Gedenkausstellung im Rathauspark von Budapest. Fotos: Facebook/ Budapester Rathaus

Gedenken an Opfer der Mordserie

Gegen den Rassismus

Am Freitag gedachte die Stadtführung von Budapest gemeinsam mit Roma-Organisationen der rassistisch motivierten Mordserie von 2008/09 gegen Zigeuner.
24. Februar 2025 10:18

„Wenn wir die Rechte einer beliebigen Minderheit schützen, dann schützen wir damit unsere eigene Freiheit“, erklärte OB Gergely Karácsony auf der Gedenkveranstaltung im Rathauspark, wo eine Fotoausstellung zum Gedenken an die Opfer eröffnet wurde. Der linksliberale Politiker erinnerte daran, dass damals Neonazis über Monate ungehindert wild auf Roma-Opfer schießen konnten, wobei sie sechs Menschen töteten. Besonders brutal war der Angriff auf eine Zigeunerfamilie in Tatárszentgyörgy: Die Täter zündeten das Wohnhaus zuerst mit einer Brandbombe an und streckten den mit seinen kleinen Kindern aus dem brennenden Gebäude flüchtenden Vater kaltblütig mit Schüssen nieder. „Niemand kann die Freiheit der anderen einschränken, ohne damit seine eigene Freiheit einzuschränken“, meinte Karácsony. Deshalb fühle „die Hauptstadt der Nation Verantwortung für alle Ungarn“. Und deshalb habe Budapest den Gedenktag für das schreckliche Verbrechen vom 23. Februar 2009 eingeführt, ungeachtet der Tatsache, dass alle Anschläge der Neonazis in Dörfern geschahen.

OB Gergely Karácsony mahnte, die Freiheit aller zu schützen.

Ein irreführender Begriff

Im Namen der Roma-Gedenkkommission erklärte Béla Rácz, die Bezeichnung „Roma-Morde“ sei falsch, denn nicht Zigeuner haben diese Verbrechen ausgeführt, es handelte sich um eine Serie rassistischer Terroranschläge, deren Opfer Roma waren. „Der Oberbürgermeister und die Budapester Bürgerschaft haben verstanden, dass sich dieser Terror gegen ganz Ungarn richtete.“ Alles habe mit Worten begonnen, aber auch heute würden sich als Sozialisten bezeichnende Politiker ungestraft zigeunerfeindliche Aussagen machen dürfen.

Feige Attacken durch Neonazis

Die Budapester Bürgerschaft beschloss am 1. April 2024 einstimmig, den 23. Februar zum Gedenktag an die Mordserie an Roma von 2008/09 zu erklären. An jenem Tag wurden Róbert Csorba und sein sechsjähriger Sohn vor dem eigenen Haus in Tatárszentgyörgy feige ermordet. Die vier Täter verübten mit Jagdwaffen, die sie bei einem Raubüberfall im März 2008 erbeutet hatten, zwischen Juli 2008 und August 2009 insgesamt neun Anschläge, bei denen sie sechs Menschen töteten und weitere schwer verletzten. Die drei Haupttäter – bekennende Neonazis, die sich für frühere Zigeuner-Straftaten rächen  und die Bevölkerung gegen die Minderheit aufwiegeln wollten – erhielten wirksam lebenslängliche Haftstrafen (wo eine Freilassung frühestens nach 25 Jahren geprüft werden kann), der Fahrer des Fluchtautos wurde für 13 Jahre ins Zuchthaus gesteckt.

Geheimdienste schauten zu

Die Geheimdienste der linksliberalen Gyurcsány-Regierung schauten dem Treiben der Verbrecher nicht nur tatenlos zu, sie stellten sogar die Observierung der Männer ein, die noch im Vorfeld als gemeingefährlich eingestuft worden waren. Die Orbán-Regierung bat die Justiz um ein hartes Vorgehen, die Kurie als Oberster Gerichtshof schloss den Prozess 2016 rechtskräftig ab, indem sie die harten Urteile gegen die Mörder bestätigte.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel

22. März 2025 11:00 Uhr
22. März 2025 10:20 Uhr