habe, verwies der Ministerpräsident auf die enorme Selbstdisziplin, die eine Regierungspartei außerhalb des Wahlkampfes aufbringen muss. „Ein Land kann sich nicht leisten, dass sich die Regierung mehr als unbedingt nötig mit den politischen Gegnern befasst. Im Wahlkampf ist das anders, da müssen die Schlachten geschlagen werden.“ Im Übrigen führe er keine Auseinandersetzungen mit Péter Magyar oder der Tisza-Partei, sondern mit deren „Herrchen“. Denn während er den Ungarn diene, verfolgten seine Gegner Absichten, die nicht von den Interessen der Ungarn ausgehen. Es sei eine alte Weisheit, aktuell-politisch aber eher eine süß-saure Aussage, dass „mit uns noch jene gut fahren, die nicht für uns stimmen, mit ihnen aber selbst jene schlecht fahren, die für sie gestimmt haben“. Dann verglich Orbán die Politik mit Rugby, wo jener Spieler von allen attackiert wird, bei dem der Ball ist: „Du musst dich während du rennst prügeln, wer dafür zu bequem ist, wird schonungslos zu Boden gerissen.“

Kommunikation verliert an Niveau

Der Ministerpräsident behauptete in dem Gespräch, seine Regierung arbeite Tag für Tag hart für ein besseres bürgerliches Ungarn. Dies sei keines von den Ländern, die auch ohne Regierung gut auskommen. „Wenn bei uns der Staat nicht gut funktioniert, nicht gut geführt wird, dann fallen die Gemeinschaften auseinander, kommt das Leben zum Stillstand.“ Zugleich bedauerte Orbán das sinkende Niveau der politischen Kommunikation. Leute wie Verkehrsminister János Lázár, der drei Stunden am Stück Fragen und Kritiken von Bürgern auf Straßenforen wie „ein internationaler Meister der Kommunikation“ beantwortet, seien Mangelware. Er selbst denke radikal und alles bis zu den letzten Konsequenzen durch, handle aber zurückhaltend, denn ein radikales Handeln sei verwerflich.

Natürlich durfte auch König Fußball in dem Gespräch nicht fehlen. Orbán bekannte freimütig, er glaube fest daran, noch ein WM-Finale mit Ungarn zu erleben. Er vertraue auf Kapitän Dominik Szoboszlai als echte Führungspersönlichkeit und stelle geheim sein „Traumteam“ zusammen.

9 Antworten auf “„Ich bin einer, der gerne alles bis zu Ende denkt“

  1. Welches Glück für Ungarn einen Staatsmann vom Format eines Victor Orban an seiner Spitze zu wissen, auch wenn sicher einige Unwissende nicht in der Lage sind dies geistig nach zu vollziehen, weil es eben an diesem fehlt. Victor Orban einer der gr0ßen Staatsmänner, Freiheitskämpfer und Denker. Eigentlich müssten seine Ziele von Freiheit und Gerechtigkeit und Einsatz für den Bürger überall Anklang finden, aber in einer falschen korrupten Welt ist dies nicht der Fall.

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          1. Noch jemand mit Gedächtnisschwund.
            Was Sie schreiben wird nicht wahrer wenn es mehrfach falsch dargestellt wird.
            Einfach noch mal die Ursprungsaussage lesen, so als Gedächtnisstütze.
            Ist doch nicht schlimm wenn man Probleme mit verstehendem lesen hat.

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      1. Ich denke V. Orban ist sehr geschickt u. gewieft mit dem Verkauf potemkinscher Dörfer. Daß die extreme Rechte im Ausland da anspringt verwundert mich nicht, da ist man schnell ein Retter und Heros. Deswegen auch sein Fokus auf “souveräne Außenpolitik”, ein Theater für gerade diese Klientel.

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