Kanzleramtsminister Gergely Gulyás erinnerte mit den Worten von US-Präsident John F. Kennedy an den Verrat des Westens. Foto: MTI/ Tamás Kovács

Am Vorabend der Revolution

Fackelzug der jungen Generation

Am Dienstagabend bewegte sich schon traditionell ein Fackelzug von der TU Budapest aus längs der Donau zum Bem tér.
23. Oktober 2024 16:28

Am 22. Oktober 1956 hatten die Studenten ihre Forderungen für einen demokratischen Wandel formuliert und wollten im Zeichen der ungarisch-polnischen Freundschaft und aus Solidarität mit den Arbeitern von Poznan zur Statue des polnischen Generals Bem ziehen, der Ungarn in seinem Freiheitskampf 1848/49 unterstützt hatte.

Am Dienstagabend wurde die aus überwiegend jungen Leuten bestehende Menge von drei klassischen Csepel-Lastern aus der Revolutionszeit angeführt. Den Zug prägten Fackeln und die Revolutionsfahnen mit dem Loch, das entstand, weil die aufgebrachten Menschen das verhasste kommunistische Wappen aus der Mitte der Nationalflagge herausschnitten oder -rissen.

Was heute selbstverständlich ist

„Die Freiheit verdient ihren Preis, es lohnt dafür zu kämpfen“, meinte Kanzleramtsminister Gergely Gulyás beim feierlichen Gedenken an der Technischen Universität, noch bevor sich der Fackelzug in Bewegung setzte. Weil seit den ersten freien Wahlen im Nachwende-Ungarn mittlerweile mehr Zeit ins Land gegangen ist als von der Revolution bis zur Systemwende 1989, müsse den in Freiheit aufwachsenden Generationen immer wieder eingeschärft werden, dass diese Selbstverständlichkeit der Revolution von 1956 entspringt.

Ungarn im Stich gelassen

Gulyás erinnerte an die Worte von US-Präsident John F. Kennedy, der die Verantwortung dafür, dass die Ungarn im Stich gelassen wurden, der gesamten amerikanischen Nation, ja der ganzen Welt ankreidete. „Und dieser Verrat des Westens widerspiegelt sich in unserem Alltag. Denn wen damals die Unterwerfung der Magyaren nicht störte, den stört heute unsere Freiheit. Wer sich nicht an der damaligen Marionettenregierung störte, den stört heute die demokratisch gewählte Regierung Ungarns. Jene, die vor 80 Jahren rein gar nichts für ihre Freiheit tun mussten, wagen heute die demokratische Überzeugung jener anzuzweifeln, die in einer Diktatur die Fahne der Freiheit emporhoben“, summierte der Minister.

Csepel-Lastwagen…
…an der Spitze des Fackelzugs. Fotos: MTI/ Tibor Illyés

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