Die Satirepartei – hier das Plakat einer derzeit laufenden landesweiten Aktion – kommentierte: „Nur noch 3 Prozentpunkte fehlen uns zum Fidesz! Die heiß ersehnten 110% sind nahe!“ Foto: Sozialmedien/ MKKP

Sonntagsfrage

Fidesz kontra Satirepartei?

Wenn man die Wähler in zwei Altersklassen einteilt, zeigt sich ein bizarres Bild. Zumindest wollen das die Meinungsforscher von Medián herausgefunden haben.
20. Februar 2023 14:06

Wären am kommenden Sonntag Wahlen, führten die Regierungsparteien auch dieser Erhebung zufolge haushoch, mit 59%. Auf Platz 2 folgt die DK von Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány mit 14%, dahinter noch weiter abgeschlagen die rechte Mi Hazánk (7%) und die liberale Momentum (5%). Einen Haken hat diese Zahlenreihe aber doch: Sie gilt nur für Wähler ab 40 Jahren aufwärts.

Der zweischwänzige Hund ist die Zukunft

Medián ordnete die Antworten der Wähler zwischen 18 und 39 Jahren gesondert ein und stieß in dieser Altersgruppe auf verblüffende Ergebnisse. Im Kreis der jüngeren Wähler brachte es der Fidesz nämlich nur auf 22%! Der einzige Trost für die seit 2010 durchregierende Partei von Ministerpräsident Viktor Orbán dürfte darin bestehen, dass die DK mit 4% in dieser Altersgruppe sogar an der Parlamentshürde scheitern würde. Nahezu drei Viertel der jungen Wähler plädieren derweil für keine der Parteien, die seit der Abwahl der ersten frei gewählten Regierung Ungarns nach der Wende, also von 1994 bis 2010 abwechselnd die Geschicke des Landes in ihren Händen hielten. (Das konservative MDF und den liberalen SZDSZ gibt es schon lange nicht mehr, die MSZP dümpelt seit der Wahlniederlage von 2010 und der DK-Abspaltung vor sich hin.)

Die Medián-Graphik zeigt die Stimmverhältnisse der Sonntagsfrage nach Altersgruppen.

Im Kreis der jüngeren Wähler sieht Medián gleich hinter dem Fidesz die Satirepartei des zweischwänzigen Hundes (MKKP) auf Platz 2: Die außerhalb des Parlaments agierende Partei würde hier auf 19% der Stimmen kommen! Deutlich stärker als im Gesamtbild schneidet zudem die Momentum (16%) ab, ebenso wie die Jobbik (10%), die freilich noch von ihrer rechten Abspaltung, der Mi Hazánk (14%) überflügelt wird. Die neue Bewegung „Ein Ungarn für alle“ (MMM) des OB von Hódmezővásárhely und vormaligen Spitzenkandidaten des Oppositionsbündnisses, Péter Márki-Zay, bringt es auf 5%, die Grünen (LMP, Párbeszéd) sprechen demnach auch unter den jüngeren Wählern keine Massen an.

Ältere gegen inaktive Wähler

Das Meinungsforschungsinstitut betont im Zusammenhang mit dieser Analyse relevante Aussagen für einen künftigen Wahlausgang: DK und Fidesz haben die ältesten Wähler (bei den Rentnern führt die Regierungspartei mit zwei Dritteln), und die restliche Opposition außer der DK muss mit dem Dilemma inaktiver Wähler kämpfen. Die von Medián gezogene Altersgrenze von 40 Jahren teilt die Wähler in zwei Lager, zwischen denen die Bereitschaft, aktiv Einfluss zu nehmen, um zehn Punkte auseinanderklafft – zu Ungunsten der jüngeren Generationen.

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