Ministerpräsident Viktor Orbán spricht zu den Aktionären der OTP Bank-Gruppe. Fotos: Ministerpräsidentenamt/ Vivien Cher Benko

Orbán bei der OTP:

„Geld stinkt nicht, aber…“

Wenn es gelingt, den Ukraine-Krieg zu beenden, eröffnen sich für die OTP Bank riesige Möglichkeiten. Diese Aussicht teilte der Ministerpräsident auf der Jahresversammlung der Aktionäre am Freitag mit.

Die Jahreshauptversammlung hatte einen ungewöhnlichen, prominenten Gast: Ministerpräsident Viktor Orbán. Der schlussfolgerte aus der Friedensstrategie Ungarns, diese sei ein Vorteil für expandierende Unternehmen, weil das Land als zuverlässiger Partner wahrgenommen wird. So sei die OTP als Investor in der Ukraine ebenso wie in Russland, aber auch auf dem Balkan, in Moldawien und in Mittelasien ein gern gesehener Wirtschaftsakteur.

Wähler härter als Aktionäre

Das Flaggschiff des einheimischen Bankensektors lege Jahr für Jahr eine Leistung hin, „vor der wir unseren Hut heben müssen“. Ungarns nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2026 rund 95.000 Mrd. Forint (237,5 Mrd. Euro) erreichen, die Schuldenquote auf 73,2% am BIP, das Haushaltsdefizit auf 3,7% sinken, während „mindestens“ 4,7 Mio. Beschäftigte am Arbeitsmarkt aktiv sind, zählte Orbán auf. Das staatliche Vermögen habe sich seit 2010 (bis Ende 2023) auf nahezu 23.000 Mrd. Forint praktisch verdoppelt. „Das Land ist keine Aktiengesellschaft, seine Aktien stehen nicht zum Verkauf an.“ Die Wähler könnten den „Vorstand“ alle vier Jahre mühelos rauswerfen, was sie von den „weichmutigeren“ OTP-Aktionären unterscheide. Die Opposition verglich der Ministerpräsident mit dem Aufsichtsrat, an welches Bild er die Hoffnung knüpfte, dieser möge bei der Bank seine Arbeit besser machen.

„Wir sind nicht bankenfeindlich“

Er wies die Kritik zurück, die Regierung sei „bankenfeindlich“, nur weil sie sich auf die Seite der Schwächeren, der Bürger stelle. Jedes Finanzsystem brauche ein Gleichgewicht, die Regierung arbeite daran, „im optimalen Fall im Einvernehmen mit Ihnen“, sagte Orbán an die Aktionäre und den OTP-Vorstand gewandt. Zugleich betonte er die strategische Rolle der Banken, denn es gebe kein reiches Land mit armen Banken. Der Schulterschluss sei an zahlreichen großen Vereinbarungen abzulesen, unter denen die Ablösung der Fremdwährungskredite herausragte.

Lange Zeit dominierte die Auffassung, die Herkunft des Bankkapitals sei gleichgültig. „Man hatte uns beigebracht, Geld stinkt nicht. Dann mussten wir lernen, dass dies auf die Eigentümer nicht zutrifft. In der globalen Finanzkrise 2008 zogen die ausländischen Mutterbanken ihr Geld eiligst aus Ungarn ab, gaben keine Kredite mehr und ließen uns austrocknen.“ Seine Regierung arbeitete deshalb seit 2010 konsequent an der Umsetzung der Zielstellung, der ungarische Bankensektor müsse zu mindestens 50% in ungarische Hand gelangen, was seither der Fall ist.

Nationalen Champion nicht verscherbelt

Das Kreditvolumen der OTP-Bankgruppe von 22.600 Mrd. Forint sei allein für sich genommen größer als jenes aller anderen in Ungarn aktiven Banken zusammen. Die OTP-Gruppe sei dermaßen erstarkt, dass man 2024 Geschichte geschrieben hat, indem bereits 70% des Gewinns aus dem Ausland herrühren – ein einmaliger Vorgang in Ungarns Wirtschaft. Diese Gruppe wurde seit der Wende konsequent von einem Mann aufgebaut, der „ein ungarisches Großunternehmen als potenziellen nationalen Champion bewahren konnte“, während sich der Staat komplett zurückzog. „Sándor Csányi und sein Team haben nicht zugelassen, dass die OTP verscherbelt wird, sie wehrten alle Übernahmeversuche ab, das Management hält bis heute die strategische Geschäftsführung unter Kontrolle“, würdigte der Ministerpräsident.

Premier Viktor Orbán lobte OTP-Chef Sándor Csányi, den Diamanten lieber selbst geschliffen zu haben, statt diesen an Ausländer zu verscherbeln.

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